KIARA
Ich habe meinen Wagen auf einem freien Platz parkiert und saß sicherlich noch ein ganzes Weilchen einfach so in meinem Auto. Es hat seine Zeit gedauert, bis ich mich wieder beruhigen konnte. Schließlich bin ich in das Gebäude gelaufen, wo ich die nächsten Tage oder gar Wochen hausen werde.
Ich stelle mich an der Rezeption an und warte darauf, bis der Gast vor mir bedient wurde. Nach wenigen Augenblicken bin ich dann an der Reihe und ich stelle mich vor den Tresen hin. «Ein Zimmer, bitte.»
«Sehr gerne doch. Auf welchen Namen?»
«Kiara May.» Der Mann tippt etwas in den Computer ein. «Für wie viele Nächte?», möchte er wissen. «14.» Ich denke mit zwei Wochen bin ich auf der sicheren Seite. Falls die Ermittlungen länger dauern sollten, werde ich einfach noch länger hierbleiben. «Sehr gerne doch, Miss May.»Er tippt weiter auf dem Computer herum und lässt mich ein Formular ausfüllen, welches er mitsamt meiner Identitätskarte einscannt. Sobald ich die Formalitäten hinter mich gebracht habe, händigt er mir einen Schlüssel oder besser gesagt die Schlüsselkarte aus, die mein Zimmer öffnen sollte.
«Frühstück ist von 6:30 Uhr bis 10:30 Uhr. Mittagessen von 11:30 Uhr bis 14:00 Uhr und Abendessen von 18:00 Uhr bis 21:30 Uhr», erklärt er mir, worauf ich nur knapp nicke als Antwort. Bis ich auf dem Zimmer bin, habe ich das sowieso wieder vergessen. Mir schwirrt gerade zu viel im Kopf umher, als dass ich mir das merken könnte.
Ich greife nach meinem Koffer und betrachte die Zimmerkarte etwas genauer, die er mir gegeben hat. Sechster Stock, Zimmernummer 12. Ich laufe zum Aufzug und drücke den Knopf, um ihn zu rufen. Als er ankommt, steige ich ein und drücke auf die Nummer sechs. Soweit ich sehe, gibt es hier zehn Stockwerke. Also bin ich ziemlich hoch oben, wie es scheint.
Der Gang ist leer als ich ihn betrete und schnurstracks laufe ich zu meinem Zimmer und schließe es auf. Der Duft eines frisch gereinigten Zimmers kommt mir entgegen und ich stelle den Koffer einfach irgendwo hin, ehe ich auf das frisch bezogene Bett springe.
Meine Eltern sind tot. Ich bin eine Waise. Ich soll auf eine Akademie gehen, von der mir meine Eltern nie was erzählt haben. Und als sie mir davon erzählen wollten, war es schon zu spät. Das alles klingt zu verrückt, als dass es wahr sein könnte.
Tränen bilden sich wieder in meinen Augen. Verfluchte Scheisse... Wieso ist das alles passiert? War der Einbrecher ein Mörder? Hatte er das, was er bei uns zu Hause suchte auch gefunden? Kommt er erneut zurück? Bin ich in Gefahr? Ich weiss leider noch immer nicht, welcher dieser beiden Typen der ist, den sie gefasst haben.
Wenn es der Typ war mit dieser rauchigen Stimme, der von seinem Kollegen verlangte nachzuschauen, könnte es sein, dass ich noch immer in Gefahr bin. Ich will mir nicht ausmalen, wo er gerade ist und was er gerade macht. Ob er irgendwas gestohlen hat? Ich kenne Dad, auch wenn er hart gearbeitet hat für unseren Lebensstandard, war er kein Materialist und hätte den Männern gegeben, was auch immer sie wollten. Es hätte diese Nacht keiner sterben müssen.
Ich muss nochmal mit dem Officer sprechen, um diese ungeklärten Dinge zu besprechen. Vielleicht könnte mir Grammy bei allem hier helfen. Sie weiss vermutlich noch nicht einmal was passiert ist.
Ich fische mein Handy aus der Handtasche und suche in den Kontakten nach ihrer Nummer. Ich tippe auf Anrufen und schon ertönt der typische Signalton, wenn man jemanden anruft an meinem Ende der Leitung. «Kiki, hallo?» Es tut so gut ihre vertraute Stimme zu hören. «Grammy... Etwas Schreckliches ist passiert», bringe ich schluchzend hervor und spüre wieder den vertrauten Kloß in meinem Hals.
Ich erzähle ihr die ganze Geschichte von dem, was in der Nacht passiert ist. Schweigend hört sie mir zu. «Ich fliege noch heute Abend los zu dir.» Ihre Stimme klingt gebrochen und ich kann daraus hören, dass auch sie mit den Tränen kämpft. Ich kann es ihr nicht verübeln. Sie hat schließlich ihren Sohn und ihre Schwiegertochter verloren. «Du musst nicht sofort kommen, Grammy. Fürs Erste habe ich alles unter Kontrolle. Aber wenn du Ende der Woche oder Anfang nächste Woche kommen könntest, wäre das sehr hilfreich.»
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Hidden Secrets - Kannst du ein Geheimnis bewahren?
RomanceBelford Academy soll ihr neues Zuhause sein, nachdem Kiara ihre Eltern verloren hat und selbst nur knapp dem Tod entkommen ist. Der Mörder ist auf freiem Fuss, aber von Kiara wird verlangt, dass sie sich auf die Schule konzentriert, was nicht gerade...