𝟏𝟏: 𝐒𝐜𝐡𝐥𝐢𝐦𝐦𝐞𝐫 𝐠𝐞𝐡𝐭 𝐢𝐦𝐦𝐞𝐫

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Wie konnte Cameron nur behaupten, Adam wäre in mich verliebt? Schnell schüttelte ich den Kopf, um den Gedanken zu verwerfen. „Ich wusste, dass du verrückt bist, aber solche Unwahrheiten zu verbreiten-".
„Keine Unwahrheiten! Eines muss man dir lassen: du bist wirklich naiv, wenn du das nicht sehen kannst", murmelte Cameron in sich hinein.

„Ich werde nun alles weitere ignorieren, was du zu diesem Thema zu sagen hast", trotzig verschränkte ich die Arme. „Nein, weißt du, was ich machen werde? Ich werde verschwinden! Ich kann dir gerade nicht mehr in die Augen schauen", hastig ging ich an ihm vorbei, während er laut loslachte. Mit einem festen Griff an der Klinke, öffnete ich die Tür.

„Ja, geh wieder zurück in deine Scheinwelt", rief er mir hinterher, während er sich kaum vor Lachen einkriegte. Was daran so lustig war, war mir selbst ein Rätsel. Ich hatte zwar mittlerweile Gefallen an Cameron gefunden, doch mit seinem Humor konnte ich mich immer noch nicht ganz anfreunden.

Angekommen im Flur und endlich weg von Cameron, machte ich mich auf die Suche nach Ophelia und Xenia. Meines Wissens nach sollten sich beide noch immer im Palast aufhalten. Ich brauchte dringend ihre Gesellschaft, besonders ihre Ablenkung. Bisher haben wir nicht so viel Zeit miteinander verbracht, da ich viel mit den Zwillingen und Cameron beschäftigt war, aber das wollte ich jetzt ändern.

Da das Schloss viel zu groß war, stellte es eine Schwierigkeit dar, sie zu finden.
„Entschuldigen Sie, haben Sie die Prinzessinnen Ophelia und Xenia gesehen?", fragte ich eine vorbeilaufende Bedienstete.
„Ich meine, die beiden Ihr Zimmer gehen gesehen zu haben", beantwortete mir die Dame. Nachdem ich mich kurz bedankte, lief ich hastig zu meinem Zimmer und öffnete die Tür. Das Erste, das mir auffiel, waren die strahlenden Gesichter meiner besten Freundinnen.

„Blair! Wo warst du?", aufgeregt sprang Ophelia in die höh, rannte auf mich zu und nahm meine Hände in ihre, „Ach, nein. Sag nichts! Du warst bestimmt bei einer deiner Burschen", stellte sie fest, während sie mit ihren Augenbrauen wackelte.
„Wenn du damit Cameron meinst, dann ja, ich war bei meinem 'Burschen'", mit diesen Worten schockierte ich wohl die beiden.
„Seit wann verbringst du freiwillig deine Zeit mit dem verhassten Lord Cameron?", skeptisch kam Xenia zu Wort.
Ich hatte ihnen noch nicht die aktuelle Situation erklärt und war mir unsicher, ob ich das tun sollte, denn Camerons Geheimnisse waren nicht meine zum ausplaudern, aber sie zu belügen, belastete mich.

Nein, ich werde ihnen jedoch vorerst nichts erzählen! „Das ist eine lange Geschichte, aber kurzgesagt ist Cameron doch nicht so unausstehlich wie wir dachten", theoretisch gesehen war das keine Lüge.
„Aha", sagte Xenia und blickte mich misstrauisch an, während Ophelia mich ungläubig anschaute.
„Ich weiß, es kommt plötzlich, aber er ist gar kein so schlechter Mensch", versuchte ich die beiden zu überzeugen, doch ohne Erfolg.

