Kapitel 2

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Die Zugfahrt war mal wieder chaotisch dank der Deutsche Bahn, aber nach einer Stunde Verspätung stehe ich endlich vor dem Hotel, das ich mir gebucht habe. Meine Schwester hat mir schon vor zwei Stunden geschrieben, dass sie in Hannover angekommen ist.

Auf diesen Tag freue ich mich seit den letzen drei Wochen und habe in den Wochen überdurchschnittlich viel geschafft. Ich kann jetzt wirklich mit guten Gewissen diesen Tag genießen. Im Hotel begrüßt mich die Empfangsdame. Dame ist zu gehoben gesagt, denke ich. Sie ist vermutlich in meinem Alter. Rote lockige Haare, grüngraue Augen und sie trägt ihre Uniform. Wow, wird es hier auf einmal heißer? Keine Ahnung. Scheiße, sie hat mich angesprochen, ahh Hilfe! Ich schaue sie verwirrt an. Sie grinst und fragt: „Wie ist Ihr Nachname?". „Jones" „Okay, mal schauen welches Zimmer Sie haben. Sind sie June Jones?". Ich nicke und sie grinst wieder. Das bin ich in Bezug auf meinen Namen gewohnt. Doppel J ist auch auffalend. Warum meine Eltern das gemacht haben, wusste ich nicht, aber das ist ein anderes Thema. Ich schaue auf ihr Namensschild: Olivia Rodriguez. „Sie haben das Zimmer 8B. Sie müssen hier die Treppe hoch und links, dann stehen sie vor der Tür." Ich bedanke mich verlegen und gehe die Treppen hoch. Das war unangenehm.

Mein Zimmer ist sehr schön und ich bin froh angekommen zu sein. Ich dusche schnell und mach mich fertig. Mein Outfit besteht aus einer Jeans mit Hemd, Pullover und Dr. Martens. Ich tue mein Handy, Schlüssel und Portemonaie in meine Hosentasche und gehe die Treppen runter. Olivia steht hinter der Rezeption und lächelt mir freundlich zu. Ich merke, wie ich knallrot werde. Wieso reagiere ich so? Sie macht doch gar nichts. Ich gehe aus dem Hotel raus und laufe zum Restaurant, an dem mich Louane schon sehnsüchtig erwartet.

An dem Restaurant angekommen, steht Louane schon vor der Tür. „Hi!" sag ich und sie grinst mich bis über beide Ohren an. Sie fällt mir in die Arme und begrüßt mich mit einem Schmazer auf die Wange. Ich umarme sie ganz fest und bin froh, sie endlich nicht nur durch meine IPhone Kamera zu sehen. Diese Erleichterung überrascht mich sehr und ich merke jetzt erst, wie sehr mich die letzten Wochen gestresst haben. Auch der Gedanke, das Familientreffen nicht alleine durchmachen zu müssen, erleichtert mich sehr. Ich weiß jetzt schon, dass dieses Treffen sonst eskaliert wäre und ich hoffe sehr, dass es mit ihrer Hilfe nicht zu einem riesen Streit ausartet.

Im Restaurant wartet schon ein Kellner auf uns und bringt uns zu unserem Tisch. Er fragt uns sofort, ob wir schonmal ein Glas Wasser haben wollen und wir nicken nur und bedanken uns.
Während dem Wegdrehen zwinkert er meiner Schwester zu und ich fange sofort an zu grinsen. Meine Schwester wurde dezent rot.
Als er weg ist, pruste ich los und sie schüttelt nur den Kopf. „Schade, das du ihm sein Herz nachher brechen musst, weil du seine Nummer ablehnen musst." sage ich und muss mich echt zurückhalten nicht schon wieder loszulachen. „Sehr witzig! Hör auf zu lachen!! Die Leute drehen sich schon nach uns um." Das ist mir ziemlich egal. Die Leute können denken, was sie wollen. Ich habe hier meinen Spaß und wenn das jemandem nicht passt, soll sie es sagen.
Nachdem ich mich wieder beruhigt habe, schauen wir in die Speisekarte und ich entscheide mich schlussendlich, ganz klassisch, für Spaghetti alla Carbonara und dazu ein Glas Weißwein. Meine Schwester nimmt eine Pizza Quattro Stagioni (Vier Jahreszeiten Pizza) und einen Rotwein. Der Kellner nimmt unsere Bestellung auf und geht damit zurück in die Küche.

Meine Schwester schaut mich erwartungsvoll an. „Was? Hab ich etwas im Gesicht?", frage ich leicht verwirrt. „Nein, nein, was ist so bei dir in den letzten Wochen passiert?" Ich hätte mir denken können, dass die Frage gestellt wird und das wird sie morgen wahrscheinlich auch. Vor allem wird sie in Bezug auf mein Liebesleben gestellt. Ich verdrehe nur die Augen. „Wenn du dich mit der Frage auf mein Liebesleben beziehst, muss ich dich leider enttäuschen. Es ist seit der Beziehung mit Hailey nichts mehr passiert." „Was? Niemand? Es muss ja nicht mal mit Gefühlen sein." Ich schüttel nur den Kopf und sie grinst auf einmal. Ich ahne nichts Gutes. „Dann habe ich ja für heute Abend eine Mission!". Oh, oh! „Bitte nicht!! Ich brauche das gerade wirklich nicht!! Ich bin zufrieden, so wie es gerade ist. Bitte!" „Davon kannst du mich nicht überzeugen. Ich werde dir heute Nacht einen One-Night-Stand besorgen." Das will ich aber nicht. Ich möchte mich lieber mit ihr betrinken und dann in das Hotel gehen und das gesamte Familientreffen verschlafen.

Ich denke an Olivia. Wäre sie offen für einen One-Night-Stand? Wahrscheinlich nicht. Warum sollte sie? Ich könnte aber Louane sagen, dass ich mich vielleicht noch nachher mit ihr treffe, aber was wenn sie dann nachher, wenn ich zurückkomme, nicht mehr da ist und Louane merkt, dass es eine Lüge war. Egal, besser als den ganzen Abend zu Frauen gehen zu müssen, damit meine Schwester zufrieden ist. „Ich habe jemanden vorhin im Hotel getroffen, vielleicht treffe ich sie nachher noch und ich habe meinen One-Night-Stand." Louane strahlt. Ich lächel und kann es irgendwie nicht glauben, dass sie das erstens, geglaubt hat und zweitens, dass sie mich mit dem Grund in Ruhe lässt. „Wenn das so ist, dann lassen wir es uns jetzt mal mit ordentlich Alkohol gut gehen." „JA bitte." es ist schon solange her, dass ich Alkohol getrunken habe. Mit Hailey habe ich ab und zu mal Alkohol getrunken, aber schnell gemerkt, dass es der aller größte Shit ist, so Alkohol zu konsumieren. Heute Nacht gebe ich einen Scheiß drauf. Dieses Familientreffen macht mich echt nervös. Der Streit mit Dad ist schon eine Weile her, aber er ist mir immer noch im Kopf. Ich habe ihm klar gesagt, dass ich nie wieder zu ihm komme, wenn sich seine Freundin so respektlos gegenüber mir verhält. Er ist komplett ausgerastet und hat mich angeschrien. Er meinte, dass ich früher oder später wieder zu ihm kommen würde. Ich war so wütend und hab einfach aufgelegt. Ich hatte mit ihm nach einer dieser Familientreffen telefoniert, weil ich die Familie nicht runterziehen wollte und jetzt sitze ich hier und komme wieder zu diesem Treffen. Dieses Mal lasse ich aber die Kommentare nicht einfach so über mich ergehen. „Also Prost darauf, dass es morgen einigermaßen gut läuft!", sagt meine Schwester. Ich nicke und stoße mit ihr ein bisschen zu beschwingt an.

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