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Der Schnee rieselt langsam vor sich hin, während ich allein immer wieder an meinem Joint ziehe und den Schneeflocken dabei zu gucke, wie sie im Licht der Straßenlaterne glitzernd zu Boden gehen. Nicht eine Menschenseele ist auf der Straße zu sehen, eine nette Abwechslung zu dem Trubel drin. Die Tür, neben der ich an der Wand lehne geht, auf, ein Schwung warme schon fast heiße Luft kommt mir von drinnen entgegen und es kommen drei Männer raus. Zwei von ihnen machen sich eine Zigarette an. Sie wollen wohl auch eine Pause von dem Lärm. Alle drei sind relativ dünn angezogen, für das vorherrschende Wetter. Sie tragen nur T-Shirts und Jogginghosen. Einer von ihnen hat ein Cap mit dem Logo von Manchester United auf dem Kopf. Unverständlich schüttle ich den Kopf und zupfe meinen Schal und die Mütze auf meinem Kopf zurecht. Bei dem Anblick wird mir nur noch kälter. Der zweite der seitlich zu mir steht hat kurze braune Haare. Der Mann, der mit dem Gesicht in meine Richtung steht, hat ganz kurzrasierte schwarze Haare. Sie unterhalten sich auf Englisch, mit britischem Akzent. Ich liebe die englische Sprache. Deshalb kann ich nicht weghören, auch wenn ich weiß, dass es sich nicht gehört andere zu belauschen. Sie unterhalten sich darüber, wie voll es drin ist für einen Mittwochabend mitten im Winter. Neben mir geht die Tür erneut auf und noch zwei weitere Männer kommen raus. Einer der dazukommenden Männer scheint mir der einzig vernünftige zu sein, denn er hat eine Mütze auf und eine Jacke an. Auch er und sein Kumpel der zumindest, wenn auch keine Mütze auf aber dafür zumindest die Kapuze seines dunkelroten Pullovers hochgezogen hat, machen sich eine Zigarette an. Sie stehen mit dem Rücken zu mir. Meine Augen schweifen immer wieder über die Gruppe Männer. Nun dreht sich das Gespräch um die Musik, die in der Bar im Hintergrund läuft. Sie mögen kein Techno, doch je später es wird, desto mehr wird es gespielt. Der vernünftige mit der Mütze schlägt vor nach einer anderen Bar zu gucken, denn lange würde er die Musik nicht mehr ertragen. Drei der Raucher drücken ihr Zigaretten im Aschenbecher neben mir aus und gehen zurück ins warme. Verständlicherweise, ich würde auch erfrieren, nur im T-Shirt hier draußen. Nun sind nur noch der Mann mit der Kapuze und der schwarzhaarige da. Die beiden unterhalten sich über die Menschen in der Bar speziell über eine Gruppe an einem der Tische, die wohl richtig Stimmung gemacht haben. Dort ist dem mit der Kapuze auf dem Kopf eine Frau aufgefallen. Er sagt ihr Lachen hätte ihn fasziniert. Sie hat von allen aus der Gruppe fast am lautesten gelacht, während sie zur Musik schunkelte. Die Stimmen der beiden wurden immer leiser, bis ich sie nicht mehr verstehen konnte. Der schwarzhaarige nickt in meine Richtung und sein gegenüber mit der Kapuze dreht sich zu mir um. So schnell wie er sich zu mir gedreht hat dreht er sich auch wieder weg.

„Ist sie das nicht?", fragt der schwarzhaarige leise. Jetzt nur nicht hoch gucken dann wissen die das du lauschst! Während ich so tue, als wären mir meine Haare, die mir in dunkelroten Locken über die Schultern fallen etwas ganz Neues und ich konzentriert mit den Haarspitzen spiele, lacht einer der Männer neben mir. Meine Haare rutschen mir ins Gesicht und ich muss über mich selbst lachen. Mein Joint ist schon lange ausgegangen da ich vergessen habe dran zu ziehen. Toll, Zug verpasst. Ich wühle in meiner Jackentasche nach meinem Feuerzeug. Bevor ich meins finde, hält mir jemand seins vor die Nase. Vorsichtig hebe ich den Kopf und sehe neben mir die rote Kapuze. Schüchtern lächelnd deutet er mir es zu benutzten. Mehr als sein Lächeln kann ich nicht sehen da er die Kapuze so tief ins Gesicht gezogen hat. Perplex greife ich danach und zünde den Joint zwischen meinen Lippen wieder an. Ich nehme einen tiefen Zug und gebe es ihm zurück.

„Danke", sage ich zu ihm und vergesse in dem Moment, das er mich nicht verstehen kann. Doch ich liege falsch.

