Kapitel 57 - Aufstieg der Geächteten

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Wütende Rufe mischten sich mit dem Schreien der Menschen und dem wütenden Brüllen der Soldaten

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Wütende Rufe mischten sich mit dem Schreien der Menschen und dem wütenden Brüllen der Soldaten. Im Burghof warf Will Scarlet seinen Weidekorb um und zwischen dem Klappern der Äste blitzte Stahl. Schwerter rutschten aus dem Versteck im Holz und innerhalb weniger Sekunden hatten sich die Banditen die Waffen geschnappt, um den Kampf gegen die Soldaten aufzunehmen und Zeit für die Flucht zu schaffen.

Das Feuer des Widerstandes hatte endlich um sich gegriffen. Die Menschen waren verzweifelt und Marians Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt: Selbst die einen oder anderen Dörfler fassten nach den Klingen, nach Stäben oder anderen improvisierten Waffen wie Fackeln oder Schemeln und stellten sich unerwartet mit den Gesetzlosen Seite an Seite. Schwerter prallten aufeinander und das Geräusch von klirrendem Metall verbreitete die Kunde des Aufstands.

Auch auf dem Balkon des Earls bleib diese Entwicklung natürlich nicht verborgen.

„Mylord, Eure Befehle!", rief der Kommandant des Earls - doch in seinem Gesicht stand nicht dieselbe Überzeugung, welche in den Augen des Sheriffs loderte. Allein sein Pflichtbewusstsein trieb ihn an, eine Verfolgung oder Einmischung überhaupt in Betracht zu ziehen. Es gab wohl keinen Mann und keine Frau aus dieser Festung, die tatsächlich helfen wollten, die entflohene Lady wieder auf den Galgen zu bringen.

„Mylord?", wiederholte der Befehlshaber daher nur zögerlich.

Doch der Earl lächelte, anstatt einen Befehl zu geben. Seine Tochter lebte. Jetzt musste sie nur noch entkommen. „Beschützt Euren Lord", meinte er und der Hauptmann blinzelte.

„Aber Mylord... der Sheriff", setzte der Hauptmann an und der Lord wandte seinem treuen Untergebenen den Blick zu. „Das Verfolgen und Sicherstellen von Gefangenen oder Gesetzlosen ist Aufgabe des Sheriffs, nicht die unsere", meinte der Earl und legte die Hände auf die Brüstung, um besser in den Burghof spähen zu können. Der Hauptmann verneigte sich und Marians Vater konnte sehen, wie ein kleines Lächeln seine Lippen umspielte.

Der Sheriff von Nottingham hatte sein Ziel klar vor Augen, als er in die Menge stieß wie ein Schiff durch die brandenden Wellen einer aufgewühlten See. Maid Marian oder die anderen kleinen Fische, die Strauchdiebe und Wilderer interessierten ihn nicht. Sie waren ein Ärgernis, doch eines, das er unter Kontrolle bringen konnte. Nein, sein Ziel war dieser verdammte Dorn in seinem Schuh, der ihm schon zu lange drückte. Ein Mann, der wie ein Narr auf der Krone hinwegtanzte, uns sich über jedes noch so wichtige Gesetz hinwegsetzte: Robin von Locksley - nein - Robin Hood!

Das Schwert gezogen drohte er einem jedem, der nicht freiwillig weichen wollte, mit einem schnellen Tod. Seine Zurückhaltung war dahingeschmolzen. Zorn färbte sein Gesicht rötlich. Verräter waren dieses Pack, allesamt! Verräter erhielten keine Gnade. Und wo zum Henker war sein verfluchter Nichtsnutz von einem Sohn?

Robin legte indessen die nächsten Pfeile an. Immer wieder fauchten die Projektile durch die Luft, trafen Soldaten in der Schulter, den Beinen oder Füßen und gewährten den kämpfenden Banditen im Burghof einen sichtlichen Vorteil.

Doch auch die Schützen des Sheriffs hatten ihren ersten Schock überwunden und so zischten mittlerweile Pfeile in seine Richtung. In diesem Moment stürmte der erste bewaffnete Wachmann seine Position, doch Robin verlor keine Zeit.

„Zeit für einen Tanz", trällerte der Dieb und reizte den Soldaten, der sofort ausholte. Die Klinge stieß an Robin vorbei und jener griff eisern nach dem Mann. Er nutzte dessen eigenen Schwung für einen leichtfüßigen Positionswechsel. Ein dumpfes Geräusch bezeugte, dass der Pfeil seiner eigenen Kameraden ihn soeben getroffen hatte und Robin stieß den Mann von sich. Unter einem lauten Schrei stürzte er die Mauer hinunter in die Tiefe, wo er laut krachend in einen Heuwagen fiel.

Schnellen Schrittes erreichte der Sheriff endlich die Burgmauer, von der aus die Treppe nach oben auf den Wehrgang führte, auf welchem Robin seine Stellung bezogen hatte. Ein weiterer Soldat attackierte den Schützen und der Gesetzeshüter riss einem seiner Männer Bogen und Pfeil aus der Hand.

„Alles muss man selbst erledigen!", zischte er und zog bereits die Sehne zurück. Der Sheriff kniff die Augen zusammen und zielte. Hood war so abgelenkt von den anstürmenden Männern und den fliegenden Pfeilen, dass er ihn nicht einmal bemerkt hatte. „Jetzt stirbst Du, Hood", murmelte er leise. Plötzlich senkte sich ein dunkler Schatten über ihn.

Marian hatte die Sehne zurückgezogen und das Gefieder kitzelte vertraut ihre Wange. Sie hielt den Atem an, dann schoss das Projektil davon und durchtrennte mit einem Zischen die Seile. Das gewaltige Banner mit dem Wappen des Hirsches segelte in die Tiefe und begrub den Sheriff unter dem Rauschen des Stoffes unter sich.

Robins Kopf drehte sich und erfasste Marian, die ihm mit einem breiten Lächeln entgegensah. Hinter ihr näherten sich Männer des Sheriffs mit gezogenen Klingen. Robin sprintete los.

Die Maid fuhr herum und der nächste Pfeil sprang von der Sehne. Der Pfeil bohrte sich in den Fuß eines Soldaten, der brüllend stürzte und die zwei folgenden mit seinem Sturz niederriss. Auf der anderen Seite packte John den nächsten und warf ihn einfach die Mauer hinunter.

„Schließt das verdammte Tor, ihr Narren!", donnerte indessen die Stimme des Sheriffs unter dem Banner hervor, durch welches die Spitze seines Schwertes stieß und ratschend einen Schlitz hineinschlug.

Ein Soldat schwang das Schwert und die Klinge zischte um Haaresbreite an Robin vorbei. Mit dem eigenen Schwertkauf bearbeitet Robin nun die Hand des Wächters, welche zwischen Zinne und seiner Klinge gefangen war, sodass dieser schließlich seine Waffe loslassen musste und diese mit einem leisen >>Platsch<< in den Burggraben stürzte. Brüllend stürzte sich die Wache in todesmutigen Rausch auf Hood und rang ihn zu Boden. Klirrend scharrte sein Schwert über den steinernen Boden und außer Reichweite beider Männer.

Da schlossen sich die Finger des Mannes eisern um Robins Kehle und drückten zu. Robin röchelte und würgte, dann berührten seine Finger das Holz seines Bogens und umschlossen es fest. Er warf den Bogen über den Kopf des Mannes, sodass die Sehne sich in dessen Nacken legte. Sein Stiefel presste gegen den Körper des Soldaten, drückten ihn auf Abstand und zeitgleich zog Robin das Holz des Bogens weit zurück und ließ dann los. Mit einem Knallen schnellte die Waffe in das Gesicht des Mannes. Die Nase knackte hörbar unter der Wucht und brüllend lösten sich die Finger um Robins Kehle.

„Robin!" John tauchte hinter dem Soldaten auf, riss den Bogen von ihm und packte ihn am Kragen. „Grüße Deinen verdammten Sheriff von uns!", knurrte der Hüne, dann schmiss er den armen Kerl von der Brüstung. Er stürzte unter einem gellenden Schrei - direkt in den Haufen von Männern, die gerade dem Sheriff dabei halfen, sich aus dem wallenden Stoff des Banners zu befreien. Stöhnen und Fluchen ertönte, während John ein Lachen ausstieß und Robin die Hand reichte, damit er wieder auf die Beine kam.

„Zeit zu verschwinden", stellte John mit einem Grinsen fest, was der König der Diebe ehrlich erwiderte. Hinter John kam nun auch die holde Maid angelaufen, für die sie all das hier riskiert hatten. Einige der Bänder in ihrem Haar hatten sich gelöst und jetzt hingen die roten Strähnen wild und ungeordnet um ihr Gesicht. Nie hatte sie schöner ausgesehen als jetzt, wo sie dabei war, mit ihm fortzulaufen.

 Nie hatte sie schöner ausgesehen als jetzt, wo sie dabei war, mit ihm fortzulaufen

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Die Königin von Pfeil & BogenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt