Mit zielgerichtetem Schritt trat Jerik vor die drei Nonnen.
Seine anfängliche Ratlosigkeit war vollkommen gegangen, denn so wie er sich vor
ihnen aufbaute, konnte man ihm seine Heiligkeit durchaus abnehmen. Er wirkte stark
und souverän, wobei das Grinsen auf seinen Lippen weit weniger heilig schien als
jedes andere Gebaren.
Ohne dass er überhaupt ein Wort sagen musste, sanken die Schwestern auf ihre
Knie. Sie sahen zu ihm auf. Ihre Augen groß und voller Wissbegierde – neugierig
wie man in Gervesmundt an die göttliche Mutter herantrat. „Schwestern" begann Jerik mit schwerem Grollen. „Um die Mutter angemessen zu
ehren, muss ich euch bitten eure Kleider abzulegen!" Für Jerik klang das normal.
Normal wenn man über die von Vorfreude verfärbte Stimme hinwegsah. In diesem
Ton hatte er es schon Dutzende Male gesagt, vielleicht sogar mehr. Dieses Mal war
es allerdings das erste
Mal, dass er dafür die Göttin Wiz anführen musste. Abgesehen davon hatte er in
diesen Worten durchaus Routine. Die drei Nonnen warfen sich Blicke voller Verwunderung zu. Für die Schwestern war
solch eine Aufforderung ganz und gar nichts Alltägliches und selbst Ivi sah ihren
Gefährten fassungslos an. Karmine ergriff dann als erstes das Wort: „Wir verstehen eure Heiligkeit nicht ganz". Ovis setzte darauf fort. Ihr Ton war sanft,
aber etwas voller als jener von Karmine: „Unsere Körper sind einzig und allein für die
Augen unserer Herrin Mutter bestimmt!"
Ivi nickte bei diesen Ausführungen und ließ Jerik aus dem Augenwinkel erkennen,
dass solch eine direkte Aufforderung nicht ausreichen würde. Doch so schnell würde
sich der vermeintliche Patriarch sicherlich nicht geschlagen geben. „Dann frage ich euch, Schwestern: wie begegnet uns unsere Herrin Wiz. Und in wel-
chem Gewand begegnet sie ihrem Gatten?" begann er ohne zu zögern. Die Worte
kamen einfach zu ihm und er hinterfragte sie nicht. „Ihr meint wie sie Blagg begegnet?" fragte Sieglinda dazwischen. So schüchtern sie
schon anmutete, so fein war auch ihre Stimme und würde Jeriks Aufmerksamkeit
nicht gerade vollkommen auf diesen drei Frauen liegen, hätte er nicht mehr ver-
nommen als ein sanftes Piepsen. „So ist es Schwester" fuhr Jerik an und schenkte ihr warmes Lächeln, dass die junge
Frau sofort zu Boden starren ließ. „Im Übergang von Tag und Nacht, von Nacht zu
Tag begegnet unsere Herrin ihrem Gemahl. Zweimal am Tag verschmelzen sie und
nur zweimal am Tag erscheinen beide nicht in ihrer eigenen Form. Wenn uns ihre
Wärme berührt, an klaren Himmeln, an stürmischen Tagen, bei Wind und Wetter
begegnet sie uns dann nicht unbedeckt in ihrem Körper aus strahlendem Licht? Und
ist es dann nicht sogar frevelhaft Rituale zu ihren Ehren vollkommen bedeckt durch-
zuführen?" Die Schwestern nickten erstaunt. Selbst Ivi konnte sich dieser Logik nicht erwehren. „Ihr habt recht eure Heiligkeit" meinte Karmine, als wäre ihr das erste Mal Erkenntnis
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Ivi und Jerik - eine etwas andere Fantasy-Geschichte
HumorWarnung: Enthält explizite Szenen und viel trockenen Humor. ------------------------------ Aufgewachsen als gut behütete Nachfolgerin des Herrschers eines kleinen Königreiches träumt Ivi davon Abenteuerin zu werden. Wenn sie ungestört ist stiehlt s...