„Bitte sehr", sagt er vorsichtig mit starkem Akzent und steckt das Feuerzeug in die Bauchtasche seines Pullis. Ich lächle ihn kurz an. Es klingt süß, wenn er deutsch spricht. Stumm stehen wir nun nebeneinander. Bis der schwarzhaarige sich nach drin verabschiedet und die rote Kapuze fragt, ob er mit rein will oder noch eine raucht. Mein Nachbar winkt ab und bleibt stumm neben mir stehen. Von drinnen ist ABBA mitzuhören. Ohne es zu wollen fang ich an zur Musik mit dem Bein zu wippen. Grinsend deutet er auf mein Bein.

„Du magst ABBA?", fragt er nun dieses Mal aber auf Englisch. Ich lächle verlegen.

„Schuldig im Sinne der Anklage", murmle ich ertappt und ziehe am Joint. Da wir so lange geschwiegen haben ist er nun fast aufgeraucht. Er drückt seine Zigarette in den Aschenbecher. Ich ziehe noch zweimal an meinem Joint und mache ihn ebenfalls aus. Fröstelnd reibe ich meine Hände aneinander. Für mich ist unser Gespräch, wenn man es so nennen mag, beendet also gehe ich um ihn herum um wieder ins warme zu meinen Freunden zu gelangen. Er folgt mir, doch er geht nicht wie ich erwarte zu seinen Freunden, sondern stellt sich mir in den Weg. Das stelle ich fest als ich meinen Blick heben muss da vor mir ein paar Füße in schwarzen Turnschuhen stehen, die nicht zu mir gehören, denn meine sind dunkelgrün und stehen gegenüber. Ich gucke hoch, um festzustellen das sie zu der roten Kapuze gehören. Er schien zu überlegen, was er sagen soll. Er streift sich die Kapuze vom Kopf und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. Sofort fallen mir sein Naturroten Haare auf, die in alle Richtungen abstehen.

„Du siehst aus, als hättest du mit der Hand in der Steckdose geschlafen", sage ich auf seine Frisur deutend in dem Versuch die Stimmung zu lockern. Er hört auf sich am Hinterkopf zu kratzen.

„So schlimm?", lacht er und versucht sie mit beiden Händen an seinen Kopf zu pressen. So ein herzliches Lachen wie bei ihm hab ich schon lange nicht mehr gesehen. Die angespannte Stimmung war wie weggepustet. Als er die Augen wieder aufmacht sehe ich seine hellblauen Augen strahlen.

„Du bist mir vorhin schon aufgefallen, als du so ausgelassen gelacht hast. Ich ab dich vom andern Ende der Bar aus beobachtet. Sorry dafür... Du hast so ein ehrliches Lachen da musste ich auch lachen, obwohl ich keine Ahnung hatte, worüber du überhaupt lachst. Das war richtig ansteckend. Ich wurde von meinen Kumpels schon komisch angeguckt, deswegen. Ich glaub die haben sich ernsthaft Sorgen um meine geistige Gesundheit gemacht, weil ich aus dem nichts angefangen habe zu lachen", redet er wie ein Wasserfall drauf los.

„Danke für das Kompliment. Sowas hört man gern an seinem Geburtstag.", grinse ich ihn an und ziehe mir die Mütze und den Schal vom Körper.

„Ach dann haben deine Freunde vorhin für dich gesungen. Hab die Melodie erkannt. Dann auch von mir alles Gute zum Geburtstag. Lass uns drauf anstoßen, ich lad dich ein", schlägt er vor und deutet hinter sich auf die Theke.

„Danke schön. Das ist aber lieb von dir musst du aber nicht", antworte ich lächelnd.

„Würdest du für uns bestellen? Die Bedienung hatte vorhin schon Probleme unsere Bestellung aufzunehmen", fragt er als wir uns auf zwei nebeneinanderstehende Hocker an der Theke setzten.

„Klar was willst du denn?", antworte ich.

„Dankeschön... Eine Flasche Bier, reicht ertsmal", gibt er als Antwort. Ich nicke und wende mich zu der Bedienung die zwischenzeitlich zu uns gekommen war, um unsere Bestellung abzuholen.

„Hi, ich hätte gern eine Flasche Bier und ein Vodka E", sage ich zu ihr. Sie macht sich an die Bestellung und mein Nachbar zieht sein Portemonnaie aus der Tasche.

„11,25€ macht das", sagt die Bedienung als sie uns die Getränke hinstellt. Dankend nicke ich ihr zu. Er hält mir sein Portemonnaie geöffnet hin. Er hat ja vertrauen in mich. Ich zeige auf einen 20er und er reicht ihn mir. Ich bezahle und halte ihm das Wechselgeld hin. Er stecktes weg und hält sein Bier hoch.

„Lass uns auf dich anstoßen", fordert er und ich hebe mein Glas zum Prosten.

„Cheers!", ruft er lächelnd, während er mir in die Augen guckt und stößt das braune Glas seiner Flasche an mein Trinkglas.

„Cheers!", wiederhole ich und lächle während ich den Blickkontakt erwidere. Wir unterhalten uns eine Weile, bis mir einfällt das wir nicht wissen wie der andere heißt. Ich muss über uns lachen und er sieht mich grinsend an.

Hearts don't break around hereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt