- 𝐴𝑙𝑒𝑗𝑜 -
„Wie kannst du nur hier sitzen, die ganze Zeit über den Kopf schütteln und nichts tun, während Nea um ihr Leben kämpft?", warf ich Marlie die Frage vorwurfsvoll an den Kopf. „Hast du kein Gewissen? Fühlst du dich nicht schlecht, dass deine Schwester durch diese Hölle gehen musste?", ich wusste, meine indirekten Anschuldigungen waren nicht fair, doch mein Geduldsfaden war gerissen. „Dein verdammter Bastard von Vater ist an all dem Schuld, er ist verantwortlich dafür, dass Nea, meine beste Freundin und deine Schwester im Koma liegt. Willst du ihn etwa einfach davonkommen lassen? Willst du keine Rache nehmen?", stieg nun auch meine Schwester ein. In den Augen von Marlie erkannte ich die pure Hilflosigkeit. Sie kämpfte mit ich selbst. Lange würde sie nicht mehr standhalten, das merkte man an ihrer gesamten Körperhaltung. Die Kraft hatte sie schon längst verlassen. „Was bist du nur für ein Mensch! Hältst lieber deine Klappe, weil du zu feige bist von deiner Vergangenheit zu erzählen, anstatt dabei zu helfen diesen Wichser aufzuspüren und ihn büßen zu lassen, für das was er getan hat!", redete sich Eliana weiter in Rage. „Auf so jemanden wie dich kann Nea getrost verzichten", setzte sie noch einen drauf.
„Er hat mich vergewaltigen lassen!", brach es endlich aus dem Mädchen vor uns heraus. Ihre Beine, auf denen sie sich in den letzten Minuten wacker gehalten hatte, brachen zusammen und sie fiel auf die Couch zurück.
- 𝑀𝑎𝑟𝑙𝑖𝑒 -
Augenblicklich fand ich es fürchterlich heiß und stickig in dem Raum. Mein Körperinneres fühlte sich wie eine Wüste an. Aus meinem Hals, welcher komplett ausgetrocknet war, kam kein weiterer Ton. Auch aus meinen Augen flossen keine Tränen mehr. Das Mädchen, von dem ich glaubte, dass sie „Eliana" hieß, hatte sich die Hände vor den Mund geschlagen und ihre Augen, in denen sich die Reue deutlich zeigte, geschockt aufgerissen. Sieben Augenpaare starrten in meine Richtung und es schien, als traute sich keiner irgendwas zu sagen. Eliana war die erste, die ihre Sprache wiederfand. „Es tut mir leid, aber ich kann nicht mehr, nicht heute.", wie hypnotisiert verließ sie die Situation und ich hörte nur noch, wie sie eilig die Treppe nach oben lief. „Dios das wollte ich nicht. Ich wusste nicht...", entschuldigte sich einer der Typen, doch ich wimmelte ab: „Ist schon okay, ihr konntet es ja nicht wissen. Ich hätte einfach früher damit rausrücken sollen, dann" „Nein, bei so einer Sache war dein Verhalten absolut verständlich. Wir sind einfach verdammte Arschlöcher ohne Mitgefühl.", meldete sich der grauäugige zu Wort. „Nea wird uns umbringen, wenn sie erfährt, wie wir mit ihrer Schwester umgegangen sind.", murmelte einer der Jungs, die Aily und mich vorhin hineingelassen hatten. Seinen Namen hatte ich in dem ganzen Desaster schon wieder vergessen. „Wenn Papá ihr da nicht zuvorkommt", pflichtete ihm der grünäugige bei.
„Es ist wirklich okay, ich glaube ich wäre nicht viel anders vorgegangen als ihr.", versuchte ich ihnen erneut zu erklären, dass ich nicht sauer auf sie war. Ja, sie hatten mich unter Druck gesetzt, irgendwann auch ihre Geduld verloren und mich angebrüllt, trotzdem nahm ich es einen nicht übel. Ich sah es nicht so an, wie als hätten sie gegen mich gehandelt, nein. Sie hatten es für Nea getan und genau das zeigte mir, wie viel sie ihnen wirklich bedeutete. Während mein Kopf nach Verstand schrie und mir befahl keinem so schnell zu vergeben, sagte mein Herz mir, dass es die richtigen Menschen waren. Egal ob sie mich mochten oder später überhaupt mal mögen würden, sie liebten meine kleine Schwester und das war in dem Augenblick für mich das Wichtigste. Sie mussten mir nicht voll und ganz vertrauen, doch ich würde es tun, denn Nea tat es. Jahrelang hatte ich ohne sie gelebt und nun war ich so knapp davor. Unter keinen Umständen würde ich mir das zerstören, nur weil ich mich in einem Kampf mit mir selbst befand.
„Ich glaube, du wirst uns das noch oft sagen müssen damit wir es dir glauben,", brummte der Typ mit den grauen Augen, „aber für heute ist es genug. Ich bring dich jetzt nach oben in ein Gästezimmer, dann kann Martínez sich noch kurz um dich kümmern." Gerade als ich zum Protestieren ansetzte, schüttelte er den Kopf und deutete mir an den Mund zu halten. Er verabschiedete sich von allen und auch ich wünschte eine gute Nacht, bevor wir zurück ins Foyer liefen und von dort aus die Treppe hinaufstiegen. „Eines solltest du schnellstmöglich lernen: Einem Sánchez widersetzt man sich nicht. Hör auf ständig jemandem zu widersprechen. Egal ob es dir passt oder nicht. Oft ist es besser, sich zurückzunehmen und andere entscheiden zu lassen.", raunte er mir zu, als wir das obere Stockwerk erreichten. Ich öffnete den Mund, doch im selben Augenblick legte er seinen Finger auf meine Lippen. „Das hat nichts damit zu tun, dass du eine Frau bist. Wenn meine Mutter etwas sagt, dann widerspricht ihr auch niemand. Es geht hier um Respekt, den wir uns untereinander entgegenbringen. Vor allem meinem Vater und seinem Bruder ist das wichtig, denn so haben sie es damals zu Hause gelernt. Zudem gibt es einfach Dinge, von denen du oder andere keine Ahnung haben und es deshalb besser ist sich nicht einzumischen.", seine Pupillen hatten sich vergrößert und augenblicklich wirkte er bedrohlich. Gemeinsam liefen wir den verdunkelten Flur entlang, bis er vor einer Tür stehen blieb und sie öffnete. „Setz dich schon mal aufs Bett, ich bin gleich wieder da.", er wandte sich von mir ab und ich betrat das Zimmer. Auch dies war unbeleuchtet, weshalb ich mit meiner Hand vorsichtig die Wand entlang fuhr. Schnell fand ich den Schalter und betätigte ihn. Im warmen Licht des kleinen Kronleuchters erkannte ich nun ein großes beiges Bett, welches ein paar Meter von mir entfernt stand. An den Seiten befand sich jeweils ein Nachttisch mit einer Stehlampe darauf. Gegenüber des Bettes erblickte ich eine weitere Tür, der ich mich neugierig näherte.
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Etwas kürzer als geplant ist hier nun Kapitel 10
Ich war nicht zufrieden mit dem Ende und hab es deshalb umgeschrieben. Ich weiß, es ist auch jetzt nicht perfekt, nur ist es für mich einfach an dieser Stelle beim nächsten Kapitel weiterzuschreiben.
Ich hoffe es gefällt euch trotzdem <3
Lasst gerne Votes und Kommentare da!!
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Sánchez || Nie mehr ohne dich!
Teen Fiction𝑴𝒂𝒇𝒊𝒂 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒚 | Band 2 | Weiterleben ohne die Liebe seines Lebens? Wer konnte sich das vorstellen? Thiago jedenfalls nicht. Als Nea ihm aus den Armen gerissen wurde, zersprang sein Herz in tausend Teile. Erneut zersplitterte es, wie vor gen...