Ein heller Ton entwich mir, als ich spürte, wie er mein Handgelenk behutsam zu sich hin zog. Zaghaft vermied ich seinen Blick jedoch und senkte meine Augen auf den Boden – nie zuvor war er mir auf diese Weise so nahe gewesen. Mein Atem wurde flacher, und die Präsenz von Darius schmerzte förmlich. Entschlossen, ihm nicht die volle Kontrolle über mich zu überlassen, hob ich meinen Blick und zeigte ihm, dass er mich nicht einschüchtern kann, obwohl er einen Kopf größer war als ich. Sein Blick fing meinen ein, und ich spürte seinen ruhigen Atem auf meinen Lippen, während sich meine Brust hob und senkte – trotz meiner Bemühungen, es nicht zu zeigen.
Meine Augen wanderten zu seinen Lippen, als sie begannen, zu mir zu sprechen: „Irre ich mich, wenn ich sage, dass mein Gefühl mir sagt, du wärst eifersüchtig, Blair?"
„Du irrst dich allerdings."
Nein das tat er überhaupt nicht.
Ich rang damit, meine Antwort nicht billig erscheinen zu lassen, obwohl sie es leider war. Es fiel mir in diesem Moment äußerst schwer, mich zu beherrschen und nicht sofort in Ohnmacht zu fallen. Daher versuchte ich, den schwindelerregenden Ausdruck auf meinem Gesicht zu verbergen, doch er entdeckte ihn, und seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.
Dieser Mistkerl wusste genau, was er tat, aber ich konnte ihn doch nicht einfach so davonkommen lassen! Trotz meiner inneren Auflehnung fühlte ich mich dieser Situation hilflos ausgeliefert, als hätte er die gesamte Kontrolle über mich und meinen Körper. Doch eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken.„Blair, Liebes, hilfst du mir noch bei der Stoffauswahl für die neuen Kleider meiner Abendgarderobe? Auf deinen Geschmack ist immer Verlass!"
Als Cynthia meinen Namen aussprach, befreite ich sofort mein Handgelenk aus Darius' Griff, den ich schon gar nicht mehr wahrnehmen konnte. Ich wich zurück und drehte mich überrascht zu der Königin um, in der Hoffnung, sie hätte dieses Fiasko nicht miterlebt. Darius' Lächeln verschwand jedoch nicht, was mich innerlich zur Weißglut brachte. Da Cynthias Augen immer noch auf den purpurfarbenen Stoffteilen ruhten, konnte ich beruhigt feststellen, dass sie Darius und mich nicht gesehen hatte.
Habe ich gerade „Darius und mich" gesagt?
Das klang abermals verboten und das sollte es definitiv auch sein.
Ich nickte Cynthia im Sekundentakt zu und eilte in großen Schritten zu ihr, um möglichst rasch Darius' Nähe zu entkommen. Ein Glück, dass seine Mutter in diesem Augenblick hereingeplatzt ist, glaubte ich zumindest... Ich wollte jedenfalls nicht weiter darüber nachdenken und entschied stattdessen, Cynthia in ihre Garderobe zu folgen und ihr bei der Stoffauswahl zu helfen. Dabei konnte ich meine Gedanken aber immer noch nicht endgültig loslassen.
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Mein unruhiges Gefühl, welches ich schon seit heute Morgen verspürte, verstärkte sich durch diesen...„Moment". Zwar konnte ich meine Unruhe vor Cynthia und meiner Mutter gut verbergen, aber nach den Anproben musste ich erst einmal für mich sein und tief durchatmen. Auf meinem Gästezimmer angekommen, ließ ich mich sofort auf meinem riesigen Bett fallen. Manchmal fragte ich mich, ob es wirklich eine gute Idee war, vorübergehend ins Schloss von Meadowbrooke zu ziehen. Vielleicht wäre es mir besser ergangen, hätte ich mein süßes Kätzchen Soraya bei mir, und meine beiden besten Freundinnen wären wieder näher an meinem Zuhause - wie damals. Beim Nachdenken in meinem Zimmer schlief ich schließlich ein, in einen traumlosen Schlaf versunken, der mich für einen Moment von den Wirrungen des Schlosses befreite.
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Einen ruhigen Nachmittag verbrachte ich also mal wieder allein, in völliger Stille, meine Gedanken sortierend und fest entschlossen, Darius' kranken Manipulationen zu widerstehen. Ich schwor, ihn gekonnt zu ignorieren und ihm geschickt aus dem Weg zu gehen. Doch dann fiel mir ein, dass ich noch den bevorstehenden, wenig erfreulichen Spaziergang mit ihm und Suzette überstehen musste – ein Gedanke, der mir ein frustriertes Stöhnen entlockte, weshalb ich auch meinen Kopf für einen kurzen Moment in den Nacken legen musste. Da ich diesen Spaziergang schnell hinter mich bringen wollte, bürstete ich schnell meine glänzend blonden Wellen, bevor ich mein Gemach verließ und mich auf den Weg machte, Adam zu finden. Der einzige, der diese Wanderung zumindest ein wenig erträglicher gemacht hätte, auch wenn er sich in letzter Zeit ein wenig seltsam verhielt.
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"Adam, da bist du ja!" rief ich, als ich ins Klavierzimmer stürmte, wo er gerade ein wunderschönes Stück spielte. Leider unterbrach ich ihn. Sofort stoppte er das Drücken auf den Tasten und schaute neugierig zu mir auf, ein Lächeln auf den Lippen. Sein Blick traf meinen, und ironisch fragte er, ob ich mich genauso sehr auf die Wanderung mit Suzette und Darius freute.„Aber natürlich! Ich war voller Vorfreude auf die gemeinsame Erfahrung, den Sonnenuntergang mit ihnen zu erleben, als gäbe es nichts, was ich mir mehr wünsche!"
Er schmunzelte leicht, seine Grübchen leicht sichtbar „Na gut, dann auf zum Schlossgarten, dort treffen wir bestimmt schon auf die anderen."Nebeneinander gingen wir her, bis wir den frischen Duft der Blumen im Schlossgarten wahrnahmen. Darius und Suzette saßen bereits auf einer Parkbank, umgeben von Kirschblütenbäumen mit ihren pinken Blättern. Über was die beiden wohl sprachen? Eigentlich interessierte mich das aber überhaupt nicht im Geringsten! Absolut gar nicht!
„Da seid ihr ja!" rief Suzette mit ihrer quietschenden Stimme.
„Da sind wir." wiederholte ich mit einem gespielten Lächeln, während Adam und ich uns langsam der Bank näherten.
„Darius hat mir soeben von seiner Leidenschaft für Botanik erzählt, ist das nicht aufregend?"
„Ist das so?" erwiderte Adam mit einem schiefen Lächeln, um uns zu signalisieren, dass er keine Ahnung hatte, wovon Suzette sprach - daraufhin rollte sein Zwilling nur mit den Augen. Mir war bewusst, dass Suzette über alles fasziniert war, selbst wenn Darius erzählt hätte, dass er jeden Morgen zum Frühstück einen Mocca trinkt.
Nicht, dass mir das irgendwie besonders aufgefallen wäre oder so...Wir gingen also gemeinsam ein paar Schritte, und Darius prahlte vor Suzette unentwegt mit seinen vermeintlich tollen Eigenschaften, die komischerweise jedem von uns bis heute verborgen geblieben waren und weswegen Adam und ich im Geheimen darüber witzelten. Ehrlich gesagt blendete ich das Gespräch der anderen irgendwann aus, da ich bereits genug von ihrer Präsenz bei diesem Spaziergang hatte und sie mich langweilten.
Gemeinsam schritten wir in einem behaglich langsamen Tempo voran, das mir persönlich etwas zu langsam erschien. Dieser Spaziergang dauerte mir inzwischen ein wenig zu lange.
Schon bald umhüllten warme Sonnenstrahlen mein Gesicht, während wir der Pracht des Sonnenuntergangs auf einer weiten, blumenübersäten Wiese entgegentraten.
Suzette, Adam und der andere plauderten oberflächliche Unterhaltungen und langsam wurde es draußen dunkler und somit auch etwas kühler. Ich wollte mir meine Gänsehaut auf den Armen jedoch nicht ansehen lassen. Es sollte niemandem auffallen, dass Suzette klug genug gewesen war, sich vor dem Spaziergang einen gemütlichen Umhang anzulegen, während ich komischerweise nicht darauf vorbereitet war.
Sonst war ich stets auf verschiedenste Ereignisse souverän vorbereitet, aber heute schien irgendwie nicht mein Tag zu sein. Das bereitete mir Sorgen, so kannte ich mich gar nicht.
„Diese Aussicht ist wirklich fantastisch, einfach umwerfend", brachte Suzette laut zum Ausdruck.
„Absolut! Zu dieser Jahreszeit zeigt sich der Himmel besonders schön und bunt", antwortete Adam, während wir die letzten Momente in stiller Bewunderung den Sonnenuntergang erlebten.
Reflexartig warf ich kurz einen Blick nach links, wo Darius neben Suzette stand. Ich bemerkte seinen nachdenklichen Blick auf mir, wie er mich von oben bis unten musterte, besonders auf meine leicht zitternden Arme, die sich wegen der Kälte ummantelten, um sich Wärme zu schenken. Er fing sofort an, seine Arme aus seinem dunklen Mantel zu lösen.
Bevor ich auf diese Aktion reagieren konnte, wandte sich Adam mir zu und bemerkte: „Blair, du frierst doch bestimmt. Wieso sagst du denn nichts?"
Schnell zog er seinen samtigen Einreiher aus, ohne einen Blick auf Darius zu werfen, und legte ihn mir um. Obwohl Darius zuerst versucht hatte, mir seine Jacke anzubieten, stoppte er sofort, als Adam dasselbe vorhatte, und gab vor, als hätte er nicht vorgehabt, sie mir ebenfalls zu übergeben.
Daraufhin räusperte sich Darius, und schlug vor wegen der einsetzende Dunkelheit und Kälte den Rückweg anzutreten, was wir daraufhin taten.
Zumindest versuchte ich es.
In diesem Moment zeichnete sich meine Verwirrung und meine mangelnde Koordination erneut ab. Plötzlich verschwamm meine Sicht, und ich starrte mit zusammengekniffenen Augen auf den Boden. Ich vernahm, wie jemand meinen Namen mehrmals rief, jedoch war die Stimme wie aus weiter Ferne. Dann, als hätte sich ein Schleier über meine Wahrnehmung gelegt, verdunkelte sich alles um mich herum. Ein Gefühl der Leblosigkeit überkam mich, während ich meinen Namen wieder in der Ferne hörte, bevor ich schließlich in Ohnmacht fiel.

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Crowned hearts
Romance„Ich ging zum Balkon, vorbei an tanzenden Paaren und neugierigen Blicken. Draußen bot sich ein atemberaubender Anblick: ein klarer Nachthimmel mit funkelnden Sternen, der königliche Garten im sanften Licht des Mondes. Dort standen sie, Adam und Dari...