𝑻𝒘𝒐 / 𝑃𝑢𝑟𝑠𝑢𝑖𝑡

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Ich starrte in die Augen des Clowns, fasziniert und gleichzeitig von Angst durchdrungen. Rote Augen trafen auf blaue. Seine so rot wie flackerndes Feuer und meine so blau wie das tiefste Wasser.

Meine Stimme bebte vor Furcht, als ich zitternd fragte: "Hei-Heißt das, du willst mich-" Doch bevor ich meine Frage beenden konnte, unterbrach mich der rothaarige Clown.

"Töten? Ach, Liebes, nein, keineswegs", sprach er mit einer beruhigenden Stimme und neigte leicht den Kopf. Verwirrt starrte ich ihn an. Wie jetzt? Er meinte doch gerade...

Wieder brach er in ein lautes, beängstigendes Lachen aus. Sein Lachen hallte durch den düsteren Wald, als wäre das Witzigste auf der Welt geschehen. Er legte seinen Kopf in den Nacken, lachte und bedeckte sein Gesicht mit den Händen, wie wenn wir weinen und nicht wollen, das es andere bemerken. Sein Lachen klang diesmal gedämpft, da er mit seinen Händen seinen Mund verdeckte. Dann drehte er seinen Kopf wieder zu mir, so dass der Mondschein seine roten Augen förmlich zum Strahlen brachte.

"Töten...", murmelte er überlegt. "Töten. Töten. Töten..."

Der ist doch psychisch gestört! Warum sprach er das so belustigt aus, als wäre es ein Witz?

"Meine Liebe, ich werde dich nicht töten. Ich werde dich von deinem Schmerz erlösen, indem ich dir Schmerzen zufüge, die deine so zierliche Existenz in den Schatten stellen werden", erklärte er gelassen, als würde er mir Ratschläge geben, wie ein Arzt, der empfiehlt, an die frische Luft zu gehen und warmen Tee zu trinken. So gleichgültig, als würde es wirklich helfen...

"Warte... heißt das, du willst mich quälen, bevor du mich um-umbringst?", fragte ich schlussfolgernd und fürchtete seine Antwort.

"So würde ich es nicht nennen, meine Liebe. Wie gesagt: Ich erlöse dich... oder besser gesagt ich spiele mit dir und deinem unnötigen Leben." Ein Lächeln schlich sich wieder auf sein Gesicht.

Ich schaute an ihm vorbei, doch es war niemand zu sehen. Gerade eben waren dort noch viele kleine Kinder gewesen, die um die Häuser gezogen waren.

Nochmals versuchte ich hektisch, die Tür zu schließen. Doch er ließ es nicht zu. Er nahm seine Hand, die in einem weißen Handschuh steckte, und öffnete den Spalt mit so viel Kraft... Ich hätte keine Chance gehabt, die Tür wieder zu schließen.

Das plötzliche Öffnen der Tür brachte mich zum Fallen, und Tränen füllten meine Augen.

Hektisch rappelte ich mich wieder auf, lief zur Hintertür, schnappte meine schwarze Stoffjacke und rannte so schnell wie möglich aus meinem Haus.

So schnell, wie meine Beine es erlaubten, rannte ich in den nahegelegenen Wald.

Der Wald war dicht und von dämonischen Schatten durchzogen, und das Mondlicht drang nur spärlich hindurch. Es war unheimlich.

Ich lief durch den dunklen Wald, meine Schritte von Panik angetrieben. Das Mädchen in mir schrie vor Angst, während ich mich hektisch umsah. Der finstere Wald schien sich um mich zu schließen, und mein Herz raste in meiner Brust.

Hinter mir hörte ich das kichernde, irre Lachen des Clowns. Das Geräusch schien von überall gleichzeitig zu kommen und jagte mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Ich traute mich nicht, mich umzudrehen, aus Angst, sein grausames Grinsen zu sehen.

Die Bäume wirkten wie düstere Gestalten, die mich gefangen halten wollten. Meine Lunge brannten vor Anstrengung, aber ich konnte nicht aufhören zu rennen. Der Clown war mir dicht auf den Fersen, und sein groteskes Lachen wurde lauter und bedrohlicher.

Schließlich erreichte ich einen Teil des Waldes, der noch dichter und undurchdringlicher schien als der Rest. In meiner Verzweiflung suchte ich nach einem Versteck. Mein Blick fiel auf einen massiven Baum mit knorriger Rinde. Ohne zu zögern, hechtete ich hinter ihn und drückte meinen Rücken fest gegen den Stamm.

Das kichernde Lachen des Clowns wurde lauter, als er näher kam. Mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren, als ich mich so leise wie möglich verhielt. Der Baum verbarg mich vor seinem Blick, aber ich konnte immer noch sein böses Lachen hören.

Der Clown blieb stehen, nur wenige Schritte von meinem Versteck entfernt. Ich wagte kaum zu atmen, als er den Wald nach mir absuchte. Sekunden fühlten sich an wie Stunden, bis er schließlich weiterzog, sein schauriges Lachen allmählich im Wald verhallte. Nicht einmal Zeit dafür meine Stoffjacke anzuziehen, hatte ich. Sie verweilte immernoch in meiner Hand.

Ich verharrte hinter dem Baum, meine Nerven bis zum Zerreißen gespannt, während ich auf das leiseste Geräusch lauschte. Die Dunkelheit des Waldes umgab mich wie ein undurchdringlicher Schleier, und ich konnte nur das Rauschen des Windes und das Pochen meines eigenen Herzens hören. Doch sein Lachen war verstummt.

Langsam, als die Stille zurückkehrte, löste ich mich zögernd von meinem Versteck. Ich schaute nach vorne, um sicherzustellen, dass der Clown tatsächlich verschwunden war.

Plötzlich, ohne Vorwarnung, durchdrang seine Stimme erneut die Dunkelheit des Waldes. "Hab dich!", dröhnte es in meinen Ohren, und ein stechender Schmerz durchzuckte mein Herz wie scharfe Messer.

Sein Gesicht war direkt vor meinem, und seine Feuer roten Augen starrten mir direkt in die Seele.

Erschrocken trat ich einen Schritt zurück und stolperte über eine dicke Wurzel, die aus dem Erdboden ragte. Ich fiel nach hinten, doch instinktiv stützte ich mich mit meinen Händen ab und kroch rückwärts, während der Clown leise und bedrohlich Schritt für Schritt näherkam. Es fühlte sich an wie eine düstere Schachpartie, in der ich der König war, und er mich in die Ecke drängte, damit ich nicht fliehen... Damit er mich schlagen konnte.

"Ein lustiges Versteckspiel, findest du nicht?", spottete er, während er sich bedrohlich über mich beugte. "Nur leider warst du nicht besonders geschickt darin."

𝑺𝒄𝒉𝒆𝒓𝒛, 𝑺𝒄𝒉𝒎𝒆𝒓𝒛 𝒖𝒏𝒅 𝑺𝒄𝒉𝒓𝒆𝒄𝒌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt