Kapitel 1

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Klatschnass geschwitzt verließ ich den Ring. ,,Man Jule, streng dich gefälligst an. Willst du den Kampf verlieren?", schrie mein Trainer. ,,Nein, will ich nicht!", schrie ich zurück. ,,Dann streng dich an. Es heißt immer noch 'Thai-Boxen' und nicht 'Ich renn vor meinem Gegner weg-Boxen'. Deine Beinarbeit ist perfekt, aber du musst mehr auf deinen Gegner zugehen. Das üben wir jetzt noch mal, bis du es kapierst." Wie lange denn noch? Sieht der Idiot nicht, dass ich schon fix und fertig bin? Naja, hilft alles nix, ich musste wohl oder übel wieder in den Ring. So kaputt, wie ich war, waren meine Reaktionen schlechter, als die von einem Stein.

Nach dem Training lief ich nach Hause. Ich musste noch einkaufen, Wäsche waschen und bügeln, bevor ich meine Mutter im Krankenhaus besuchen konnte. Für meine 16 Jahre war ich ziemlich selbstständig, aber das musste ich auch, damit ich meine Mutter unterstützen konnte. Seit zwei Jahren hatte sie Leukämie. Sie brauchte dringende eine Knochenmarksspende, doch es fand sich einfach kein Spender.

Bei all dem, was ich Tag für Tag tun musste, blieb die Schule links liegen. Dazu kam noch das Thai-Boxen, mein Leben. Mein Traum war es natürlich schon immer damit genug Geld zum Leben zu verdienen, aber wie das mit Träumen eben so ist.

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