3. Zwischen Leben und Spiegeln...

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Ihre Sicht war verschwommen, alles was sie ausmachen konnte, war ein verschwommenes silbriges Schimmern irgendwo in der Ferne. Alles andere war undurchdringbare Schwärze, die sie umhüllte wie Watte.
Yuna stellte fest, dass sie auf dem Rücken lag. Der Untergrund fühlte sich seltsam an-kühl und glatt, seltsam durchscheinend, fast wie Glas. Neugierig fuhr sie mit dem Finger darüber. 

Unter diesem glasartigen Boden konnte sie zarte Schemen erkennen, grauschwarz und blau, wie Regenwolken. Yuna klopfte zaghaft, ihre Neugier war geweckt.

Verschiedenfarbige Lichter tanzten um sie herum, als sie sich erhob und ihre Sicht klarte auf. Als das Mädchen voller Wissensdurst die Hand ausstreckte, um eines der Lichter zu berühren, erloschen alle plötzlich und wieder herrschte tintenschwarze Finsternis. Weit, weit weg von ihr erklang ein zartes Klingeln, glockenhell. 

Ein leichter Windhauch strich ihren Nacken entlang. Über Yunas Rücken lief ein unangenehmer Schauer, denn sie vernahm Worte in dem Gesäusel des Windes.

"Willst du schlafen?" Die kaum hörbare körperlose Stimme hinterließ störendes Rauschen in den Ohren des verwirrten Mädchens. Yuna schüttelte den Kopf und wankte einen Schritt vorwärts. Dabei knirschte und knackte  es unter ihr, als würde der Boden durchbrechen.

Yunas Atmung verschnellerte sich drastisch, auf ihren Schläfen bildete sich kalter Schweiß. Was würde passieren, wenn der Untergrund tatsächlich einbrach? 

Schlagartig flackerten bläuliche Lichtstrahlen auf und erhellten den endlos weiten Raum um sie. Sofort fiel ihr Blick auf die Risse im Boden. Panik flutete ihren Verstand und mit einem schrillen Schrei sprang sie nach hinten. Dabei traf sie auf Widerstand. Eiskalte Finger strichen ihre Wange entlang. "Komm mit mir..." 

Die Stimme erweckte etwas in dem Mädchen. Diese Stimme war ihr bestens bekannt.

Ihre eigene Stimme.

Yuna traute sich nicht, sich zu der geheimnisvollen Person  umzudrehen. Sie hatte zu viel Angst vor dem Anblick, der sich ihr bieten würde. Emotionsloses, totes Lachen klang in ihren Ohren nach. Ohne lange nachzudenken, hastete sie zur Seite, nur weg von der mysteriösen Erscheinung. 

Ohne auch nur einen Blick nach hinten zu wagen, rannte Yuna als ginge es um ihr Leben. Dabei entstanden immer neue Risse unter ihr, während das schaurige Lachen, ihr Lachen immer lauter wurde. Von allen Seiten erklang es, verfolgte Yuna. Ihre Beine fühlten sich an wie von tausenden Nadeln durchstochen, doch sie presste nur die schweißüberströmten Hände zu Fäusten und legte an Geschwindigkeit zu. 

Plötzlich sah sie ihre eigene Gestalt auf sich zurennen, doch bevor sie stoppen konnte, war es auch schon geschehen: Sie prallte gegen die gigantische Spiegelwand. Lautes Knacken und Krachen füllte die Luft, zusammen mit den haarsträubenden Lachsalven. Risse zogen sich zu allen Seiten. Unter Yuna fing der Boden an zu beben. 

Überall sprangen Scherben, wie aus dem Nichts. Von der Decke, den Wänden. Was so endlos geschienen hatte, waren in Wahrheit nur Spiegel. Noch immer war das schauderhafte Lachen nicht verklungen, im Gegenteil. Es dröhnte in Yunas Ohren, ließ ihre Trommelfelle schier zerfetzen.

Die erste Scherbe, wie ein Blitz durch  die Luft schneidend, fuhr ihren Arm entlang und hinterließ einen grellroten, schmerzenden Schnitt in ihrem Arm. 

Der Boden war an manchen Stellen eingebrochen, ein Ruck lief wiederholt durch ihn durch. Yuna verlor den Halt und stürzte rückwärts, dabei verursachte sie noch mehr Bruchstellen im Untergrund. Weitere Scherben sausten mit ungeheurer Geschwindigkeit hinunter, wie Messer, und manche trafen sie und blieben in ihr stecken. 

Tosende Wellen von Schmerz überrollten sie, vor allem als ein besonders großes Exemplar ihr Gesicht diagonal aufschlitzte. Ein erschütternder Schmerzensschrei verließ ihre Lippen, warmes Blut rann in ihren Mund.

Das tödlich klingende Lachen war das letzte, was sie hörte, als der Boden unter ihr endgültig aufgab und sie in die Tiefe fiel, zusammen mit millionen spiegelnder Scherben. Ihr schriller Schrei hallte noch lange nach. Unhörbar für sie flüsterte eine heisere Stimme:  "Ich warte auf dich..."

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A/n: Ich bin länger nicht dazu gekommen, dieses Kapitel hochzuladen, da ich aus vielen Gründen nicht dazu genommen bin. Dann hatte ich noch eine Schreibblockade, aber nach meinem gefühlten Mental Breakdown aufgrund von einigen Streiten (heißt das so?) und ein paar kleinen Piano Sessions bei Nacht hatte ich meinen Flow wieder. Ich habe nicht korrekturgelesen, daher können Fehler durchaus vorkommen.  

Anyways, ich freue mich über jeden Kommi und Vote, das zeigt mir, dass meine Mühe wenigstens von einigen wahrgenommen wird💗💗💗

Hab euch alle lieb und schönen Abend (gute Nacht?) noch!❤

Mirror Gaze-Wenn das letzte Licht erlischtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt