Kapitel 48 - Die Entscheidung

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Der Schütze, der soeben den nächsten Pfeil angelegt und auf Robins Rücken gezielt hatte, wusste nicht, wie ihm geschah

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Der Schütze, der soeben den nächsten Pfeil angelegt und auf Robins Rücken gezielt hatte, wusste nicht, wie ihm geschah. Etwas traf seinen Bogen, nur knapp über seinen Fingern und riss seinen Arm zur Seite. Das Holz der Waffe knackte bedrohlich und barst unter der Last von Treffer und Zug, brach auseinander und der Wurfarm splitterte am Griff. Durch die auf dem Bogen liegende Spannung und die Last der gespannten Sehne schmetterte es dem Soldaten das eigene Bogenholz mit voller Wucht ins Gesicht - er fiel sofort bewusstlos zur Seite.

Robin fuhr herum und sein Blick traf den von Marian. Viel Ungesagtes lag darin und doch konnte keiner von ihnen es aussprechen. Es war viel zu wenig Zeit dafür. Marian wusste, dass sie nur bitten musste und Robin, dieser Narr, wäre zurückgestürmt und hätte versucht, sie mit sich zu nehmen. Aber dann wären weder er noch einer der anderen lebend hier herausgekommen. Auch diese Entscheidung war innerhalb eines Herzschlages getroffen.

'Lauf!', formten Marians Lippen lautlos und sie hoffte, dass der Wind dieses Flehen bis zu Robin tragen würde. Sie sah ihn zögern und hadern - dann griff John unnachgiebig nach Robin Schulter und zog ihn auf den Rücken des Pferdes.

Marian wusste, dass sie ihr Glück und das Schicksal viel zu oft herausgefordert hatte. Dieser entscheidende Moment hatte kommen müssen - und nun war es so weit. Die junge Frau hatte bereits den nächsten Pfeil angelegt.

„Sheriff!", schmetterte die sonst so weiche Stimme und irritierte Männer wandten die Köpfe. Auch der Angesprochene wandte den Blick und starrte auf die Spitze eines Pfeils, die auf seine Brust gerichtet war. Da lag der Bogen, bereit zu einem tödlichen Schuss auf den Vertreter des Gesetzes. Doch nicht in den Händen eines Banditen -sondern in denen von Lady Marian De Burgh.

„Was denkt Ihr, was Ihr da tut, Mädchen?", fragte der Sheriff und seine Stimme war scharf wie ein zum Schlag bereites Schwert. Die grauen Augen blitzten im matten Licht des Waldes wie die einer Katze, welche das Mäuschen nicht allzu ernst nahm.

„Pfeift Eure Männer zurück, Sheriff! Sofort! Oder dieser Pfeil trifft Eure Kehle, so wahr ich hier stehe!" Marian behielt ihr Ziel fest im Blick. Sie hatte im Burghof auf über fünfzig Meter die Mitte der Scheibe und durch das Kampfgewirr das schmale Holz eines Bogens getroffen. Eine breite Brust wie die des Sheriffs war ein leichtes Ziel. Um sich das auszurechnen, musste man kein gebildeter Mann sein. Er unterschätzte sie - doch das sollte er besser nicht. Marian war keine zarte Maid, die nur Blumen auf Kissen stickte - und er täte gut daran, sie ernst zu nehmen.

Die Augen des Sheriffs wurden schmaler. Maid Marian war mehrere Jahre im Kloster gewesen und ursprünglich hoffte der Sheriff, dass sie dort von den Schwestern lernen würde, was man von einem braven Mädchen erwartete. Doch scheinbar war dieser wilde und gefährliche Geist nicht ausreichend gezügelt worden.

Die Männer des Earls hatten im Kampf innegehalten, sie starrten nun mit großen Augen zu ihrer Lady und konnten nicht fassen, was sie da sahen. Lady Marian De Burgh bedrohte den Sheriff von Nottingham!

Da stieß der Sheriff ein Schnauben aus und hob den Arm, woraufhin auch seine Männer die Waffen senkten. Eine drückende, schwere Stille senkte sich über die Waldlichtung, die schwarze Wogen aufziehenden Unheils prophezeite, als der Sheriff sich dem Mädchen zuwandte.

Das Klappern von Hufen entfernte sich, Männer hetzten in die Wälder und sprangen davon wie entfliehende Rehe, die froh waren, aus dem Maul des Wolfes entkommen zu sein. Keiner, des dreckigen Packs blieb, um der Lady zu helfen, die ihre Flucht ermöglicht hatte. Kein einziger. Kein Robin Hood und auch kein anderer der Ratten, die sich am Volk labten. Und genau das wollte er ihr bewusst machen. Diese Bastarde würde er früh genug schnappen. Sie hatten mehr als einen gefangen und mit den richtigen Methoden würden sie wie Vögel singen

Sein Blick legte sich auf den Mann hinter ihr, in der edlen Kleidung und mit dem Wappen seines Hauses auf der Brust. Sein Spross - der tatenlos dastand, den Mund offen und die Augen so groß und aufgerissen, als hätte, würde der Pfeil an ihrem Bogen ihm gelten. Nicht nur Marian De Burgh würde am heutigen Tage etwas zu lernen haben. Und ER würde ihnen diese Lektion ein für alle Mal einbläuen.

„Guy. Nimm diese Verräterin des Volkes und der Krone fest", befahl der Sheriff mit fester Stimme. Obwohl ein Pfeil auf ihn zeigte, strahlte seine Haltung noch immer Souveränität aus; als könnte jener ihm nichts anhaben. Kein Zittern, keine Nervosität, nicht einmal ersichtliche Anspannung. Wie ein Löwe, der dem Häschen lediglich ein wenig Vorsprung ließ, ehe er das kleine Genick brach.

Hinter Marian zuckte der Angesprochene zusammen, als hätte man ihm eine Ohrfeige verpasst.

„Sheriff. Lady De Bugh ist nur-", setzte er an, doch der frostige Blick seines Vaters brachte ihn zum Schweigen. Im Gegensatz zu seinem Vater war Guy von Gisborne alles andere als ruhig. In seinem Innern herrschte das Chaos. Moral und seine Gesetzestreue rangen mit Zuneigung und tiefer Enttäuschung. Seine Welt erzitterte und war dabei einzubrechen wie ein Kartenhaus.

Dann machte Guy einen Schritt nach vorn und eine Dolchklinge legte sich an die Kehle der Frau, die zu retten er gekommen war.

„Lasst den Bogen fallen, Mylady." Seine Stimme war rau und fern jeder Standhaftigkeit, die sie sonst besaß. Seine Finger waren so fest um den Griff des Dolches gelegt, dass das Leder unter dem Druck knirschte. Guy zitterte.

Marian zögerte, doch sie wusste, dass diese Situation nur ein Ende kannte. Langsam ließ sie Pfeil und Bogen sinken und Guy griff sofort zu, um ihr jene zu entreißen. Er war nicht sanft - weil er wusste, dass jeder andere nur gröber sein würde. Allen voran sein Vater.

„Fesseln und Festnehmen", befahl der Sheriff und Guy zog gehorsam die Handgelenke der Lady nach hinten. Er fesselte sie mit einem der rauen Hanfseile, die sie für die Banditen mitgebracht hatten. Für Verbrecher und Verräter von Krone und Land. Und nun lagen sie um die Handgelenke der Frau, die er hatte beschützen wollen - die sich aber statt für Recht und Gesetz für Diebesgesindel entschieden hatte.

Sein Vater überbrückte indessen den Abstand und erhob sich vor ihnen, wie gewaltige schwarze Klippen, an denen sich selbst die größten Wellen brachen. Er hob die Hand und griff nach dem Gesicht der Maid, um ihre Augen mit den seinen zu durchbohren.

Die Stimmung war erdrückend und schwer wie Blei, Männer wechselten Blicke und fanden keine Antworten auf ihre unzähligen Fragen. Unfähig einer angemessenen Handlung standen sie da und rührten sich nicht.

„Ich hoffe, Ihr seid bereit, die Konsequenzen Eures Handelns zu tragen, Mylady", raunte der Sheriff finster. Dann stieß er sie zurück, in die Arme von zwei Wachen. Er richtete sich wieder gerade auf und eisig sah er auf das törichte Mädchen herunter. „Lady Marian De Burgh. Ich verhafte Euch wegen Verbrüderung mit dem Feind sowie Konspiration gegen die Krone und England."

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Die Königin von Pfeil & BogenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt