Mary Orleans träumt seit ihrer Kindheit von weißem Weihnachten. Jedes Weihnachten verbringt sie zu Hause in Australien, zwischen Schafen und Hitze. Nur ein Weihnachten in New York, das ist alles, was sie will.
Lenny Darwin hasst Weihnachten. Die Käl...
„Mir gehts gut. Ich bin nur verwirrt.", antwortete ich Lenny und rappelte mich auf. Ich grinste schief. „Überraschung?", sagte ich. Er zeigte keine große Reaktion. „Ist ja schließlich dein Zimmer, alles gut." Ich nickte, etwas enttäuscht. „Kommt ihr jetzt endlich?", fragte Sina, die im Türrahmen aufgetaucht war. „Sicher.", bestätigte ich. Lenny nickte ebenfalls und wollte schon zu ihr gehen, als sie uns aufhielt. „Moment!", sie grinste breit und ich befürchtete schon, was sie uns mitzuteilen hatte. Ich war auch wirklich eine Idiotin. Sie deutete an die Decke und ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Lenny diesen Raum sobald betreten würde. „Das ist eindeutig ein Mistelzweig!", rief Sina aus. Lennys Blick fiel an die Decke, dann auf mich. „Tut mir leid.", nuschelte ich. „Das ist eine blöde Tradition, Sina.", sagte Lenny. „Also ich glaube, es ist eine schlechte Idee, Weihnachtstraditionen zu missachten. Das soll Unglück bringen." Lenny verdrehte nur die Augen. Ich biss mir auf die Lippe. „Da hat Sina wohl recht."
Überrascht sah mich Lenny an. „Sicher?", fragte er. Ich zuckte mit den Schultern. „Ist ja nichts dabei." Oh, und wie ich log. Es war mehr als nichts dabei, Lenny zu küssen. Abgesehen davon, dass ich einen Freund hatte – ich mochte Lenny. Irgendwie, auf eine verkorkste Art – aber ich mochte ihn. Es war sehr viel dabei. Also tat Lenny tatsächlich, wie geheißen. Er beugte sich zu mir und küsste mich. Nur ganz sanft, aber es war perfekt. Mehr als perfekt. Seine Lippen waren weich und warm, seine Wangen leicht rot. Ich fühlte mich wie in einem Film. Der Kuss war viel zu kurz. Und beinahe hätte ich ihn erwidert. Doch ich konnte mich zusammenreißen. Lenny sah mich an und biss sich leicht auf die Lippe. Verdammt. Wo war das kleine Mädchen hin, dass wie verrückt in Josh verliebt war? Das nicht darauf warten konnte, einundzwanzig zu werden, um ihn zu heiraten? Ich musste es auf dem Flug hierher verloren haben. Und, schlimmer noch. Ich hatte mir mein Herz wider geholt, um es einem Anderen zu geben.
Sina räusperte sich und riss mich aus meinen Gedanken und unterbrach somit den viel zu langen Blickkontakt zwischen mir und Lenny. „Können wir dann los?" Lenny verschwand als Erster durch die Tür und ich ging ihm hinterher. Den Rest des Nachmittags redeten wir kaum miteinander, da ich mich an Sina hielt und von ihr das Schlittschuhlaufen beigebracht bekam. Lenny drehte seine Runden auf der Eisfläche und winkte uns jedes mal kurz zu, wenn er an uns vorbei kam. Erst, als ich sicher auf beiden Füßen stehen konnte und mich tatsächlich – etwas wackelig, aber immerhin – fortbewegte, verließ mich auch Sina und begann, ihre Runden zu drehen. Irgendwann verließ ich aus Erschöpfung die Bahn und sah von der Bande aus zu. Lenny ging irgendwann auch vom Eis und stellte sich zu mir, um Sina dabei zuzusehen, wie sie mit einem anderen Mädchen spielte. „Sie ist so süß.", sagte ich irgendwann, um das Schweigen zu unterbrechen." Lenny nickte. „Ich bin so stolz auf sie. Sie hatte es nicht leicht." Ich nickte verständnisvoll. „Eislaufen ist einer der Momente, in denen sie richtig aufblüht und alles vergessen kann. Nur deswegen gehe ich manchmal mit ihr hierher." Ich beobachtete, wie sie ein Wettrennen gegen das andere Mädchen startete.
„Ich werde ganz oft mit ihr hierherkommen. Es ist wunderschön, sie so glücklich zusehen." „Bist du denn glücklich?", fragte mich Lenny unvermittelt. Ich ließ meinen Blick durch die Halle schweifen und sah schließlich zu Lenny. „Ich weiß nicht. Aber vielleicht könnte ich glücklicher sein, wenn..." ich unterbrach meinen Satz und sah Lenny an. Er sah zu mir herunter und wieder tauchte die Röte auf seinen Wangen auf. Dann küsste ich ihn. Diesmal richtig, unvermittelt und noch besser, als davor. Diesmal war dieser Kuss mit keinen Verpflichtungen verbunden. Diesmal wusste ich, dass es kein Zurück mehr gab. Und dass ich Josh so sehr verletzen würde. Aber in diesem Moment war mir das egal.
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