„Ist doch eigentlich nicht der Rede wert. Reden wir über euch. Was ist bei euch so passiert?", fragte ich sie neugierig. Einerseits um so schnell wie möglich vom Thema abzulenken, andererseits um wirklich etwas von ihrem Tag zu erfahren.
„Xenia hat sich gestern wieder mit ihrem geheimnisvollen Liebhaber getroffen", brachte Ophelia heraus. Erstaunt drehte ich mich zu Xenia, welche nur mit ihren Augen rollte. „Das ist Schwachsinn, Ophelia. Ich habe die neuen Schneidergeschäfte erkundet", tischte sie uns auf. Ophelia und ich tauschten einen bedeutungsvollen Blick aus, welcher sagt, dass wir ihr ihre Lüge nicht abkauften.
„Ach, denkt was ihr wollt", entgegnete sie daraufhin, weswegen wir beide anfingen zu lachen. Unser Lachen war wohl so ansteckend, dass auch Xenia Probleme hatte, ihre ernste Miene aufrechtzuerhalten und wenig später in lautes Gelächter ausbrach.

Nachdem wir uns alle wieder beruhigten, begann ich wieder zu sprechen: „Wenn du aber reden willst, sei Gewiss, dass wir dir zuhören werden", versicherte ich ihr, woraufhin Ophelia bestätigend nickte. Aus irgendeinem Grund wollte sich Xenia uns nicht anvertrauen, aber ich war mir sicher, sie würde es bald tun - oder ich hoffte es zumindest. Ich malte mir aus, wer ihr Geliebter war und wie er sein müsste, dass sie ihn geheim halten wollte.

„Ja, ja, werde ich machen", erwiderte sie nur darauf. Ophelia sah das als ihr Kommando und fing nun an, ohne Punkt und Komma zu sprechen, aber ich konnte ihr nicht folgen. Meine Gedanken kreisten sich um Camerons Worte und fühlte wieder einmal Überforderung. Unter normalen Umständen würde ich meinen Freundinnen davon erzählen, doch vor kurzem sprach ich noch darüber, wie toll Lord Cameron wäre und nun über Adam zu reden, würde ein falsches Bild vermitteln. Wie ich sie kannte, dachten sie bereits, dass ich mit den Brüdern eine Art Liebesbeziehung hatte - was natürlich nicht stimmte. Wenn ich sie aber nach ihrer Meinung fragte, würde ich sie nur in ihrer vorgefertigten Überzeugung ermutigen.

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Ein Nachmittag voller Gespräche und Gelächter neigte sich dem Ende zu, als sich Ophelia und Xenia von mir verabschiedeten. Bei unserem Gespräch hatte ich erfahren, dass beide gemeinsam nächste Woche abreisen werden. Wie lange ich mit meinen Eltern in Meadowbrooke verweilen werde, wusste ich selber nicht. In dieser Zeit mussten Darius und ich allerdings das Fiasko wieder geradebiegen - oder eben ich alleine. Nein, ich werde ihn schon noch zur Zusammenarbeit zwingen. Mit seiner arroganten und sturen Art wird das zwar ein Problem werden, aber immerhin nicht unmöglich.

Ich konnte nicht anders, als über den heutigen Tag nachzudenken, welcher ein Auf und Ab der Gefühle war: Erstmals wurde Camerons und meine Abreise von meinen Eltern unterbrochen. Zusätzlich hatte ich mit ihnen ein unangenehmes Gespräch und wurde dazu verdonnert mit Darius zu kooperieren. Anschließend spielten Adam und ich Klavier, wurden von Cameron unterbrochen, welcher behauptete, Adam würde angebliche Gefühle für mich hegen. Der einzige normale Teil des Tages war der mit Ophelia und Xenia verbrachte Nachmittag.

Ich konnte nur hoffen, dass mich in den nächsten Stunden nicht noch etwas Schlimmeres erwartete. Vielleicht sollte ich mich wieder in den Schlossgarten begeben? Dort würde mich bestimmt kein Mensch stören und ein wenig Ruhe benötigte ich auf alle Fälle. Keine Menschenseele betrat den Garten, außer natürlich Darius. Dieser war komischerweise überall, wo ich mich aufhielt.

Als ich den Raum verließ und um die Ecke bog, blickte ich in zwei graue, verengte Augen. Überrascht stolperte ich zwei Schritte zurück. Wenn man vom Teufel sprach...

Ich konnte nun sein gesamtes Erscheinungsbild wahrnehmen, aber etwas bestimmtes fiel in mein Auge. Er hielt ein dreckiges Buch in seinen Händen, doch nicht irgendeines, sondern sein Tagebuch.

„Kannst du das irgendwie erklären?"

Crowned heartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt