Kapitel 1

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Die Tinte auf dem Vertrag war noch nicht getrocknet, und ich konnte es kaum fassen. Ein Job bei Stark Industries! Ich, eine frische Absolventin des Collages, direkt in das Epizentrum des technologischen Fortschritts – und das zu einer Zeit, wo Tony Stark gerade als Iron Man die Welt gerettet hatte.
Es war ein Traum, der wahr wurde. Es ist eine dieser Geschichten die ich bei anderen wohl kaum glauben würde. Noch gestern schien mein Leben eher Trist, ja einige würden sogar sagen verdammt traurig...Verflucht, ich wurde ja beinahe selber Depressiv bei den Gedanken. Frisch getrennt, Pleite und Arbeitslos- wirklich eine 1A Ausgangslage.
Meine Wohnung benötigte dringend eine Tiefenreinigung und natürlich wurde es mit jedem Tag nur noch schlimmer. Meine Eltern, Gott segne sie, hatten mich gewarnt... Jap, das hatten sie wirklich und ich, ich habe natürlich nicht auf sie gehört... Vielleicht war es dumm direkt nach der Uni auszuziehen, doch ich war der felsenfesten Überzeugen mein restliches Leben an Jennys Seite zu verbringen- nun ja zumindest so lange bis ich sie und einen ziemlich widerlichen Typen in unserer Wohnung vorgefunden hatten- vögelnd und tief umschlungen. Das war zu viel, ich habe die Bitch vor die Türe gesetzt und nun... Nun bin ich hier, komplett aufgeschmissen, na super!
Doch das Blatt hatte sich gewendet, erneut feixte ich zu dem Blatt Papier, mein neuer Arbeitsvertrag- verdammt nun konnte es nur noch besser werden.

Eine Stunde mit der Bahn für diesen Job?
Kein Problem. Das ist immer noch besser, als sich durch den mörderischen Verkehr von New York City zu quälen. Ich sah einige Pendler neben mir genervt auf ihre Uhren schauen und über einen verpassten Zug fluchen, doch ich fühlte mich, als wäre ich auf Wolke sieben. Das alles war noch so unwirklich. Wie kam es überhaupt dazu? Ich erinnere mich noch genau an den Tag an welchem sich alles wieder zum besseren wendete.

Drei Wochen zuvor:
Ich schlenderte durch den Central Park, die Nase tief in mein Buch vertieft - die 7 Wege zum Erfolg, ja ich gebe es zu, nicht die beste Lektüre doch es war einen Versuch wert. Plötzlich stolperte ich über etwas - oder besser gesagt, jemanden. Als ich aufsah, fiel mein Buch auf den Boden, und ich blickte direkt in die Augen von Tony Stark.
Ja, DEM Tony Stark. Er lag auf einer Picknickdecke und schien tatsächlich ein Nickerchen zu machen.
"Hey! Pass doch auf, wo du hinläufst!", murmelte er, jedoch schien er nicht sonderlich aufgebracht zu sein. Seine Lippen zuckten und sein Gesicht wirkte ehr belustigt als aufgebracht. Für einen Moment stand ich da, wie zu einer Eissäule erstarrt, unfähig auch nur zu denken. Na Toll das lief wirklich prächtig.
"Oh Gott, es tut mir so leid! Ich hätte besser aufpassen sollen", stammelte ich als ich endlich meine Stimme fand. Sollte ich mich ducken um das Buch aufzuheben, nein besser nicht, nicht dass Stark noch bemerkte was für eine Grütze ich da gelesen hatte. Besser war es die Existenz dieses Schinkens einfach zu vergessen.
Der Millionär hob eine Augenbraue und lächelte. "Du weißt schon, dass Bücher beim Gehen gefährlich sein können, oder?"
Ich musste lachen. "Ja, das merke ich jetzt auch."
In der nächsten Sekunde ärgerte ich mich über mich selbst, warum lachte ich- es war weder witzig noch sonderlich scharfsinnig.

Zum Glück fiel mein Blick auf einen kleinen, ja was war das denn? Ein Roboter, oder etwas in dieser Art, direkt neben ihm, der offensichtlich versuchte, eine Flasche Sonnencreme zu öffnen. "Ist das einer von deinen?" Zugegeben auch diese Frage war nicht sonderlich klug aber man trifft schliesslich nicht jeden Tag Iron Man. Tony sah den Roboter an und rollte mit den Augen. "Ja, das ist Dum-E. Er ist nicht der hellste, aber er gibt sein Bestes."

Wir kamen ins Gespräch über Technik, Innovation und die Zukunft. Ich erwähnte beiläufig, dass ich Maschinenbau studiert hatte und auf Jobsuche war. Als er hörte, dass ich mich bei Stark Industries beworben hatte, zog er eine Augenbraue hoch.
"Du willst für mich arbeiten?", fragte er, ein belustigtes Funkeln in den Augen, ob das ein gutes Zeichen war- schwierig zu beantworten.

"Jap, das wäre ein Traum", sagte ich und versuchte dabei, nicht so zu klingen, als würde ich gleich einen Scheck über eine Million Dollar bekommen. Stattdessen erwartete ich, dass er gleich in das übliche Blabla übergeht, das man so oft in Filmen hört – nur ohne die inspirierende Musik im Hintergrund.
Ich malte mir aus, wie er mich mit einem dieser bemitleidenswerten 'Es tut mir leid'-Blicke anschauen würde, gefolgt von der Standardabsage, die wahrscheinlich irgendwo in einem Handbuch für 'Wie lehne ich Bewerber höflich ab' steht. "Du hast wirklich beeindruckende Ideen, aber..." würde er anfangen und ich würde innerlich die Augen rollen. Klar, komm schon, sag es einfach.
Ich konnte fast hören, wie er mir rät, es in ein paar Jahren nochmal zu versuchen, wenn ich etwas 'reifer' bin. Oh, das altbekannte Liedchen vom 'Reiferwerden'. Als ob die paar Jahre meine Genialität noch zum Glänzen bringen würden. Ich stellte mich schon darauf ein, mit einem gezwungenen Lächeln zu nicken und mir vorzustellen, wie ich meinen nicht existenten Hut nehme und in einen Sonnenuntergang reite, der verdächtig nach weiteren langweiligen Praktika aussieht.

IronroseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt