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Can war tatsächlich eingeschlafen. Er hatte den Kopf auf den Tisch gelegt, der Stift hing noch in seiner Hand und sein Atem ließ die Blätter rascheln. Celeste schob sich vorsichtig in den Raum, nachdem die Agenten die Spuren des Schattens beseitigt und mit einer gründlichen Reinigung begonnen hatten.

„Schlechte Energien“, hatte der Agent namens Kajam gemeint, während er mit seinem Licht die Küche ausfegte und die Dunkelheit verschwinden ließ. 

Auch Agentin Nashira nickte: „Diese Schatten sind schrecklich. Sie versuchen ständig, Macht über einzelne Menschen zu erlangen … Ich wünschte, wir könnten immer alle retten.“

„Wie hast du mich gefunden?“, fragte Celeste leise, während sie die Aktion beobachtete und Cosmo ihr half, die Spuren der Dunkelheit aus ihrem Energiekörper zu entfernen. Der Agent schüttelte den Kopf.

„Ich hatte von Anfang an ein schlechtes Gefühl bei der Sache. Vega meinte zwar, es sei gut, wenn du als einfühlsame Wunscherfüllerin selbst runtergehst, weil wir Agenten schon reihenweise bei ihm versagt haben …“

„Moment, es waren schon öfters Leute hier?“

Cosmo nickte zögerlich. „Ich war dagegen, aber ein Team hatte vorher einen Schatten gebannt. Wir wussten nicht, dass es noch einen Zweiten gab. Wie auch immer … Ich habe dich im Blick behalten. Weil alles gut aussah, bin ich kurz los, um die Wünsche aus dem Fangnetz der Sternschnuppen-Sonderlieferung zu sammeln - und dann bekam ich die Nachricht, dass du Hilfe brauchst. Wäre die Sternschnuppe nicht gewesen, wäre ich viel eher hier.“

„Nicht schlimm.“ Celeste legte ihm die Hand auf die Schulter und lächelte. „Es ist ja alles gut gegangen. Und die Menschen brauchen ihre Träume. Sie sind sonst viel zu anfällig für die Schatten.“

Sie blickten beide zu der Stelle, wo der Schatten verschwunden war, dann nahm Cosmo ihre Hand und zog sie zu Can. Oder zu Seele 336699, wie er sie nannte. Celeste betrachtete ihn still. Er sah ruhig aus, fast friedlich, wie er so über seinen Schriftstücken schlummerte, und nun traute sie sich, durch seine Haare zu fahren und ihm einen Funken ihrer frischen Energie zu schicken.

„Was ist das?“ Cosmo runzelte die Stirn, als er die Zettel unter seinem Kopf musterte. Vorsichtig zog Celeste ein paar Blätter hervor - es waren keine Aufgaben, wie sie gedacht hatte, sondern persönliche Gedanken.

Meine drei größten Wünsche, stand dort in verschnörkelter Schrift. Celestes Energie pulsierte wie wild und ließ ihre Haare Blitze werfen. Sie starrte die Worte so lange an, bis auch Cosmo realisierte, was Can geschrieben hatte.

„Wow, du hast es geschafft“, wisperte er.

Can hatte eine Liste begonnen. Scheinbar hatte er selbst bemerkt, wie planlos er durchs Leben steuerte, oder die Sternschnuppe hatte ihm seine Ratlosigkeit vor Augen geführt. Oder es war ihre Stimme gewesen, die in der Küche zu seinem Unterbewusstsein hindurchgedrungen war … Ganz egal, was ihn letztendlich dazu bewogen hatte - plötzlich begann Celeste zu verstehen, warum der Schatten ihn heute Nacht nicht persönlich angegriffen hatte.

Er hatte nicht die Macht dazu gehabt.

„Wow.“

Eine Millionen Euro, stand dort als erstes geschrieben. Es war durchgestrichen worden. Zu banal, hatte er notiert. Glück hängt nicht von Geld ab.

Dann: Ein toller Job - mit dem Kommentar: Was will ich eigentlich?

Und Mehr Zeit für meine Familie mit einem dicken Ausrufezeichen. 

Und für mich, hatte er etwas kleiner ergänzt. Celeste wunderte sich, wie er in all der Zeit nur so wenig geschafft hatte, doch vermutlich brauchte er Zeit, wenn er sowas zum ersten Mal in seinem Leben machte. Wunschzettel zu Weihnachten waren als Kind ein guter Anfang - aber wenn es um das Wichtige im Leben ging, brauchte er mehr Ruhe.

„Ich glaube, er ist auf dem richtigen Weg. Die Schatten werden ihn so nicht mehr kriegen können.“ Cosmo lotste sie aus dem Raum, um Can weiterschlafen und träumen zu lassen, und Celeste wurde beinahe ein wenig sehnsüchtig, als er ein Lichtportal öffnete und die ersten Agenten bereits zurück ins Universum sprangen.

„Meinst du, ich höre von ihm?“

„Sicher. Du bedienst doch das Visions-Verzeichnis. Mit seiner Kraft wird dir Seele 336699 öfter über den Weg laufen.“

Vielleicht war ihre Position doch gar nicht schlecht. Eigentlich liebte Celeste sie sogar. Sie hatte Ruhe, Sicherheit, las die unzähligen Wünsche der Menschheit und erfreute sich immer, wenn sie einige aussortieren und zur Erfüllung an Agenten weiterleiten konnte.

„Lass uns gehen.“

Vega eilte ihnen sofort entgegen, als sie über die Sphären zurück in die Fabrik sprangen, und ihre Freundin Astra war ihr dicht auf den Fersen.

„Ein Schatten?“, quietsche sie, als sie sie endlich in die Arme schloss. „Ich dachte, es sollte ein entspannter Abstecher werden?“

Celeste blickte zu ihrer Leiterin. „Wir müssen dringend daran arbeiten, wie schnell Wünsche in Erfüllung gehen“, sagte sie. Sie stellte ihre Agenten-Tasche neben ihren Schaltpult und beschloss, sie vorerst zu behalten. „Meine Wünsche stehen momentan auf Platz 13.798. Bis sie hier tatsächlich bearbeitet werden, hätte der Schatten Can schon mindestens ein Jahr lang mental bearbeitet.“

„Can?“, fragte Vega verwirrt.

„Seele 336699“, ergänzte Cosmo. „Die Menschen brauchen ihre Träume - auch ein bisschen schneller. So ist es kein Wunder, dass sie Zeit haben zu zweifeln und die Schatten Besitz ergreifen wollen.“

„Wir arbeiten dran.“ Vega seufzte frustriert. „Wir geben unser Bestes. Aber du hast es geschafft! Weißt du, wo das Problem gelegen hat?“

Celeste lachte. „Ja, obwohl ich es nicht Problem nennen würde. Ich glaube, die Menschen sehnen sich einfach nur danach, glücklich zu sein. Und bis sie herausgefunden haben, was das für sie bedeutet …“

„… können mächtige Wünscher uns schonmal die Arbeit erschweren.“ Astra nickte verständnisvoll. „Klingt logisch. In einer Welt aus Licht und Schatten brauchen sie Hilfe. Darum gehen wir jetzt besser wieder an die Arbeit. Es gibt schließlich noch andere Seelen, die ihre Wünsche wahr werden lassen wollen!“

Celeste grinste und reichte ihrer Freundin und Cosmo die Hand. „Auf unzählige erfüllte Wünsche?“

„Auf unzählige erfüllte Wünsche!“

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Die Wunscherfüllerin | Ideenzauberaward 2023 GewinnerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt