[WATTYS 2023-WINNER/Fesselndste Welt] ** Marian, stehlende Adelstochter mit großem Herzen trifft auf Robin Hood, verwegener Dieb mit gewaltigem Ego. Werden sie alten Schmerz, Vorurteile und schließlich den grausamen Sheriff von Nottingham überwinden...
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Die Sonne senkte sich bereits, als sie das Dorf erreichten. Edwinstowe galt als eines der Tore zum Sherwood Forest und war entsprechend größer als die meisten Siedlungen in der Grafschaft. Der Verlust eines der Kornlager durch den Sturm bedeutete großes Leid für die Gemeinde. Dadurch hatte jene einen nicht unerheblichen Teil des Korns verloren und konnte letztlich nur noch hoffen, durch eine schnelle Aussaat vielleicht einen Teil zu retten, um den Winter zu überleben.
Das Sonnenlicht stritt seinen letzten Kampf gegen die aufsteigenden Schatten der Nacht und ließ die strohgedeckten Dächer in dem orange-goldenen Licht trügerisch idyllisch wirken.
„Hier entlang."
Marian führte Robin zwischen die von Grün umarmten Häuser. Sie wusste genau, zu welchen Hütten sie wollte. Da ihr Vater keinen Sohn und Erben besaß, dem er sein Hab und Gut vermachen konnte, war die junge Lady oft an seiner Seite gewesen, wenn er die Dörfer besuchte. Sie war vertraut mit den Menschen dort, kannte viele beim Namen und wusste, wen es besonders hart traf. Die Verhandlungen mit Will und John über das gestohlene Geld waren hart gewesen. Da Marian einen Großteil ihres Anteils den Dieben im Sherwood überlassen hatte, fiel ihre Beute aus diesem Überfall recht spärlich aus.
„Ganz gleich, was du mir zeigen willst, Marian. Ich bleibe dabei: Mein Anteil geht in Gänze an die Rebellion. Das hilft mehr als eine Münze, die diese Narren am Ende vermutlich ohnehin nur in der Schenke hinauswerfen, um ihren Kummer zu ertränken."
Marian rollte mit den Augen. „Die Menschen brauchen manchmal mehr, als nur eine verborgene Rebellion Robin", meinte sie leise. Da alarmierten sie die Schritte eines sich nahenden Bauern. Hastig zog sie Robin in den schützenden Schatten zwischen einer Hütte und einem dichten Busch am Wegrand. Der Mann schritt zum Glück vorüber und schien sie nicht bemerkt zu haben.
„Warte hier", raunte sie, dann schlüpfte Marian um die Ecke, um auf das nächste Haus zuzuhalten. Wachsam glitt ihr Blick umher, um sicherzugehen, dass ihr niemand Beachtung schenkte, ehe Marian die Münzen auf der Türschwelle ablegte und dann eiligen Schrittes wieder zu dem versteckten Dieb zurückkehrte. Robin spielte bereits ungeduldig mit ein paar kleinen Steinen, die er neben dem Weg aufgesammelt hatte, indem er sie in die Luft warf und wieder auffing. Kaum da Marian zurück war, holte er aus. Der kleine Stein flog in einem hohen Bogen durch die Luft und prallte dann mit einem dumpfen >>Plock!<< gegen die Bretter der Eingangstür. Gespannt warteten sie, doch es benötigte drei weitere, bis sich endlich etwas im Innern des Hauses regte.
Nur wenig später stieß eine abgemagerte junge Frau mit braunem Haar einen Laut zwischen Schluchzen und überraschtem Aufschrei aus. Ein sehr verquerer Klang, der nur aus einer Seele kommen kann, welche die Hoffnung auf Besserung bereits verloren geglaubt hatte. Das Baby auf ihrem Arm begann zu weinen, während aus dem Haus ihr Ehemann besorgt zu Hilfe eilte. Während sie gleichzeitig das Kind zu beruhigen versuchten, starren beide auf die glänzenden Münzen Sterling in den von harter Arbeit gezeichneten Händen. Das konnte sie für den Rest des Monats, vielleicht sogar länger über die Runden bringen. Was dachten sie wohl, wem sie dieses Glück zu verdanken hatten? War es ein Geschenk Gottes? Der Herrgott sandte vielleicht tröstende Worte, aber keine bare Münze. Tränen flossen über schmutzige Wangen. Das Schluchzen der Freude mischte sich mit einem glückseligen 'Vergelt's Gott'. Selbst dem Mann standen Tränen in den Augen, als sie einander umarmten und der Bauer den Schopf seiner Frau und seines Kindes küsste. „Danke ... oh Danke ...", schluchzte die Mutter immer wieder und presste die Münzen neben ihrem Kind an ihre Brust.