Der Patriarch

4 1 0
                                    

Jeriks Truppe bestand zu diesem Zeitpunkt nur aus Jerik und Ivi. Zuvor bestand diese „Truppe" einzig und allein aus Jerik, was die Bezeichnung eigentlich unange bracht erscheinen ließ. Aber für Jerik war dies Haarspalterei. Wenn er Aufträge annahm, man nach seinen Diensten verlangte, dann tat man das in der Absicht, Jeriks Truppe anzuheuern. Eine Ein-Mann-Armee. Für diese fand Jerik, war der Name dann wieder mehr als angebracht.

Doch nun waren sie ja zu zweit und Jerik war durchaus zufrieden, dass seine Beglei terin solch offensichtlich positive Attribute mit sich brachte. Am Abend zuvor ließ er ihr keine Zeit noch großartig zu zögern und gar ablehnen zu können. Sie nickte, sagte ihm damit zu und so nahm er es auch an. Er leerte seinen Humpen,

ließ seine neue Gefährtin die Rechnung bezahlen und machte sich mit ihr

noch in der Dämmerung auf, ihren Weg zu ihrem Auftragsort zu begehen. Ivi beteu-

erte zwar mehrere Male, dass sie keine entsprechende Ausrüstung und schon gar

keine Vorräte hatte, um sofort auf Reisen zu gehen, aber Jerik hatte immer vorge-

sorgt. Ein schwerer Rucksack stand bereit und Jerik gab ihn freimütig in Evis Obhut.

Sie ächzte und jauchzte zwar ob dieser Last, allerdings argumentierte Jerik sehr

nüchtern: „Umso öfter du das tust, desto einfacher wird es. Sieh es als Training an. Das macht

weiches Hart und Hartes noch härter" lachte er dreckig. Doch von Ivi bekam er auf

dem weiteren Weg keine Reaktion darauf.

So liefen sie die ganze Nacht durch. Im Dunkeln konnte sich Jerik gut zurechtfinden.

Erstaunlich gut, wie jeder Mensch sagen würde. Aber als Halb-Zwerg war dies jene

zwergische Eigenschaft, die er nicht missen wollen würde.

Anfangs beschwerte sich Ivi etwas, da sie doch wider aller Nachteile in der Nacht

loszogen. „Jammern bringt uns kein Gold. Außerdem sind wir viel schneller da" hatte Jerik

gemeint und seine Dralle Gefährtin hinter sich hergezogen. Später erhellte sie ihren

Weg mit Magie, eine kleine Kugel reinen Lichts in der linken Hand, während sie ihren

Holzstab in der anderen trug. Da brauchte sie seiner Meinung nach erst recht nicht

zu jammern.

Als dann der Morgen graute war Jerik noch voller Energie. Solch ein Marsch war ihm

nichts neues und er würde noch einen weiteren davon schaffen, ehe sich Erschöp-

fung einstellte. Ivi hingegen wurde langsamer. Menschen wurden einfach schneller

müde. Jerik ließ sie dafür voranlaufen.

Nicht nur damit sie etwas zu tun bekam und sich selbst zusammenriss, sondern

auch damit er einen herrlichen Blick auf ihren Hintern hatte. Er grinste wie ein Idiot,

als er jeden Schritt mit sanften Wogen beantwortet fand. Doch leider war ihm einfach

zu viel Stoff davor. Eine freizügigere Kleidung wäre ihm an ihr wesentlich lieber und

er würde wohl sobald wie möglich einen Vorschlag äußern, der genau darauf

abzielen würde.

Derweil studierte Ivi das Stück Pergament, welches Jerik vom Schwarzen Brett

genommen hatte und ihren Auftrag ganz genau beschrieb. „Goblins haben eine heilige Statue aus einem Kloster der Wiz gestohlen" fasste sie

Ivi und Jerik - eine etwas andere Fantasy-GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt