»Kapitel 5«

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𝑺𝒆𝒆𝒊𝒏' 𝒚𝒐𝒖 𝒕𝒐𝒏𝒊𝒈𝒉𝒕, 𝒊𝒕'𝒔 𝒂 𝒃𝒂𝒅 𝒊𝒅𝒆𝒂, 𝒓𝒊𝒈𝒉𝒕?

𝑺𝒆𝒆𝒊𝒏' 𝒚𝒐𝒖 𝒕𝒐𝒏𝒊𝒈𝒉𝒕, 𝒘𝒉𝒂𝒕𝒆𝒗𝒆𝒓, 𝒊𝒕'𝒔 𝒇𝒊𝒏𝒆



„Du glaubst wirklich nicht, wie leid es mir tut. Heute war einfach nur ein wahnsinnig stressiger Tag und dann war da die Sache mit meiner Familie und ich hab total die Zeit vergessen. Um ehrlich zu sein auch unser Date. Wir holen das nach. Versprochen!"

Nervös rang Penelope mit den Händen. Sie kam sich albern vor. Als ob Trent es nötig hätte auf ein weiteres Date mit ihr zu warten.

Doch mal wieder an diesem Tag wartete eine Überraschung auf sie.

„Naja...wenn es dir nicht zu stressig wird, ich hätte noch Zeit. Unseren Tisch haben sie zwar mittlerweile schon vergeben, aber wir können auch einfach noch entspannt etwas bei dir kochen."

„Du kannst kochen?", ein ungläubiges Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht.

„Eigentlich hatte ich gehofft, du kannst es. Ich bin eine Katastrophe in der Küche."

„Dein Glück, dass ich zufällig eine Fünf-Sterne-Köchin bin und heute noch beim einkaufen war."

„Das musst du mir erstmal beweisen."

Penelope ging an ihm vorbei und öffnete die Tür, wobei sie den herben und doch so verführerischen Geruch seines Aftershaves wahrnahm.

„Dann mal los..."

Wenige Minuten später standen Trent und sie nebeneinander hinter ihrer Küchenzeile und schnippelten Gemüse klein. Penelope grinste in sich hinein. Hätte ihr jemand das vor ein paar Monaten prophezeit, hätte sie denjenigen für verrückt erklärt. Immerhin hatte sie bis vor Kurzem noch ihrem Ex hinterher geheult und sah aus, als hätte sie sich seit Wochen nicht mehr gewaschen.

Obwohl Penelope in diesem Moment unglaublich stolz auf sich selbst war, merkte sie, dass Trent etwas auf der Seele lag. Er schien nicht hundertprozentig bei der Sache zu sein. Immer wieder ertappte sie ihn dabei, wie er sich grüblerisch auf die Lippe biss.

„Ist alles gut bei dir?"

Trents Augenbrauen zogen sich zusammen, so als ob er seine nächsten Worte aufs genauste abwägen würde.

„Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an und wenn du nicht darüber reden willst, versteh ich das natürlich, aber wenn du das mit deiner Familie los werden musst, bin ich für dich da."

Penelope hielt inne und legte das Schneidemesser zur Seite. Sie wusste, dass sie nicht für immer Trent gegenüber verschlossen bleiben konnte, während er selbst so viel von sich preisgab. Mit verschlossenen Armen lehnte sie sich an den Küchenschrank.

„Es ist kompliziert. Sagen wir mal so...meine Familie ist nicht gerade leicht und zählt auch nicht unbedingt zu der typischen Bilderbuchfamilie."

Trent lehnte sich ihr gegenüber an und gab ein Schulterzucken von sich.

„Welche Familie ist das schon, oder?"

„Naja meine zählt wohl zu den extremen Ausnahmen.", sie versuchte mit einem ungläubigen Lachen die Leichtigkeit in das Gespräch zurückzubringen, die allerdings schon längst verloren gegangen war.

Penelope atmete tief durch, bevor sie fortfuhr. Noch nie hatte sie gerne über ihre Familie geredet. Es war ihr bei ihren engsten Freunden schon schwer gefallen und deshalb konnte sie sich nicht erklären, warum ausgerechnet Trent ihr das Gefühl gab, ihm derartiges Vertrauen entgegenbringen zu können.

So als würde er ihr Hadern bemerken, fuhr er ihr zärtlich über den Arm.

„Du kannst mir wirklich alles erzählen, Pen. Ich kann Sachen verdammt gut für mich behalten."

„Ich weiß, es fällt mir nur schwer darüber zu sprechen...meine Kindheit war nicht gerade leicht, weißt du. Mein Vater hat seit Jahren ein Alkoholproblem und wie soll ich sagen..."

Wie immer kam sie an dieser Stelle ins Stocken.

„...wenn er besoffen ist, behandelt er meine Mum nicht gerade besonders gut. Ihm rutscht hier und da mal die Hand aus."

Tränen standen ihr in den Augen.

„Ach was rede ich um den heißen Brei. Es gab Nächte, in denen er sie grün und blau geschlagen hat und seit einem Jahr oder so, wenn das passiert, betrinkt sich meine Mum auch. Vermutlich, weil sie weiß, dass sie für ihr beschissenes Leben selbst verantwortlich ist, weil sie meinen Dad nicht verlassen will."

„Sie will ihn nicht verlassen, obwohl er sie schlägt und ein Trinker ist?" 

Trent stand die Ungläubigkeit ins Gesicht geschrieben, genauso wie Penelope selbst, wann immer sie versucht hatte mit ihrer Mutter zu reden.

„Nein, hat sie nie und wird sie vermutlich auch nie. Und zu allem Überfluss hat mein Dad heute auch erfahren, dass er seinen Job verloren hat und vermutlich ab sofort noch unerträglicher wird."

„Und deshalb warst du heute noch spontan bei deinen Eltern?"

Penelope nickte zustimmend.

„Ja, meine Schwester hat mich angerufen, weil Mum und Dad einen ziemlich heftigen Streit hatten und obwohl ich mir geschworen hatte, mich nicht mehr einzumischen, konnte ich nicht anders. Jessica braucht mich. Sie hat sonst keinen mehr. Ich hab sie komplett allein gelassen und manchmal könnte ich mich dafür..."

Ihre Stimme brach und die ersten Tränen kullerten ihr über die Wange. Penelope hielt sich die Hände vors Gesicht, bevor sie zwei starke Arme um sich spürte. Behutsam strich er ihr über den Rücken.

„Das tut mir alles so leid. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll..."

Penelope entzog sich seiner Umarmung und wischte sich rasch die Tränen weg.

„Du musst dazu auch gar nichts sagen. Ich muss aber sagen, dass es mir unfassbar leid tut, dass ich unser erstes Date komplett ruiniert habe."

Trent lachte ihr entgegen und strich ihr eine lose Haarsträhne hinters Ohr.

„Das Gute an ruinierten ersten Dates ist, dass das Zweite nur noch besser werden kann."

Er zwinkerte ihr zu.

„Wer sagt, dass es ein zweites Date geben wird?"

„Das habe ich im Gefühl."

Penelope wandte sich wieder ihrer Paprika zu und grinste in sich hinein.

„Sei dir deiner mal nicht zu sicher, Trent..."


Einige Stunden später musste Trent los, weil er am nächsten Tag Training hatte.

Immer noch mit einem Lächeln auf den Lippen räumte sie die Teller in die Spülmaschine und hing mit ihren Gedanken immer noch bei Trent und ihrem Date, das zum Ende hin immer besser wurde. Er gab ihr ein gewisses Gefühl von Geborgenheit; ein Gefühl, das sie schon lange nicht mehr hatte.

Und obwohl sie sich gerade im Moment unglaublich glücklich fühlte, konnte sie ihre Zweifel nicht komplett abschütteln. 

Sollte sie sich auf Trent wirklich einlassen? Was, wenn es am Ende doch nicht funktionieren würde? Was, wenn ihre Arbeitgeber nicht damit einverstanden wären? Was, wenn sie seine Erwartungen nicht erfüllen konnte? Wer weiß schon, mit welchen Models er davor schon was hatte.

Das Schlimmste war allerdings ihre Angst wieder verletzt und verlassen zu werden.


The Cure | Trent Alexander-ArnoldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt