Kapitel 5

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Cameron lief an allen Räumen vorbei und hielt dann an der letzten Tür des langen, edlen Flures an, um diese zu öffnen und dann hinein zu treten. "Mein Zimmer" meinte er knapp und ließ sich dann auf sein kingsize Bett fallen, aber mit bedacht, dass sein wirklich teuer aussehendes Hugo Boss Hemd nicht zerknittert und seine Haar nicht verwuschelt werden. Ich ließ meinen Blick durch das sehr große und stilvoll eingerichtete Zimmer geleiten und musste sagen, dass es wirklich sauber und ordentlich war, lag aber vermutlich daran, weil seine persönliche Putzfrau, die er höchstwahrscheinlich hatte, ihm alles hinterher räumt. "Und die anderen Räume?" fragte ich ihn, als er keine Anstalten machte sich vom Bett aufzuraffen, während ich dumm im Raum stand und nicht wusste was ich tun sollte und wo, oder ob ich mich überhaupt setzten sollte, auch wenn es in diesem Zimmer wirklich mehr als genug Sitzmöglichkeiten gab. "Falls du jemals wieder kommen solltest, wirst du dich eh nur in diesem Zimmer aufhalten, also sind die anderen Räume nicht von Bedeutung für eine wie dich" gab er desinteressiert von sich, weshalb ich meine Augen aufriss. Er machte ganz klar Anspielungen darauf, dass ich mit ihm schlafen werde, was mit sehr großer Wahrscheinlichkeit nicht passieren wird, aber das 'für eine wie dich' ließ mich irgendwie nervös werden. Begreifen, dass er soviel Mädchen mit nach hause bringt konnte ich nicht, schließlich war er nicht einer dieser typischen High School Badboys, die ihre weiblichen Opfer wenigstens mit Charme um den Finger wickeln, während Cameron die Mädchen scheinbar wie ein Stück Dreck behandelte, oder aber er ist einfach noch nicht drüber hinweg gekommen, dass ich ihn beim Fußball spielen besiegt hatte. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter und gab dann ein arrogantes und empörtes "Wie bitte?" zurück. "Hast mich schon verstanden" er zwinkerte mir kokett zu. "Wo ist das Bad?" fragte ich, um vom Thema abzulenken und der Situation zu entfliehen. "Einfach den Gang entlang und dann dritte Tür links" - "Danke" waren die letzten Worte, bevor ich das Zimmer verlassen wollte. "Verlauf dich nicht, Süße" rief er mir mit einer unecht freundlichen Stimme nach, weshalb ich nur meine Augen verdrehte, aber dann seiner Wegbeschreibung folgte und das luxuriöse Bad hinter der besagten Tür vorfand. Genau wie der Rest der Villa, beziehungsweise dem Teil, den ich bis jetzt gesehen hatte, war auch das Bad sehr edel und trotzte nur so vor Protzigkeit. Heller Fliesenboden, die Wände ebenfalls in einem hellen Beigeton gehalten und mit dunklem Mahagoni Holz Akzente gesetzt. In der Mitte des Raumes befand sich eine riesige Badewanne, in einer Ecke eine Wasserfall-Dusche. Selbst die zwei Waschbecken nebeneinander und die Toilette sahen ausgesprochen luxuriös aus. Alles in einem war es eine einzige Wohlfühloase, die förmlich danach schrie sich auszuziehen und in die Badewanne zu springen. Selbstverständlich war das Bad auf Hochglanz geputzt, sodass man sich in jeder einzelnen Fliese klar und deutlich erkennen konnte.

