Kapitel 3

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Ich laufe durch die Straßen von Hannover mit Louane unter meinem Arm. Sie kann sich kaum noch auf beiden Beinen halten, so betrunken ist sie, aber ich bin auch nicht gerade nüchtern. Wir beide laufen laut lachend durch Hannover. „Sei froh, dass du keine Kinder hast, June. Sie sind Teufel. Manchmal würde ich den Beiden echt gerne eine verpassen, aber ich liebe sie mehr als mein eigenes Leben."
„Das ist gut, dass du deine Kinder liebst, aber ja, ich habe auch schon viel über Kinder nachgedacht. Vor allem nachdem mir Hailey gesagt hat, sie würde gerne Kinder haben. Ich habe mich wirklich lange mit dem Gedanken auseinander gesetzt, aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen, jetzt gerade erst Recht nicht." „Das musst du auch noch auf gar keinen Fall. Beende dein Studium erstmal und hab Spaß, solange du es noch kannst." Ich lächel sie traurig an, weil ich weiß, wie schnell alles für sie mit Blake und den Jungs ging. Sie liebt sie über alles, aber es war eine schwere Zeit für sie.
Nach drei Minuten schweigen, stehen wir vor ihrem Hotel. Ich bin so froh, dass wir in unterschiedlichen Hotels übernachten, so wird es keine unangenehme Situation geben, falls Olivia noch in ihrer Schicht sein sollte. Louane gähnt herzlich: „ Also dann, Gute Nacht und du musst mir alles morgen von deinem One-Night-Stand erzählen. Ich hole dich morgen gegen 11:00 Uhr vor deinem Hotel ab." „ Ja, ja alles klar. Gute Nacht." Ich umarme sie und sehe nur noch, wie sie durch die Tür geht, bevor ich mich umdrehe und zu meinem Hotel gehe.

Zehn Minuten später stehe ich vor der Tür zu meinem Hotel und ich atme einmal tief durch. Olivia steht tatsächlich noch hinter der Rezeption, sieht aber so aus, als wäre sie auf dem Weg nachhause. „Gehst du nachhause?" ,Nee, June sie steht zum Spaß hinter der Rezeption in ihrer Jacke und mit Mütze; „Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich dich duze." „Ja, mir ist es sogar lieber, wenn man mich duzt und ja richtig, ich bin auf dem Sprung." Sie grinst und meine Beine werden weich. Fall ihr doch gleich in die Arme und knutsch sie ab, June! „Hättest du noch Lust auf einen Drink?" Hatte ich sie das gerade gefragt? Wow, ich hab einiges getrunken, wenn ich es schaffe jemanden, wie Olivia, auf einen Drink zu fragen. „Ich würde wirklich gerne, aber bin hundemüde und möchte gerade nur noch ins Bett. Ich hab gesehen, dass du nur eine Nacht hier bist, aber hast du sonst morgen schon was vor? Wir können gerne Mittagessen gehen." Ich schaue sie entsetzt an. Das hätte ich jetzt als allerletztes erwartet. „Warte, also ist das ein Ja aber ein Nein?" Sie lacht: „Ja so kann man es sagen. Tut mir leid wegen heute Abend."
„Oh ehm, wow, also ich fahre leider morgen um 11:00 Uhr mit meiner Schwester zu einem Familientreffen nach Lüneburg und kann deshalb nicht Mittagessen und du willst mich nicht nüchtern vor diesem Familientreffen kennenlernen. Ich habe aber überlegt von Sonntag auf Montag nochmal hier zu übernachten, bevor ich zurück nach Heidelberg fahre. Hast du am Sonntag Zeit?" „Ja, das sollte kein Problem sein. Mittagessen? Gegen 14:00 Uhr?" „Ja, sehr sehr gerne! Möchtest du meine Handynummer haben?" „Ja, hier gib sie einfach schnell ein." Sie reicht mir ihr Handy und ich gebe zitternd meine Handynummer ein. Ich gebe ihr es wieder und sehe aus dem Augenwinkel, wie sie mich als JJ einspeichert. Mir wird aufeinmal ganz warm, aber nicht weil ich es heiß finde, sondern weil ich diesen Spitznamen schon ewig nicht mehr gehört habe. Meine Mutter hat mich immer JJ genannt und es fühlt sich schön an, diesen Namen mal wieder zu lesen.
Mir läuft eine Träne die Wange runter und ich wische sie schnell weg. Olivia schaut gerade von ihrem Handy hoch und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nichts von der Träne mitbekommen hat. „Also dann bis Sonntag, JJ." WOW!! Jetzt finde ich es heiß und ich schäme mich dafür. Ich nicke ihr nur zu und sie fängt wieder an zu lachen. „Gute Nacht, JJ." „Gute Nacht, Olivia." Wir grinsen uns an und gehen dann auseinander. Ich gehe in Richtung Treppe und sie geht durch die Tür. Ich drehe mich nochmal um und sehe, wie sie die Straße überquert und auf der anderen Straße blinkt ein Auto auf. Sie öffnet die Tür von ihrem Auto und steigt ein. Der Motor springt an und dann verschwindet das Auto auf den Straßen von Hannover.
Ich grinse breit. Das lief gar nicht so schlecht. Ich gehe die Treppe hoch und in mein Zimmer. Jetzt möchte ich nur noch schlafen. Das Familientreffen ist noch 12 Stunden entfernt und ich bin mental noch gar nicht vorbereitet. Aber hey, ich hab am Samstag ein Date mit Olivia, also kann ich mich noch auf Sonntag freuen und vielleicht wird das Treffen nicht so schlimm, wie ich es mir vorstelle.

Am nächsten Morgen klingelt mein Wecker um 10:00 Uhr viel zu früh und zu laut. Ich schaue mich verwirrt im Zimmer um und muss mich erstmal orientieren. Mein Handy zeigt zwei Nachrichten an. Die Eine ist von meiner Schwester in der sie schreibt, sie hätte einen echt miesen Kater, würde mich aber wie geplant um 11:00 abholen. Ich schicke ihr nur einen Daumen hoch Emoji und schaue mir die zweite Nachricht an. Eine unbekannte Nummer? „Hey JJ, ich bins Olivia. Freue mich auf Sonntag" Holy Shit! Das hab ich ganz vergessen. Ich springe aus dem Bett und tanze ein bisschen umher. Ich mache Musik an und gehe Duschen. Meine Klamotten stinken nach Zigaretten und Alkohol und somit ist mein Outfit für heute entschieden. Ich ziehe mir die blaue Low Waist Jeans an mit einem weißem Shirt und einem rostroten Hemd. Meine schwarzen Vans sind natürlich das Wichtigste.
Nachdem ich mein Frühstück, das aus einem Kaffee mit Hafermilch und einem Brot mit Humus bestand, gegessen hatte, packe ich alles zusammen und trage alles runter. Das Auschecken geht sehr schnell und schon stehe ich vor dem Auto von Louane. Das Fenster wird runtergefahren und ich sehe nur eine große Sonnenbrille.
Ich fange an lauthals zu lachen. „Guten Morgen, auch zu dir, Schwesterherz." Alles was ich zurückbekomme ist ein Nicken und ein Stöhnen gleichzeitig. „Soll ich fahren?" „Ja, Bitte! Ich hab so Kopfschmerzen. Ich darf so nicht hinter das Lenkrad." Sie rutscht auf den Beifahrersitz und ich stelle mein Gepäck auf die Rückbank. Kaum sitze ich vor dem Lenker, höre ich ein Schnarchen vom Beifahrersitz. Ist das ihr Ernst? So hab ich mir die Fahrt nicht vorgestellt, aber egal. Ich verbinde mich per Bluetooth mit dem Auto und mache meinen True Crime Podcast.
Nach circa einer Stunde wacht meine Schwester auf und schaut mich verwirrt an. „Wo sind wir?" „Wir fahren jetzt noch ungefähr 40 Minuten und dann sind wir in Lüneburg." „Achso, na dann." Und mit den paar Wörtern nimmt sie sich ihr Kissen und schläft weiter. Ich lache in mich hinein und konzentriere mich auf die Straße. Naja, zumindest versuche ich mich auf die Straße zu konzentrieren, aber meine Gedanken schweifen sehr schnell zu Olivia. Ich fühle mich so, als wäre ich wieder 15 und hätte einen riesigen Crush auf eine aus einem Jahrgang über mir. Dieses Verhalten geht mir mega auf die Nerven, aber morgen wird es anders laufen.

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