Hey Brother, Where Are You?

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Ich finde es noch wichtig zu sagen, dass Haneul nicht mir gehört. Sie hat sich nicht selbst entschieden ein "Teil des öffentlichen Lebens " zu werden, bzw. irgendwelche persönlichen Daten preiszugeben. Alle Informationen über sie sind frei erfunden, außer ihrem Namen.

Und jetzt viel Spaß beim Lesen 😘

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Völlig erschöpft und übermüdet lief ich durch die Straßen Seouls. Soweit ich es in der Dunkelheit erkennen konnte, hatte es sich sehr verändert, seit ich es zuletzt gesehen hatte. Und doch erkannte ich die Straßen und Brücken über die ich ging, wieder.

Ich wusste, wo ich war. Aber ich wusste nicht, wo ich hinwollte. Zuerst kam mir das Taekwondo-Studio meines Vaters in den Sinn.

Doch ich wollte ihn nicht so plötzlich mit der Nachricht über meine Rückkehr überraschen.

Ich wusste nicht wie lange ich weggewesen war, aber mindestens 2 Jahre waren es sicher gewesen. Ich wusste nicht wie es ihm zur Zeit ging, und ob er diese Information verkraften konnte.

Also blieb mir nur noch mein Bruder. Choi San.
Nur wie sollte ich ihn finden?

Ich stand auf der Seongsan-Brücke und gönnte mir eine Pause. Inzwischen war ich näher ans Zentrum der Stadt gekommen und sah in den Himmel auf.

Trotz der vielen Lichter um mich herum konnte ich die Sterne erkennen. Dann sah ich eine Sternenschnuppe. Ich verfolgte die Flugbahn mit meinen Augen und führte sie richtung Boden fort. Mein Blick fiel auf den Haneul-Park.

Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Viele Stunden unserer freien Zeit hatten ich und San früher zusammen dort verbracht.

Dann sah ich durch die Bäume ein Licht schimmern. Menschen!
Da musste ich hin. Ich nahm noch einen tiefen Atemzug und machte mich dann erneut auf den Weg.

Nachdem ich etwas gelaufen war, hörte ich leise Musik. Je näher ich den Menschen kam, desto lauter wurde die Musik.

Gerade als ich die Menschenmenge erblickte, verstummte die Musik. Nein, nein, nein! Ihr dürft jetzt nicht gehen. Ich rannte los als die Menge sich langsam auflöste. Sie liefen in alle möglichen Richtungen davon.

Nur noch ein paar wenige, um die 10 Leute, waren noch dort, stiegen allerdings nacheinander in ein Auto ein. Verdammt!

Ich lief noch schneller. Jetzt standen nur noch zwei von ihnen draußen. Als der hintere mich sah, schob er den anderen schneller Richtung Auto.

Dieser drehte sich um und sah auf den etwas kleineren hinunter. Sie sprachen miteinander, während ich ihnen immer näher kam. Ihre Worte wurden lauter, bis ich ein wütendes "Ich glaube nicht, dass sie ein ATINY ist. Schau sie dir doch mal an!" seiten des Größeren hörte.

Was ist denn bitte ein ATINY?

Jetzt sahen sie beide zu mir. Der kleinere schob den blonden erneut zur offenen Wagentür, doch dieser schüttelte ihn ab. Dann kam er auf mich zu. Erleichterung machte sich in mir breit. Sie fuhren schon mal nicht weg.

Jetzt war der Mann nur noch ein paar Meter vor mir. Ich hörte auf zu rennen, meine Seite schmerzte. Völlig außer Atem musterte ich mein Gegenüber.

Er war groß, hatte breite Schultern. Sein schwarz weiß gestreiftes Oberteil war zerrissen und mit Blut- und Dreckflecken übersät. Genauso wie die weiße Hose. Seine Augen waren hellgrau, fast weiß und auch im Gesicht waren einige Schrammen.

Meine Güte, der sieht ja fast schlimmer aus als ich. Als ich den Kratzer im Gesicht genauer betrachtete, viel mir auf, dass er nicht echt war. Soviel dazu.

Der Blonde kam noch einen Schritt auf mich zu, dann sprach er erneut, allerdings mit ruhiger und gefasster Stimme.

"Brauchen Sie Hilfe?"
"Kann ich mir kurz ein Handy ausleihen?"
Meine Stimme war kratzig und trockener als erwartet hatte. Dies schien auch der Mann vor mir bemerkt zu haben.
"Wollen Sie auch etwas Wasser haben?"
"Das wäre nett."

Langsam machten wir uns auf den Weg zum Auto. Eine kleine Welle der Müdigkeit kam über mich und ich stolperte über meine eigenen Füße. Doch noch bevor mein Gesicht mit dem Boden Bekanntschaft machte, fasste mich eine große Hand an der Hüfte, und eine andere an der Schulter.

Sanft stellte er mich wieder auf dem Boden ab. Vor lauter Schreck brachte ich nicht mal mehr ein Danke heraus.

Am Auto deutete er mir, mich auf den freien Platz an der Tür zu setzten. Der Mann neben mir hob schläfrig den Kopf. "Mingi, was ist los?" fragte er.

Mingi ging nicht auf die Frage ein sondern lief um das Auto herum und öffnete den Kofferraum. Kurz passierte nichts mehr und ich genoss den Moment der Ruhe. Dann kehrte Mingi mit einem Handy und einer Flasche Wasser zurück.

Er reichte mir die Flasche, entsperrte das Handy und gab mir auch dieses. Zuerst trank ich einen Schluck.

Das kalte Wasser tat gut als es meinen Hals hinunterlief. Gleichzeitig lief eine Gänsehaut über meine nackten Unterarme. Als dazu noch ein Windstoß kam, fing ich leicht an zu zittern.

Dass ich durch das Rennen etwas schwitze, war da auch eher kontraproduktiv. Ich stellte die Flasche zwischen meine Beine und griff das Handy. Ich öffnete Safari und gab den Namen meines Bruders ein.

Es gab ein paar Artikel in denen von einem San die Rede war, allerdings wollte ich mir die Bilder anschauen.

Und da war er. Die Katzenaugen, das schmale Gesicht. Zweifellos mein Bruder. Choi San. Auf der Bühne. Also hatte er seinen Traum von damals wirklich erfüllen können. Freude stieg in mir auf. Er hatte in einer K-Pop Gruppe debütieren können. ATEEZ.

Währenddessen öffnete Mingi die Vordertür und sprach leise mit dem Hellbraunhaarigen der dort saß. Er schloss die Tür wieder und gab mir eine Jacke.

Der Geruch der mir von dieser bei einem weiteren Windhauch entgegenwehte, kam mir merkwürdig bekannt vor. "Ihnen scheint kalt zu sein." kommentierte Mingi seine Tat und lächelte leicht. "Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen."

"Doch, das war nötig," gab nun auch der Braunhaarige neben mir dazu. "Wir kennen Sie zwar nicht, aber eine Erkältung hilft niemanden."
Ohne noch etwas dazu zu sagen gab ich mich geschlagen und zog die Jacke über.

Obwohl es die Jacke eines komplett fremden Mannes war, fühlte es sich nicht komisch an sie zu tragen. Stattdessen war es seltsam vertraut.

Ich suchte weiter nach einer Adresse. Nach kurzer Zeit hatte ich den Standort des KQEntertainments ausgemacht. Donggyo-ro 25-gil. Dort wollte ich hin um meinen Bruder zu finden.

Ich schloss den Tab und gab das Handy zurück zu seinem Besitzer.

"Vielen Dank für das Wasser und das Handy."
"Gern geschehen. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder."
"Tschüss."

Er lächelte mich erneut an und gab mir noch die Wasserflasche.
"Die können Sie gerne behalten."

Ich verbeugte mich kurz und machte mich dann auf den Weg in Richtung Haneul-Park. Dort würde ich die Nacht verbringen und mich dann morgen zum KQEntertainment begeben.

Erschöpft setzte ich mich an den Fuß eines großen Baums und sog den Reißverschluss der Jacke zu.

Ich war zu müde um zu bemerken dass ich sie mitgenommen hatte. Ich fühlte mich getröstet und geborgen in ihr. Der Geruch umhüllte mich und ich glitt in einen traumlosen Schlaf.

Hey Brother, I'm BackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt