Kapitel 19: Pläne werden geschmiedet II

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»Ihr wollt es also wirklich durchziehen, wie?«, hörte Minako eine Stimme sagen, als sie sich zu fragen begann, ob sie sich an der falschen Adresse befand und sich verlaufen hatte.
Sie drehte sich um. »Yuriko, schön dich zu sehen«, begrüßte Minako sie mit einer kurzen Verbeugung und lächelte.
  »Ich bin nicht sicher, ob ich das auch von mir selbst sagen kann«, entgegnete Yuriko, verbeugte sich aber ebenfalls. »Was ich aber sagen muss, ist, das du Glück hast. Normalerweise hätte ich heute zwei Univorbereitungskurse gehabt. Die sind aber ausgefallen«, erzählte sie.
  »Na dann hoffen wir mal, dass uns dieses Glück auch weiterhin treu bleibt«, meinte Minako.
  »Das sollten wir wirklich hoffen«, stimmte Yuriko ihr zu. »Denn ihre Großmutter ist echt gruselig.«
  Minako grinste.
  »Was?«, fragte Yuriko und zog eine Braue in die Höhe. »Ist es so seltsam, dass ich das sage?«
  »Nein, natürlich nicht«, antwortete Minako. »Aber es freut mich trotzdem.«
  Yuriko straffte die Schultern. »Es ist eben so, dass ich mit Minami nicht viel bei uns in der Schule zu tun hatte. Aber das heißt nicht, dass ich sie nicht mag. Mein letzter Besuch bei ihr, vor ein paar Tagen, hat mir in einiger Hinsicht die Augen geöffnet«, erklärte sie. »Außerdem weiß ich selbst nur zu gut, wie es ist, wenn die Familie einen unter Druck setzt. Aber das bei Minami ist echt ein ganz anderes Level, so viel ist sicher.«
  Nun lächelte Minako. »Wie es aussieht, scheint dir wirklich viel an ihr zu liegen.«
 Yuriko nickte langsam. »Scheint so. Um ehrlich zu sein, überrascht mich das selbst. Aber ich kann Ungerechtigkeiten eben auch nicht einfach so stehen lassen. Vor allem nicht, da Rechtsanwältin werden will.«
  »Ich glaube, du wirst eine ganz großartige Rechtsanwältin, wenn du so bleibst, wie du bist«, meinte Yuriko.
  Diese lächelte jetzt auch. »Danke.« Sie verbeugte sich noch einmal. »Also auf in den Kampf.«

Ein bisschen nervös fühlte sich Minako dann doch, als Yuriko, scheinbar entspannt klingelte und sich kurze Zeit später die Tür öffnete. Vor ihnen stand eine Frau, die Minako auf etwa Mitte bis Ende dreißig schätzte. Vermutlich Minamis Mutter, nahm sie an.
  »Yuriko-san, ich wusste nicht, dass du und Minami euch für heute verabredet haben«, wurden sie von ihr begrüßt. Dann erblickte sie Minako. »Und wer ist das?«
  Minako verneigte sich höflich. »Mein Name ist Yoshida Minako«, stellte sie sich vor. »Ich bin...«
  »Eine Bekannte von mir. Sie hilft mir mit meinen Vorbereitungen für die Uni«, unterbrach Yuriko sie. »Ich dachte es wäre eine tolle Gelegenheit, wenn Minami und ich gemeinsam mit ihr lernen würden«, fuhr sie fort. »Sie wissen schon, damit wir vorbereitet sind für unsere Eingangsprüfung in die Universität. Leicht werden die schließlich nicht. Und mit Yoshida-san zu üben, kann nur von Vorteil sein.«
  Minako war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, dies als Grund zu nutzen. Denn immerhin waren Minamis Mutter und ihre Großmutter beide der Grund, weshalb Minami eben nicht mehr zur Schule ging. Doch zu ihrer Überraschung klappte es.
  »Du hast Recht«, sagte Minamis Mutter nämlich. »Aber seid bitte leise.«
  »Natürlich.« Yuriko nickte. »Dann dürfen wir reinkommen?«
  »Aber sicher. Hausschuhe stehen im Flur, die könnt ihr benutzen. Du weißt ja, wo Minamis Zimmer ist, richtig?«
  »Ja. Wir gehen dann direkt hoch.« Yuriko lächelte und verbeugte sich erneut.
Minako tat es ihr gleich. »Es hat mir sehr gefreut, Sie kennenzulernen«, fügte sie hinzu. Das entsprach sogar der Wahrheit. Nur eben nicht so, wie sich Minamis Mutter, dass womöglich dachte.

Minami sah verwundert von ihrem Buch auf, als sie bemerkte, dass die Tür sich öffnete. »Mutter, was ist? Ich lerne gerade...«
  »Irgendwie überrascht mich das nicht«, hörte sie jemanden sagen. »Wie fleißig. Dabei gehst du doch gar nicht mehr auf unsere Schule.«
  »Yuriko-san?« Minami stand auf. Dann sah sie die junge Frau, die Yuriko begleitete. »Und Sie sind?«
  »Yoshida Minako«, die Frau verbeugte sich kurz vor Minako. »Es freut mich dich kennenzulernen. Ich bin eine Freundin von Keita.«
  Für einen Moment konnte Minami nicht anders als sie anzustarren. »Was?«, brachte sie dann irgendwie heraus.
  »Lass uns erstmal reingehen«, schlug Yuriko vor. »Das alles hier vor deinem Zimmer zu besprechen, ist wohl nicht gerade die beste Idee.«
  Minami nickte. »Stimmt. Kommt rein.« Sie hielt ihnen die Tür auf.
  »Danke.« Yuriko lächelte. »Ich denke auch, dass es das Beste sein wird.«

»Also, weshalb seid ihr beide hier?«, erkundigte sich Minami kurz darauf. »Ich hoffe doch, dass es in Ordnung ist, wenn ich euch das sofort frage? Ich mag es nicht besonders um Dinge herumzureden.«
  »Nein, keine Sorge. Ist schon gut.« Yuriko lächelte. »Es ist gar nichts schlimmes passiert. Nun, abgesehen davon dass Keita sich Sorgen um dich macht und wir ihn jetzt schon ein paar mal gerade nur so davon abhalten konnten etwas Dummes zu tun.«
  »Keita macht sich Sorgen um mich?« Minami sah Minako mit großen Augen an. Dann runzelte sie die Stirn. »Warte. Was meinst du mit etwas Dummes? Steckt er in Schwierigkeiten?«
  »Wie gesagt: Wir konnten Keita davon abhalten«, wiederholte Minako. »Aber wenn wir das nicht getan hätte, hätte er vermutlich schon längst bei euch vor der Tür gestanden.«
  Minami schlug ihre Hände vor den Mund. »Das darf er nicht!«, rief sie erschrocken.
  »Genau das haben wir ihm auch gesagt«, stellte Minako klar und Yuriko nickte zustimmend.  »Gott sei Dank hat er auf uns gehört.«
  »Gut.« Minami atmete erleichtert aus. Ihr war bis jetzt gar nicht aufgefallen, dass sie vor lauter Aufregung die Luft angehalten hatte. »Wie geht es ihm?«
 »Wie gesagt, er macht sich Sorgen um dich«, antwortete Minako. »Er würde dich gerne wiedersehen«, fügte sie hinzu. »Was ich jetzt irgendwie verstehen kann.«
  Minami errötete. »Wie meinst du das Yoshida-san?«
  »Bitte, nenne mich doch bei meinem Vornamen«, meinte Minako. »Was ich meine ist, dass du ein sehr liebes Mädchen zu sein scheinst. Genau die Art, die Keita mag.«
  »Stimmt«, mischte sich jetzt Yuriko ein, die bisher schweigend zugehört hatte. »Keita scheint echt einen Narren an dir gefressen zu haben.« Sie grinste.
  Die Röte in Minamis Gesicht wurde immer intensiver. »Ich weiß nicht ...«
  »Aber wir schon.« Yuriko zwinkerte ihr zu.
  »Was macht Keita denn so?«, wollte Minami von Minako wissen.
  »Du meinst abgesehen von den Sorgen um dich?«, erkundigte diese sich. »Im Moment dürfte er bei seinem Großvater sein. Ich weiß nicht genau worum es geht, aber er wollte ein paar Dinge abklären.«
  Minami sah hinüber zu Yuriko.
  Die aber zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Könnte mir aber vorstellen, dass es auch dabei um dich geht.«
  »Um mich?« Minami runzelte die Stirn. »Das glaube ich kaum.« Sie wandte sich an Yuriko.  »Stimmt doch, oder?«
  Minami zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nichts Genaues. Aber was ich weiß, ist das Keita mit seinem Großvater reden wollte, da dieser erzählt hat, dass Keitas Vater und deine Mutter sich gekannt haben. Aber das ist schon alles.«

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 12, 2023 ⏰

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