Nachdem ich dann fertig war das Badezimmer zu bestaunen, lief ich erst mal zum Waschbecken, wo ich mir ein wenig kühles Wasser auf meine Wangen tupfte und mich dann anschließend im Spiegel betrachtete. Ich freute mich einfach nur noch, wenn dieser Abend vorbei ist und ich in mein Bett kann. Noch immer war ich müde und auf Camerons dumme Kommentare konnte ich auch nur zu gern verzichten. Ich atmete einmal tief durch, ehe ich wieder das Bad verließ und mich wieder in die Höhle des Löwen begab. "Hast dich wohl doch verlaufen, was?" fragte Cameron mich spöttisch, doch ich ignorierte diese Frage einfach. "Weißt du, es ist unhöflich jemandem nicht zu antworten, wenn dieser dich etwas fragt, aber da du aus der Unterschicht kommst und deine Mom dir wohl keine Manieren beigebracht hat, nehme ich es dir nicht übel. Sie war schließlich viel zu sehr damit beschäftigt 'Geld zu verdienen', nicht?" die immer größer werdende Wut in mir kochte bereits und war fast bis zum Anschlag hochgetrieben, doch ich versuchte mich zu beruhigen und mir nichts anmerken zulassen. Das war vermutlich genau das, was Cameron erreichen wollte, doch ich konnte Keith vor unseren Nachbarn nicht so schlecht aussehen lassen. Er meinte , ich solle immer, egal in welcher Situation, nett und freundlich sein. Mich wie eine Lady verhalten, nicht wie eine wild gewordene, hysterische Furie und genau das versuchte ich jetzt. Mein fälschliches Lächeln aufgesetzt sah ich ihn an. "Tut mir leid, Cameron. Du hast recht, es ist unhöflich." meinte ich gespielt freundlich, drehte mich um und lief dann raus aus dem Zimmer, wieder die große Marmortreppe runter und dann ins Wohnzimmer, wo sich unsere Mom und Keith gerade unterhielten. Cameron tauchte wenige Sekunden nach mir unten auf und stellte sich hinter mich. "Oh, schon fertig?" fragte Mrs. Woods, stand auf und bot uns an uns zu setzten, was ich dann auch dankend tat und Cameron sich natürlich neben mich setzte. "So viele Räume haben wir dann doch nicht, dass es eine Ewigkeit dauert sie Zoé zu zeigen" antwortete Cam freundlich und schon war von dem arroganten und provozierenden Cameron von vorhin nichts mehr zu sehen. Josh betrat erneut den Raum. "Kann ich ihnen noch etwas Wein bringen?" fragte er uns höflich, was alle bejahten und er uns noch etwas in unser Glas goss.

"Wir bedanken uns für den schönen Abend und wünschen ihnen noch eine gute Nacht" verabschiedete Keith sich händeschüttelnd von Mr. und Mrs. Woods, um dann Cameron eine Umarmung zu geben. Mom und ich machten es Keith nach. "Sie sind immer herzlich willkommen bei uns" meinte Camerons Vater und schloss dann die Tür hinter uns. Ich hoffte einfach, dass wir nie wieder auch nur einen Fuß in dieses Haus setzten müssen.

Völlig ausgelaugt kamen wir zuhause an. Ich murmelte noch ein "Nacht", ehe ich in meinem Zimmer verschwand, um mich dort erst einmal abzuschminken und dann die teure Kleidung, die ich trug durch meinen seidenweichen Pyjama einzutauschen, den ich über alles liebte. Anschließend knipste ich noch das Licht aus und sprang in mein Himmelbett, wo ich mich dann einkuschelte. Es war zwar ungewohnt ein so großes Bett, in dem eine komplette Fußballmannschaft platz hätte, für sich alleine zuhaben, aber dennoch war es ein wirklich tolles Gefühl, sich einfach so drehen und wenden zu können, ohne dass man sofort aus dem Bett fliegt und auf den harten Boden fällt. Die vielen Kissen, die auf meinem Bett lagen, machten das ganze nur noch gemütlicher und man könnte sofort einschlafen, sobald man darin liegt, auch wenn man zuvor einen Liter Kaffe getrunken hat.

Meine Augen wurden allmählich schwerer und kurz bevor sie zufallen konnte, blinkte mein Handy auf. Ich wollte es ignorieren, doch es hörte gar nicht auf, weshalb ich genervt aufstöhnte, mein Smartphone in die Hand nahm und es dann entsperrte, um zu sehen, wer mir geschrieben hatte. Es waren drei Nachrichten von Kyle, in denen ständig das selbe stand wie "Bist du noch wach?". Das war nämlich so eine blöde Angewohnheit von ihm, einen immer mit Nachrichten zu bombardieren. Schmunzelnd schrieb ich ihm, dass ich jetzt eigentlich schlafen wollte. Daraufhin wünschte er mir eine gute Nacht, weshalb ich mein Handy weglegte und mich endlich in die Traumwelt begeben konnte

Twist of FateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt