Lovers Rock

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«BoOob», Bob konnte die Stimme seines besten Freundes ausmachen, die langezogen und nicht mehr ganz bei Sinnen klang. Doch das war er selbst anscheinend auch nicht mehr. Sein Kopf pochte unangenehm und er hatte großen Hunger. Alles war schwarz und doch irgendwie verzerrt. Es klang so, als wäre alles um ihn herum meilenweit entfernt.

«Bohob» hörte er die Stimme erneut, es war wie als würde sie aus dem Jenseits kommen, «Bobby» «Bobob» «Bobbele» «Hallo»

Was passierte hier? War es seine Zeit zu sterben? Jetzt schon? In seinen Gedanken suchte er nach einem kürzlichen Schlag auf den Hinterkopf. Doch da war nichts. In welcher verlassenen Kammer, befand er sich jetzt schon wieder?

«Mrph» Bob grummelte und streckte seine Arme, die er im Gegensatz zu seinen Beinen noch spüren konnte, vor sich in die Luft. Er erschrak, als seine Hände etwas berührten. Es war etwas Weiches, fluffiges. Er konnte es nicht richtig ausmachen.
Er befühlte es weiter mit seinen Händen, streichelte es, zog leicht daran und ließ seine Hand weiterwandern. Plötzlich war das, was er spürte, zwar nicht mehr fluffig, aber immer noch weich und ganz warm. Es war, als würde es in seinen Händen zerschmelzen. Als Bob seine Finger weiter auf Entdeckungstour schicken wollte, hörte er plötzlich eine tiefe Stimme direkt an seinem Ohr «Was machst'n da Bob?»
Ein Ruck durchfuhr Bobs Körper, die Stimme war nun so nah. Langsam kamen die Hintergrundgeräusche zurück. Gedämpfte Musik erklang von seiner linken und er bekam das Gefühl in seinen Beinen wieder. Er spürte, wie sein Rücken anfing zu schmerzen, er lag auf etwas hartem. Sein Kopf hingegen, war auf etwas weicherem gebettet und er nahm seine Hände wieder zu sich, um sie über die Augen zu reiben.

Als er langsam seine Augen öffnete, blickte er in ein allbekanntes Gesicht. «Peter?», fragte er verwirrt. Peter war über ihn gebeugt und grinste ihn an. Bob lag auf der Bank, direkt vor dem Planet Evil und hatte allen Anschein nach mit seinem Kopf auf Peters Schoss geschlafen.

Erneut rieb Bob mit seinen Händen über sein Gesicht, während er sich langsam aufrichtete und kurz auf der Bank verweilte, nur um danach aufzustehen. Er machte ein paar Schritte, doch schon nach dem ersten bemerkte er, wie ihm schwindelig wurde. Sein Kopf fühlte sich schwer an und er kippte nach hinten. Er wartete schon fast darauf, dass sein Kopf auf das Pflaster des Gehwegs oder noch besser auf die Bank aufprallen würde, doch das passierte nicht. Peter fing ihn auf, klemmte beide Arme unter Bobs Axeln und zog ihn hoch, wieder zurück auf die Bank. Nur so, dass Bob jetzt seitlich auf Peters Oberschenkeln saß.

«Wo willst'n hin mein Bobbele» Peter grinste immer noch. Gute frage eigentlich. Wo wollte Bob hin? «Wo simma» fragte Bob benommen, obwohl er genau wusste, wo sie waren. Nur wusste er nicht, warum er abends vor dem Planet Evil auf Peters Schoss hockte. «Wo willst'n sein?» antwortete Peter mit einer etwas komischen Gegenfrage. Oha, seit wann so poetisch?
«Suhause» war Bobs Antwort, bevor er sich auf die Seite, an Peters Brust fallen ließ und seine Augen wieder schloss. Er spürte, wie Peter eine Hand auf seiner Hüfte ablegte und mit der anderen, durch seine verstrubbelten, blonden Locken fuhr. Langsam wurde alles wieder schwarz und er driftete weit weg.

Er erwachte erst wieder, als sein Kopf unsanft durchgerüttelt wurde. Schnell realisierte er, dass er in einem Auto saß und mit dem Kopf gegen die Fensterscheibe lehnte. Um sich eine aufkommende Gehirnerschütterung zu ersparen, richtete Bob sich auf und nahm seinen Kopf von der Scheibe weg. Im Radio lief ein Lied, das er noch nie zuvor gehört hatte und als er zur Fahrerseite blickte, sah er Peter. Dieser Fuhr in aller ruhe seinen Roten MG und sah Bobs Bewegungen durch den Augenwinkel. «Na, geht's dir besser?» Tatsächlich. Bobs Kopf tat zwar immer noch weh, doch er fühlte sich... freier. Nicht mehr so in Watte gelegt wie vorher. Eher im Gegenteil. Nun war er durch die Watte hindurchgeklettert und thronte auf hier. Von hier aus, konnte ihm keiner etwas tun, es war wie im Schlaraffenland.

Lovers Rock (Shandrews)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt