3 - Gebrochenes Herz

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Für Anfang September war es wirklich noch verdammt heiss. Lukas bereute es jetzt schon, einen Pullover angezogen zu haben. Leider begann jetzt die Jahreszeit, in der man sich entscheiden musste, ob man morgens friert oder mittags schwitzen möchte. Und den ganzen Tag seine Jacke tragen zu müssen, wollte der 19. Jährige auch nicht.

Er schloss sein Auto ab und lief die letzten Minuten zu Fuß zur Schule. Sam wartete wie immer schon am Eingang und zog an einer Zigarette. Lukas runzelte die Stirn. ,,Wolltest du nicht aufhören?", fragte er verwirrt.
Sam legte ebenfalls die Stirn in Falten und blies den weißen Rauch in die warme Hochsommerluft. ,,Liz hat gestern Schluss gemacht."

Lukas wusste nicht viel zu sagen, da er etwas geschockt war. Liz, die - jetzt Ex-Freundin - von Sam, war schon seit 3 Jahren fester Bestandteil der regelmäßigen Treffen zwischen den beiden Jungs. Lukas konnte sich Sam kaum noch vorstellen ohne Liz, die jeden Tag für seinen Kumpel besser machte.

Nach einem kurzen Schockmoment antwortete Lukas vorsichtig. ,,Scheiße man, das tut mir so leid." Er drückte Sam vorsichtig in seine Arme, auch wenn das eine Geste war, die Sam nur selten erwiderte. Jetzt jedoch schloss Sam seine etwas zitternden Hände um ihn. Lukas bemerkte die mentale Angeschlagenheit. Nun fielen ihm auch die müden Augen und der schwere Blick in ihnen auf. Sein bester Freund musste die ganze Nacht geweint haben.

Wohin mit dem Schmerz?

Wohin mit dem Leid,
dass uns immer wieder ereilt,
wenn wir geliebte Menschen oder unsere
Haustiere verlieren? Heilt die Zeit alle Wunden? Oder bildet sich nur langsam und schmerzhaft eine schützende Kruste, die bei jeder Erinnerung aufzureissen droht..


Lukas achtete an diesem Tag weder auf die Klasse, noch viel auf sich. Die Pausen verbrachte er mit Sam. Da jeder Mensch anders in solchen Situationen reagiert, war Lukas erst unsicher wie er mit Sam umgehen sollte. Dieser jedoch meinte in einem seiner wenigen Sätze heute, dass er Lukas sehr dankbar für Gesellschaft war.

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Am nächsten Morgen weckte Lukas nicht, wie sonst, sein Wecker sondern seine Mutter. ,,Wir haben gleich acht! Wieso schläfst du denn noch? Du bist alt genug um selbst-", fing sie an, wurde aber von ihrem Sohn unterbrochen. ,,Oah Shit!..", fluchte er und suchte seine Kleidung auf dem Boden zusammen. Die hatte er achtlos gestern Abend auf den Boden geworfen, nachdem er fast zu spät den Fernseher für seine Lieblingsshow einschaltete.

Seine Mutter verlässt das Zimmer, wieder. Längst sieht sie sich nichtmehr verantwortlich für solche Angelegenheiten, und wie Lukas die Verspätung in seiner Schule regelt ist damit nicht ihre Sache.

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Außer Atem sprintet Lukas die Treppenstufen nach oben in sein Klassenzimmer. Dort glotzen ihm die Augenpaare seiner Mitschüler entgegen. Sam sieht erleichtert aus, Frau Schmidt, die Englisch Lehrerin, verärgert und Darion? Er grinst ihm entgegen. Amüsiert verfolgt er regungslos jeden von Lukas Bewegungen.

Lukas wirft ihm einen ,Was willst du?!', Blick zu.

,,Lukas wir haben den dritten Schultag und du kommst schon zu spät!"

,,Tut mir leid.", meint der Angesprochene, der sich so schnell es geht auf seinen Platz sitzt.

Ohne noch länger den Unterricht zu unterbrechen, redet Frau Schmidt weiter auf schlechtem Englisch. Sam wirft ihm einen fragenden Blick zu, wird aber mit einem ,,Pssst!" von ihrer Englisch-Lehrerin davon abgehalten, mit Lukas zu sprechen.

Somit bekommt sein Kumpel erst in der Pause die Gelegenheit, mit Lukas zu sprechen. Kurz erzählt er, was los war. ,,Fuck, ich hab so Hunger. Ich hab vergessen mir was mitzunehmen und Geld hab ich auch nicht mit.", bemerkt Lukas genervt.

,,Wieviel brauchst du?", fragt Sam und kramt in seinem Portmonnaie. ,,Das ist so lieb danke. 1,60€ reicht." Lukas nimmt dankend die Münzen in seine Hand. ,,Kriegst du morgen zurück.", meint er versichernd, als er in die Semmel in seinen Händen beißt.

Sam winkt ab und zündet sich eine Zigarette an. Normalerweise würde Lukas versuchen, seinen Freund davon abzuhalten, aber er möchte nicht urteilen, über das, was Sam im Moment durchzumachen scheint.

Lukas lässt den Blick über den Schulhof schweifen.
Zwischen einer Gruppe Mädchen und ein paar rauchenden Jungs steht Dario, wie er mit ein paar Mitschülern spricht. Eigentlich wäre Lukas auch dort, bei ihm, und würde zuhören oder mitreden. Aber er ist lieber bei Sam und unterstützt ihn so gut es geht.

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In den nächsten Tagen geht es Sam besser, er geht jetzt öfter ins Fitnessstudio und kümmert sich mehr um sich.

Dario hat sich ziemlich schnell in der Mitte der Klasse eingefunden, er versteht sich mit jedem und ist recht beliebt. Nicht zuletzt, weil er so gut aussieht, dem ist sich Lukas sicher. Trotzdem ist er irgendwie ein Idiot. Er fühlt sich irgendwie viel zu cool, allein im Sportunterricht fühlt sich der neue Mitschüler besser als andere. Das Problem: er ist es irgendwie auch. Trotzdem kommt er super in der Klasse an, nicht zuletzt, weil insbesondere die Jungs Respekt vor ihm haben und zu ihm aufsehen.
Um nicht zu vergessen die Mädchen, die Dario regelmäßig anschmachten oder kichernd Blicke austauschen. Lukas findet die Veränderung seiner Mitschüler schade, vielleicht wäre es ja ohne Dario angenehmer.

Indirekt lässt Lukas die Dario auch spüren: Er ignoriert ihn so gut es geht, verdreht bei den Sprüchen des Spanier die Augen und lässt sich auf keine lächerlichen Spielchen ein. Komischerweise denkt nur er so - der Rest der Klasse findet Dario anscheinend ja ganz toll. Naja, außer Sam. Der hat aber im Moment ganz andere Sorgen..

My inner peace (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt