Fernweh

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”Derek, Lina, lasst etwas Kuchen für Papa übrig!„
Derek murmelt.
”Was ist denn los mein Schatz?”
Derek schaut seine Mutter an.
”Ich will nicht am Sonntag auf die Militärparade.”
Dereks Mutter klopft ihrem Sohn auf die Schulter.
”So schlimm ist es doch gar nicht. Es werden nur ein paar Volkslieder gesungen und dem Präsidenten applaudiert. Das habe ich zu meiner Schulzeit auch durchgemacht.„
Derek runzelt die Stirn.
”Und wieso muss ich dafür einen kostbaren Sonntag opfern? Was hat der Präsident denn jemals gutes für uns getan?„
Dereks Mutter erschreckt.
”Bitte pass auf was du sagst Derek, ich bin mir sicher dass du keine Probleme haben willst.„
Derek schaut auf den Boden. Kurz darauf steht er auf und läuft die Treppen herauf auf sein Zimmer.

Draußen beginnt es heftig zu schneien.

Am nächsten Morgen. Lina und Derek laufen durch die verschneiten Straßen bis zur Haltestelle. Der Wind peitscht beiden durchs Gesicht.
Im Bus sitzend schaut Derek missmutig aus dem Fenster. Er hatte sichtlich keine Lust daran am Sonntag in der Kälte für den Präsidenten zu singen.

In der Klasse angekommen quatschen die Schüler bis zum Eintreffen des Lehrers noch etwas.
Ahron tippt Derek auf die Schulter.
”Hast du schon das neuste gehört? In der Parallelklasse ist eine Neue Schülerin. Sie kommt angeblich aus dem Süden von Kaukasistan und ist erst kürzlich hergezogen.”
Derek schaut Ahron an.
”Ist sie denn hübsch„ fragt er seinen Mitschüler grinsend.
Ahron wird etwas rot.
”Ja ist sie aber ich glaube Maxim will was von ihr.„

Plötzlich tönt der Laute Gong und alle Schüler werden mucksmäuschenstill. Herr Baskow betritt die Klasse.
”Holt euer Geografiebuch heraus!”
Geografie ist eine von Dereks Lieblingsfächern.
”Seite 122!”
Herr Baskow erklärt die Aufgabe.
”Heute geht es um die Städte und Provinzen unserer stolzen Nation!
Füllt die Arbeitsblätter dazu aus!„
Derek startet mit den Aufgaben und wird als erster fertig.
Herr Baskow nährt sich Dereks Platz und staunt etwas als er die Aufgaben alle mit einem Richtig ankreuzen muss.
”Weiter so Junge.„ sagt er und geht weiter zu den anderen Schülern.
Derek träumt sich währenddessen seine Mitschüler noch lernten von einem Leben in Freiheit. Er träumt davon wie wohl das Leben außerhalb von Kaukasistan ausschauen würde. Das Leben in Europa oder Amerika.

Nach einer Weile haben auch die anderen Schüler ihre Aufgaben beendet. Und so findet auch dieser Schultag irgendwann ein Ende.

Im Schulbus finden sich Derek und Lina wieder.
”Ich werde heute einen Schneemann bauen.„ sagt Lina aufgeregt.
Auf dem Nachhauseweg bemerken die Geschwister die ersten geschmückten Bäume und Büsche in den Gärten der Nachbarschaft.
Bald ist Weihnachten.

Der Junge aus KaukasistanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt