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Er riss sich wirklich zusammen. Seine Lippen blieben fest verschlossen, während die beiden über die lustige Müdigkeit von Omegas lachten. Schwieg als sie sich darüber unterhielten, dass ein Omega normalerweise nicht die nötigen Gehirnkapazitäten hatte, um so ein künstlerisches Werk zu schaffen. Schwieg als der Alpha ihn auf den Arm nahm und seinen Kopf an sich drückte. Er schwieg, als dem Alpha noch viel Freude mit seinem Omega gewünscht wurde. 

Nein, all das wurde nicht direkt so gesagt, nicht in dieser modernen Zeit. Das würde man zu der heutigen Zeit nicht mehr einfach in knallharte Worte packen. Man umschrieb es so, dass man nicht mehr direkt sagen konnte, was konkret damit gemeint war. Felix jedoch verstand die unterschwelligen Botschaften nur allzu gut. Es verfolgte ihn regelrecht sein ganzes Leben lang. Ja, er wusste, wie gut alles im Vergleich zu vor fünfzig Jahren war und er sich nicht beschweren sollte. Er wusste, dass die Veränderung Zeit in Anspruch nahm. Sollte er sich deshalb mit sowas zufriedengeben? Nichts sagen? Sich seinem Schicksal, der Demütigung und der Hindernisse hingeben? Als ob er nicht genug ertragen hätte und würde!

Der Alpha trug den Omega sanft weg von den zwei Polizisten. Beide blieben still. Felix fragte sich, ob der Fremde wusste, wie quälend und schmerzhaft dieses Gespräch für ihn gewesen war. Wahrscheinlich nicht, denn Alphas waren nunmal Alphas. Menschen, die so ein unbeschwertes und uneingeschränktes Leben leben konnten, konnten die Grenzen und Hürden eventuell nicht so leicht erkennen. Während sie die Treppenstufen bis hoch zu ihrem Ziel erklimmen konnten, konnten andere das nicht und standen unten vor einem fast unüberwindbaren Hindernis. Es war nicht leicht zu erkennen, was man prinzipiell nicht direkt zum Vorwurf machen konnte. Felix erinnerte sich an ein Zitat aus einem Buch: “Vielleicht kann ein Mensch, der noch nie gegen eine Mauer gelaufen, der noch nie hart auf den Boden der Machtlosigkeit, des Kontrollverlusts, der Demütigung, der Sprachlosigkeit geschlagen ist - vielleicht kann so ein Mensch sich die Mauern, die sich tatsächlich durch unsere Gesellschaft ziehen, gar nicht vorstellen” (Kübra Gümüsay, Sprache und Sein, S.22). Die Welt der Alphas schien so anders, so unbeschwert im Vergleich zu seiner eigenen.

Felix seufzte und drückte sich leicht von dem warmen Körper weg. Er betrachtete die Gesichtszüge des Mannes genau und biss nachdenklich auf seine Unterlippe. “Danke… schätze ich”, murmelte er unsicher, plötzlich deutlich unwohler in den starken Armen des Anderen. Diesem schien die Unsicherheit und das Unwohlsein aufzufallen, denn er stellte den Omega behutsam auf den Boden. “Du brauchst dich nicht zu bedanken”, sagte er mit seiner tiefen, angenehmen Stimme. “Ich bin froh, dass ich dir helfen konnte. Und… Entschuldige, dass ich beim letzten Mal so aufdringlich war. Das war nicht richtig von mir.” Was sollte man darauf erwidern? Wer wusste schon, ob alles nur ein krankes Spiel des gesellschaftlich Überlegenen war? Felix fühlte sich hin- und hergerissen. Was waren die wahren Absichten? Doch hatte der Unterlegene in diesem Fall eine andere Wahl? Grundsätzlich standen die Chancen eher schlecht für ihn. 

Aus diesem Grund lenkte er deutlich gegen seine Gefühle ein und winkte ab: “Ist schon okay, wenn du mich zukünftig in Ruhe lässt oder so.” Die unzufriedene Miene des Alphas entging ihm nicht und er stellte sich selbstbewusster hin. Er streckte seine Brust raus, verschränkte seine Arme vor der Brust und hob überzeugt seinen Kopf. Alles Tricks, die er sich wegen seinem Rang beigebracht hatte. Nein, die er sich beibringen musste, um sich in dieser Welt behaupten zu können.

Seine Worte waren bewusst gewählt und er fand sie gut, aber für mehr fehlte ihm die Energie und er hatte genug für heute. Diese ganze Aufregung und die Schauspielerei hatten ihn zermürbt. Der Alpha schien wortlos und das einzige, was Felix noch bewusst mitbekam, war, dass er sich vorgestellt hatte. Chris. War das wirklich der echte Name des Mannes? Oder nur ein Teil seiner Masche, die er überaus gut aufrechterhält? “Ich werde jetzt nach Hause gehen”, murmelte er, während er sich bereits abwandte und in zügigen Schritten zu seiner Wohnung eilte. An diesem Abend schaffte er kein Zähneputzen mehr und landete in seiner Kleidung im Bett. 

Der umhüllende Schlaf war traumlos. Sein Geist driftete in einen tiefen Schlaf, der leer von Bildern und Gedanken war. Doch genau diese Art von Träumen hatte etwas friedliches.

// Muss noch Korrektur gelesen werden.
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag! ♡

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 01, 2023 ⏰

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Farbenspiel der Liebe (Omegaverse)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt