Nachdem sie Svea einer speziellen Behandlung unterzogen hatten, ließ ich mich von Copia wieder in seine Wohnung bringen. Die Stille zwischen uns war erdrückend. Es war nicht nur die Erschöpfung, die an mir zerrte, auch der offensichtliche Elefant im Raum machte mir zu schaffen. Das, was an diesem Tag passiert war, war einfach zu viel gewesen.
"Kann ich dir noch etwas bringen?", fragte Copia vorsichtig. Ich hatte mich bereits wieder ins Bett gelegt und mich unter die schwere Decke gekuschelt. Es fühlte sich fast so gut an wie eine Umarmung von Copia selbst. "Nein, danke. Ich will einfach nur schlafen." Und das tat ich einen Tag und eine Nacht lang.
Danach hatten Rain und Swiss mir geholfen Svea wieder in ihre Wohnung zu bringen. Sie war immer noch ziemlich benebelt gewesen von den Medikamenten, die ihr verabreicht worden sind. Ich hatte sichergestellt, dass es ihr so weit gut ging und es ihr an nichts mangeln würde, wenn sie wieder vollständig Herr ihrer Sinne sein würde.
Anschließend entschied ich mich dazu abzureisen. Zur Verabschiedung ließ ich meiner besten Freundin einen handgeschriebenen Zettel da. Ich bedankte mich für die tolle Zeit. Ich log sie an. Ich ließ sie in dem Glauben, dass wir den Tag vor meiner Abreise gefeiert hätten. Ziemlich viel Alkohol sei an dem Abend geflossen. Auch das war gelogen.
Von Copia Abschied zu nehmen, fiel mir eindeutig schwerer. Es war nicht möglich mich hier auch mit einem einfachen Brief aus dem Staub zu machen. Ihm musste ich dabei in seine wunderschönen Augen schauen. Ich musste seine Trauer spüren.
Ich musste genug Willenskraft aufbringen, um mich tatsächlich von ihm zu verabschieden. Nur so konnte ich mich von ihm und seiner magischen Anziehungskraft losreißen. Zumindest bildete ich mir das ein.
Daher dachte ich auch nicht gerne an diesen Tag zurück. Seit acht Tagen versuchte ich die Erinnerungen an den Abschied von Copia nach ganz hinten zu schieben, sodass ich nicht ganz so leicht an sie herankam. Bis jetzt funktionierte es auch ziemlich gut. Ich unternahm viele Ausflüge, ließ die Natur auf mich wirken.
Mit meinem Camper stand ich an einem atemberaubenden Campingplatz direkt an einem Fjord. Jeden Morgen wurde ich durch die warmen Strahlen der aufgehenden Sonne geweckt. Sie kämpfte sich täglich den Fluss hinauf, bis sie hoch am Himmel stand.
„Guten Morgen!" Von meinem Campingstuhl aufsehend blickte in das freundliche Gesicht meines Campingnachbarn. „Hej, guten Morgen." Etwas unschlüssig stand er da und betrachtete mich zögernd. „Ich habe dich gestern auf dem Parkplatz des Nationalparks gesehen. Hattest du eine schöne Wanderung?"
Der glatzköpfige Mann mit dem Kinnbart und den Piercings sah nicht gerade aus wie ein Wanderer. Vielleicht war er mir gerade deshalb gestern ebenfalls aufgefallen. Ich hatte ihn zuvor schon auf dem Campingplatz gesehen, als er sein Lager aufgebaut hatte. Anschließend hatte ich auch ihn im Nationalpark erkannt.
„Auf jeden Fall! Ich habe gerade Kaffee gekocht. Möchtest du auch eine Tasse?", bot ich ihm freundlich an. Ich hatte das Gefühl, dass es eine längere Konversation werden würde. „Liebend gern! Ich heiße übrigens Chris." Er schnappte sich seinen Campingstuhl und trug ihn zu mir herüber. „Freut mich Chris. Ich heiße Ella."
Chris hatte Qualitäten eines wirklich guten Alleinunterhalters. Auf humorvoller Art und Weise erzählte er mir Geschichten aus seinem Leben. Und wenn ich mir bei einer Sache sicher war, dann war es, dass Chris schon einiges Gesehen und Erlebt hatte.
Während wir uns weiter unterhielten, begannen die ersten Camper aufzubrechen, um ihren Tagesplänen nachzugehen. Während sie an unseren Stellplätzen vorbeigingen konnten es sich einige nicht nehmen und bedachten unser angeregtes Gespräch mit einem Schmunzeln.
Vermutlich lag es daran, dass ich mich vor Lachen kaum noch auf dem Campingstuhl halten konnte. Chris gute Laune war geradewegs ansteckend. Er schien mir genau das zu geben, was ich gebraucht hatte.
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You're lost without me {Ghost FF}
FanfictionNach einem kleinen Sonderkonzert der Band Ghost veränderte sich ihre Welt schlagartig. Sie fühlte sich seither mit Papa Emeritus IV verbunden und auch er spürte dieses unsichtbare Band aus Lust, Liebe und vollständiger Hingabe. Doch etwas an ihrem...