Kapitel 34

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   Victoria spürte Freude in sich aufsteigen, als sie Ophelia und Fiora entdeckte.

   Sie standen in einem speziellen Hof, in dem man seine Magie trainieren konnte. Victoria hatte von ihm gehört, ihn aber noch nicht gesehen. Daher sah sie sich jetzt noch einmal kurz um.

   Der Innenhof war von großen Mauern umgeben, die für Schutz suchten. Außerdem gab es Waffenständer und Ziele, die man abschießen konnte. Mit Magie, Pfeilen oder generell mit Waffen.

   Etwas Abseits gab es auch eine Strecke, die Victoria an einen Hindernislauf erinnerte. »Beide üben jeden Morgen«, erklärte Auriel, der neben Victoria herlief.

   Sie konnte nicht genau sagen, ob sie richtig lief oder nicht, doch sie hoffte, dass der Engel es ihr sagen würde. Bisher hatte er immerhin immer darauf geachtet, dass sie neben ihm lief.

   »Wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt haben, dann ziehen sie das auch durch«, bemerkte Victoria mit einem zufriedenen Lächeln und winkte beiden zu.

   Diese blickten kurz zu Victoria, erstarrten und starrten den Engel an, bevor Fiora vorsichtig winkte. »Ich lasse dich eine Weile mit ihnen allein und ziehe mich in meinen Garten zurück«, sagte er plötzlich, was Victoria überrascht zu ihm aufsehen ließ.

   »Aber ich soll Euch doch begleiten«, bemerkte Victoria verwirrt. Wieso hatte er darauf bestanden, wenn er sie jetzt doch nicht bei sich haben wollte?

   Auriel zuckte die Schultern. »Solange ich hier bin, wirst du nicht normal mit ihnen reden können«, behauptete er mit einem schiefen Lächeln.

   Victoria schnaubte leise. »Sie werden sich schon an Euch gewöhnen«, murmelte sie, denn sie selbst mochte die Nähe des Engels sehr. Es fühlte sich beruhigend an.

   Auriel hob eine Augenbraue. »Willst du, dass ich hierbleibe?«, fragte er überrascht, denn das hatte er bisher noch nie gehört. Normalerweise waren die meisten Frauen, die gerade nicht mit ihm spielen wollten, sehr froh, wenn er sich wieder zurückzog.

   Victoria wurde ein wenig rot um die Nase und wandte den Blick vom Engel ab. »Ich würde mich wohler fühlen«, gestand sie, denn sie hatte vor, ihre Magie zu probieren. Das wollte sie nicht mit Ophelia und Fiora allein tun, denn sie hatte Angst, dass irgendwas geschah, wenn sie die Kontrolle verlor. Davor hatte sie am meisten Angst, weil sie sich an eine Sache aus ihrer Kindheit erinnerte. Sie wollte nichts tun, was Ophelia oder Fiora in Gefahr brachte.

   »Dann bleibe ich in der Nähe, setze mich auf eine Bank und beobachte euch«, sagte er, denn ähnliches hätte er sowieso getan, nur von weiter weg.

   Victoria blickte hoch und strahlte. »Das würdet Ihr tun?«, fragte sie mit großen, braunen Augen.

  Auriel schmunzelte und legte ihr eine Hand auf den Kopf. »Du hast zwei Stunden, bevor wir weitermüssen«, sagte er, als wäre er ein großer Bruder, der seine Schwester zum Spielen schickte.

   Victoria ließ sich davon nicht stören. Es war schön jemanden zu haben, der sich für sie interessierte und sich um sie kümmerte. Außerdem ging sie sowieso davon aus, dass der Engel, weil er schon so alt war, einen ganz anderen Umgang mit ihr und den anderen Frauen pflegt. Darum empfand sie diese Geste auch nicht als herablassend.

   »Danke«, flüsterte sie, bevor sie zu Ophelia und Fiora rannte, während sich Auriel etwas zurückzog.

   Mit ausbreiteten Armen warf sie sich zwischen ihre beiden Freundinnen und zog sie an sich. Damit riss sie auch Ophelia aus ihrer Starre, die einen überraschten Laut von sich gab, bevor sie Victoria umarmte.

Der Harem des EngelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt