Stella sieht rot

100 9 5
                                    

Notiz der Autorin:

Dieses Kapitel ist etwa dreimal so lang, wie die vorherigen. Viel Spaß beim lesen!  xd ;D

Ich stürmte ins Büro von Miss Clearwater, während Carag fast schon verzweifelt versuchte mit mir schrittzuhalten. Überrascht blickte die Schulleiterin auf, sie bereitete gerade etwas für den Unterricht vor. "Miss Clearwater, Milling hat meine Familie getötet. Ich werde mich an ihm rächen und Sie können mich nicht daran hindern." "Stella, bist du dir sicher?", antwortete Miss Clearwater. "Ja, bin ich. Haben sie einen Hinweis darauf, wo er sich aufhält?" Die Frau seufzte. "Shadow und Wing haben vor einigen Minuten ein verdächtiges Streifenhörnchen am Fluss gemeldet. Wenn ihr Glück habt, wird es euch direkt zu Milling führen. Ich nehme an, nur ihr beide geht?" Ich nickte und wandte mich schon zum Gehen, drehte mich dann aber noch einmal um. "Warum erlauben Sie das so einfach? Wollen Sie mich denn gar nicht aufhalten?" Miss Clearwater lächelte verständnisvoll. "Ich tue das, weil ich dich verstehe, mein Kind. Du kannst alles schaffen, was du dir vornimmst, Stella. Und jetzt geh und erfülle deine Pflicht!"

~~~

Ich und Carag rannten zum Fluss, so schnell unsere Pfoten uns trugen. Wir hatten uns verwandelt, damit wir uns besser fortbewegen konnten. Am Fluss angekommen folgten wir den Spuren des Spions. Das heißt, ich folgte den Spuren, Carag lief nur hinter mir her. Plötzlich blieb ich abrupt stehen und deutete mit der Schnauze auf ein braunes Flauschbündel nicht weit vor uns. Carag flüsterte mir in Gedanken zu: Den kenne ich, das ist Rudy, einer von Millings Leuten. Wenn wir ihn beschatten, wird er uns geradewegs zu Milling führen. 

Super. Flüsterte ich zurück. Ohne auch nur eine weitere Sekunde zu verschwenden, sprintete ich weiter. Schon nach kurzer Zeit stieg uns ein Geruch nach Streifenhörnchen in die Nase und wir pirschten uns im Dickicht an Rudy ran. Das Schokohörnchen schnupperte mit hoch erhobener Nase in der Luft, schien uns jedoch nicht zu bemerken, denn ich war schlau genug, dass wir uns nicht in Windrichtung stellten. Endlich kam dieser Spasti zu dem Schluss, dass ihn niemand verfolgte und schlug den Weg zur Sierra Lodge ein. Was ein Dummkopf, mir würde sowas nie passieren. Carag, mein kleiner Idiot, fragte mich leicht dümmlich: Wo will er bloß hin?  Ich rollte mit den Augen und  meinte: Natürlich zur Sierra Lodge. kennst du die Gegend hier überhaupt nicht?  Carag sagte Ähm und wir fuhren damit fort, Rudy zu beschatten. Natürlich hatte ich Recht und Frühstück führte uns geradewegs zur Sierra Lodge.

Als wir dort angekommen waren, versteckten wir uns hinter einem Baum. Wir beobachteten, wie Rudy sich auf die Hinterbeine stellte und "Ihhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh" fiepste. Ich zuckte meines sensiblen Gehörs wegen zusammen. Carag neben mir stand unbekümmert herum. Nach einer kurzen Weile trat eine mächtige Gestalt aus dem Haupthaus hinaus (Siehe Bild oben). "Rudy", sagte eine tiefe, männliche Stimme. Das war der Mann, der meine Familie getötet hatte. Vorher war ich nur wütend. Jetzt sah ich rot. Ich musste mich wahnsinnig zusammenreißen, nicht vorzurennen und ihm sofort die Kehle auszureißen. Doch ich schaffte es, denn ich war richtig toll. Stattdessen trat ich würdevoll hinter dem Baum hervor und sagte ruhig aber gefährlich: Milling. Ich musste zugeben, seine Reflexe waren gut, denn er drehte sich sofort um. Trotzdem hatte ich kein Fünkchen Angst. "Stella. Stella Morningstar. Du bist also gekommen um dich zu rächen?" Anstatt ihm zu antworten, sprang ich mit einem Riesensatz auf ihn zu. Er verwandelte sich und stand innerhalb von Millisekunden als großer zimtfarbener Puma vor mir. Muskeln spielten unter seinem kurzen Fell, als er sich zum Sprung bereitmachte. Aber die erfahrene Kämpferin, die ich nun mal war, konnte ich jede seiner Bewegungen vorausahnen. Weil Rudy dieses dumme Hörnchen losgerannt war, um Hilfe zu holen, kamen jetzt noch mehr Wandler heran, die offenbar hier in der Nähe stationiert gewesen waren. Milling sprang mich an und Carag sprang auf uns zu, um mir zu helfen, wurde jedoch von Milling's Leuten, drei Braunbären aufgehalten. 

Ich und Milling sprangen mit gewaltigen Sätzen aufeinander zu und trafen uns in der Luft. Mein Gegner riss mir mit der Kralle ein kleines Stückchen Haut vom Ohr, das störte mich allerdings gar nicht. Im Gegenzug verpasste ich ihm mit ausgefahrenen Krallen einen heftigen Schlag seitlich gegen den Kopf. Milling wich fauchend einige Schritte zurück und wischte sich mit der Pranke über seinen ausgerenkten Kiefer. Diesen Moment der Schwäche nutzte ich geschickt, um ihm auf den Rücken zu springen und meine langen Fangzähne in seiner Schulter zu vergraben. Er revanchierte sich, indem er sich auf den Rücken warf und mich so fast plattdrückte, denn er war sehr muskulös. Schnell rollte ich mich weg und fuhr mit meinen scharfen Krallen über seine Rippen. Milling war ein sehr zäher Gegner, aber ich war besser. Er blutete bereits aus zahlreichen Wunden und wirkte geschwächt. Ich dagegen war unverletzt und spürte die Kraft mächtig wie eh und je durch meine Adern pulsieren. Ergib dich! schrie ich ihn in Gedanken an. Sieh es endlich ein! Du kannst mich nicht besiegen! Ich bin besser als du! Die Antwort war ein gewaltiges Knurren und ein erneuter Angriff auf meine ungeschützte Brust. An die nächsten Momente erinnere ich mich nicht, da ich so vor Wut geblendet war. 

Ich weiß nur noch, dass ich über Milling stand, der unglaublich stark blutete. Ich senkte den Kopf hinunter zu seiner Kehle, die mir vollkommen schutzlos offenbart war. Carag hörte auf mit den Bären zu kämpfen, die ihn auf den Boden gerungen hatten. Alle Augen richteten sich auf mich. Sie wussten. dass Millings Leben von meiner Entscheidung allein abhing. Milling schrie mich in Gedanken an: Na los! Bring's hinter dich, Mädchen! Töte mich schon! Oder hast du nicht den Mut dazu?! Ich zögerte für einen kurzen Augenblick und dachte an all die grausamen Dinge die Milling getan hatte. An alle, deren Leben seinetwegen ruiniert wurden, wie das von mir und Carag's kleiner Schwester Melody. An meine Familie, die nicht die Möglichkeit gehabt hatte, sich gegen ihn zu wehren. 

Ich senkte den Kopf um meine messerscharfen Fangzähne in seine weiche Haut zu schlagen, als plötzlich ich Carag in Gedanken schreien hörte: Stella, hör auf! Das bist nicht du! Die Stella, die ich kenne und liebe würde niemals jemandem etwas antun! Wir können ihn dem Rat ausliefern! Die sollen sich um diesen Dreckskerl kümmern, nicht du. Er soll deine reine Seele nicht zerstören! Er ist es nicht wert!  Überrascht zuckte ich zurück. Ich verstand jetzt erst, was ich fast getan hatte. Ich sah auf Milling herab und fauchte. Nein, ich werde dich nicht töten! Wenn ich das tue, bin ich nicht besser als du! Ich löse Probleme nicht mit Gewalt. Wie Carag gesagt hat werden wir dich dem Rat ausliefern. Milling sah mich mich mit großen Augen an, in denen ein neuer Funke von Hoffnung erschien. Stella, du hast mich inspiriert. Von nun an werde ich nur noch für das Gute kämpfen. Die Jagd auf Tiere kann auch gestoppt werden, ohne dass Blut fließt. 

Wir hatten es geschafft! Ungläubig blickte ich zu Carag hinüber, der mich mit großen Augen ansah, die vor Liebe schimmerten. Wir liefen aufeinander zu und verwandelten uns noch im  Laufen zurück in unsere Menschengestalt. Wir umarmten uns und ich sah tief in Carags grüne Augen. Unsere Lippen trafen sich und wir küssten uns, während es um uns herum anfing zu schneien. 

ENDE 

Stella- Die Geschichte einer Mary Sue (Woodwalkers Failfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt