Roll Dem Bones

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Die Söldnerin schlich sich gezielt durch den dunklen verschmutzen Gang durch.
Umgeben von flackernden grellblauen Neonröhren an der Decke, die verschiedensten Bildschirme voller Werbung ("NiCola! Taste the Love!") und Electric Sheep. Der kalte schwarzgraue Fliesenboden übersät voller Aludosen, Papierresten, Müllsäcken, Pizzakartons und angefangenen Instantnudelnbecher.
Im Hintergrund dröhnte der Bass von einem Eltronicsong. Zumindest spürte sie ihn, da der Bass die Wände und Böden durch das Dröhnen zum Vibrieren brachte. Die typische Scavengers Music die man immer in jeden solcher Gebäude hörte.
Es war unklar wer hier angefangen hat diese Musik abzuspielen. Vielleicht klebte von denjenigen das angetrockneten Blut schon irgendwo als Pfütze auf den Boden, als Spritzer an der Wand oder als Hinterbleibsel an der Kleidung der Söldnerin.
Zumindest war das der Anblick der Videokameraaufnahme, die Re Dshirt auf dem Bildschirm seiner heruntergekommenen Konntrollkammer betrachtete. Wenn man nicht wüsste, dass die Söldnerin hier andere Scavengers davor abgeschossen hätte, sähe sie darauf nicht wirklich bedrohlich aus, dachte er sich. Mit den scharzweißen Sportschuhen, der schwarzen lockeren Hose, den schwarzem T-Shirt mit dem großen gelben X und der schwarzgräulichen Bomberlederjacke mit der LED-Kapuze sah sie mehr nach Konzertgänger als Söldnerin aus.
Nur die lilafarbende Tech-Pistole in ihrer rechten Hand ließ sie als Söldnerin verraten.
Das einzige, was Re Dshirt nicht erkennen konnte, war ihr Gesicht, da es mit herumwirbelden verwaschenden Pixel verdeckt wurde. Natürlich wusste Re Dshirt sofort was es mit diesen Pixeln auf sich hatte und erkannte, dass man diese Söldnerin auch außerhalb eines Kampfes nicht so einfach unterschätzen sollte.
Kiroshi Optic fiel ihm dabei im Kopf ein. Diese hochwertigen Optikimplantate, die, wenn man weiß, wie man mit denen progamiert, hackt und umgeht, gefährliche Waffen- und Kampfhelfer sein könnten.
Ein solcher programmierter Kiroshi, der dafür sorgt, dass das eigene Gesicht auf Kameras nicht erkennbar wird, könnte nur vom Ripperdoc Vikor Vektor aus dem Bezirk Watson stammen. Genauer gesagt: Viktor, den besten Ripperdoc aus ganz Watson.
Alles an dieser Söldnerin ist für diese Scavengers wie ein Festmahl auf dem Silbertablet.
Oh ja, dachte sich Re Dhsirt, diese krassen Implatate dieser Söldnerin müssen auf jeden Fall aus ihr herausgerissen werden! Solche Implatate kann man auf jeden Fall teuer weiterverkaufen. Und vielleicht kann man ihren Körper ja auch weiterverwerten. Als Snuff oder XBD, ist ja auch egal! Hauptsache sie ausschalten und die Implantate rausnehmen!
Durch sein Cyberdeck im Frontallappen gab er den Quickhack ein, um eine Verbindung ins Cyberdeck im Kopf der Söldnerin reinzuhacken.
Natürlich blieb diese Verbindung, wenn man gute Cyberware besaß, nicht unbemerkt. Denn in dem Moment, als die Verbindung abgeschlossen wurde, blieb die Söldnerin sofort stehen. Wissend, dass es hier noch einen weiteren Scav gab.
Es ist eh egal, ob sie es nun bemerke oder nicht, waren Re Dshirts Gedanken. Ihr Gehirn wird eh sofort verschmorrt sein.
Er gab den nächsten Quickhack für den Kurzschluss ein und genoss den kommenden Anblick.
In dem Moment, als der Quickhack gesendet wurde, ließ die Söldnerin ihre Tech-Pistole fallen, packte sich mit der einen Hand am Kopf und krümmte sich nach vorne gebeugt während sich die andere Hand in ihre Stirn krallte. Nach einigen Sekunden dieses schmerzhaften Zustandes fiel sie zur Seite um und bewegte sich nicht mehr.
Das war's für die Söldnerin auf der Scavengers Art: Kurz und schmerzhaft.
Re Dshirt wandte sich wieder zum anderen Bildschirm um, um nach neuen Nachrichten von Aufträgen zu schauen. XBDs sind immer noch eine hochnachgefragte Nische, dass auch manchmal plötzlich mehrere Aufträge von den gleichen Auftraggebern auf einmal kamen.
Bei den ganzen Nachrichten wird es auch wohl wieder eine weitere längere Nacht werden.
Als Re Dshirt die nächste Nachricht öffnen wollte, spürte er einen plötzlichen, stechenden Schmerz an seiner linken Brust. Reflexartig schaute er zu dieser schmerzenden Stelle und sah an dieser Stelle eine lange, blutige Klinge aus ihm herausragen.
Eine Mantisklinge. Jemand hat ihn angegriffen.
Aber wer? Bis auf die Leiche war er hier doch alleine.
Er drehte, so weit es ging, seinen Kopf nach hinten und schaute über die Schultern wer ihn mit der Mantisklinge angriff.
Es war der linke Arm von jemanden, der die Mantisklinge gehörte. Der Oberkörper trug eine schwarzgräuliche Bomberlederjacke mit einer LED-Kapuze und darunter ein schwarzes T-shirt mit einem großen gelben X. Wie das Aussehen eines Konzertgängers.
"Was? Das kann doch nicht sein! Dein Gehirn war doch geröstet. Du solltest tot sein-"
"Das war ich auch", unterbrach die Söldnerin und hob ihren linken Arm langsam hoch.
Re Dshirt, immer noch mit der Mantisklinge feststeckend, wurde mit hochgezogen, so, dass er nun einige Zentimeter in der Luft lag.
"Aber wie kannst du hier noch stehen und kämpfen-"
"Ich habe keinen Bock euch Scavs jetzt irgendwelche Geschichten zu erzählen", unterbrach sie wieder und hielt mit ihrer rechten Hand ihre lilafarbende Tech-Pistole vor seinem Hinterkopf.
Re Dshirt richtete seinen Blick von der Pistole zur Söldnerin und konnte nun ihr Gesicht betrachten. Es war ein übliches weibliches Gesicht. Ein schmaler Kopf, schmale Gesichtszüge, Ohringe, Piercings, Tattos am Hals, dunkelbraunen Haare die auf der linken Seite zu einem Sidecut abrasiert waren und Cyberware rund um ihre schwarzfarbenden Augen.
Er erkannte sie. Dieses Gesicht sah er nicht zum ersten Mal.
"Du?! Du bist doch diese Söldnerin, die uns diese Sandra Dorsett zurückgeschnappt hat-"
"Und du warst einer dieser feigen Schwanzlutscher, die vorm Trauma Team abgehauen sind. Aber immerhin weiß ich jetzt, wer von euch andauernd die gleiche Bummsmucke abspielt."
Mit dem Worten schoss die Söldnerin drei Kopfschüsse durch Re Dshirts Kopf. Sein Blut, Hirnreste und die einzelnen Knochensplitter verteilten sich auf dem Boden.
Sie ließ ihren Arm wieder sinken und schmiss die Leiche vom Scav auf dem Boden.
Bei all den Sachen was Scavs an Menschen anrichten verdienen sie keine Gnade, war dazu ihr Gedanke. Egal, ob als Auftrag oder nicht. Von allen Gangs hier in Night City sind die Scavs am grauenhaftesten. Und das ist für Night-City-Verhältnisse wirklich eine ernste Aussage.
Sie schüttelte mit dem Kopf. Dafür ist jetzt keine Zeit sich über Moral oder Gewissen zu philosophieren. Vorallem nicht hier in Night City. Wichtig ist jetzt, dass der Auftrag für den Fixer erledigt wird.
Sie näherte sich dem Rechner, wo vorher dieser Scav seine Nachrichten bearbeitete. Aus ihrer Jackentasche zog sie einen leeren Datenchip heraus und steckte ihn sich im Neuralport ihres Nackens ein. Aus der inneren Handfläche ihrer linken Hand zog sie das Kabel ihres Personal Links heraus und verband ihn mit dem Computer. Vor ihrem inneren Auge erschien eine rote Anzeige mit einem steigenden Ladebalken. Die Daten werden nun heruntergeladen.
Nach einigen Sekunden wurde alle Daten auf dem Datenchip heruntergeladen und die Anzeige verschwand.
Sie zog das Kabel aus dem Computer wieder heraus und verließ mit Hände in die Jackentasche steckend die Kontrollkammer.
Der Auftrag ist nun so weit erledigt, jetzt muss nur noch der Fixer Wakako Okado informiert werden.
Im Kopf öffnete sie ihre Kontakte und rief dabei Wakako an. Nach einigen Sekunden des Wartens ging sie ran.
"Wie sieht es aus?", fragte als Begrüßung die Stimme einer älteren Frau, "Sind die Daten unversehrt gespeichert?"
"Ich hab' alle Daten dieser Auftraggeber im Chip gespeichert. Genau, was du wolltest. Also könnt ihr damit jetzt rausfiltern, wer für die Aufnahmen euer einen Tyger Claws Gruppe verantwortlich war."
"Wunderbar, auf dich ist einfach immer Verlass."
"Ich würde den Chip dann zu dir bringen."
"Das musst du nicht. Ich habe einen Boten dafür hergeholt. Er hat vor dem Fabrikgelände geparkt. Den Chip kannst du ihn einfach überreichen."
"Verstanden."
"Deinen Betrag habe ich dir nun überwiesen. Bis dann, V."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 16 ⏰

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