Sacrifices

Kapitel 1 - Josette

„Josette! Post!", plärrte meine Mutter von unten.

Ich stieg von meinem Bett und tapste in meinem Nachthemd die Treppe hinunter. Als ich den Salon betrat, erblickte ich meine Mutter. Sie hatte ihre blonden Haare zu einem strengen Knoten im Nacken gebunden und trug ein schwarzes Kleid. Penelope Middleton war furchteinflößend und streng. Die Erziehung, die wir erhielten, bestand aus Disziplin, Macht, Ordnung und Pünktlichkeit. Im Idealfall würden wir irgendwann einmal perfekte Marionetten sein. Wir Mädchen für unsere Ehemänner, die Jungs für Voldemort höchstpersönlich.

Mein Blick wanderte von meiner Mutter zu dem Brief, der auf dem Beistelltisch lag. Auch von hier konnte ich das Siegel Hogwarts' erkennen.

Er war also endlich da. Meine Freikarte hier raus.

Freudig schritt ich zu dem Tisch und riss den Brief an mich. Oh, ich würde endlich nach Hogwarts kommen. Endlich, endlich, endlich.

Ich vernahm ein Räuspern hinter mir. Mein ältester Bruder Matthew war in den Raum gekommen. „Wann können wir wieder mit Vater rechnen?" Er schaute meine Mutter abwartend an und fuhr sich durch das dunkle, kurze Haar.

„In einigen Stunden", meinte Mutter lässig.

Das wirklich Schlimme an dieser Situation war, dass meine Mutter so in dieser vollkommen bescheuerten, hierarchischen Welt lebte, dass es für sie in Ordnung war, dass nun mein Bruder der Ranghöchste hier war. Immer, wenn Vater unterwegs war, übernahm Matthew das Zepter. Und meine Mutter, SEINE eigene Mutter, trat freiwillig unter ihn.

Matthew nickte und verschwand wieder. Scheinbar war irgendetwas zu regeln und er versicherte sich, dass er auch ja dafür zuständig war.

Ich hatte meinen Brief mittlerweile sage und schreibe fünf Mal gelesen, weil ich es immer noch nicht glauben konnte, hier raus zu kommen. Als einziges Mitglied der Familie Middleton war ich nicht Voldemort und seiner Sache verfallen, genauso wenig, wie dem Wahn vom reinen Blut und dem Gebaren, etwas besseres als andere zu sein.