8. Dezember

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An diesem Morgen wacht December mit einem Lächeln im Gesicht auf. Der gestrige Abend war ein voller Erfolg. Die beiden haben ihre Handynummern ausgetauscht, sie hat das Essen bezahlt und es war trotz all der peinlichen Sachen, die ihr passiert sind, ein genialer Abend. Dann fällt ihr wieder ein was sie getan hat. Und muss breit grinsen. Manchmal muss man im Leben auch mal was riskieren. Sie tut es, ihre Oma auch, die noch nichts von ihrem Glück weiß, weil sie gestern Abend schon geschlafen hat, als December nach Hause gekommen ist und Dash auch. Die beiden haben jetzt Spitznamen füreinander. Dash. Sie spricht den Namen aus und lässt ihn auf ihrer Zunge zergehen. Sie hat sich gestern noch über seinen Namen lustig gemacht, weil es der gleiche ist, wie das Rentier und dann hat er gesagt, dass eh niemand von seinen Freunden ihn so nennt und er alle blöden Witze schon kennt. Wirklich alle. Er hat alle auf der Welt gehört. Alle Rentierwitze. Sie schaltet die Nachtischlampe an und bereut, dass sie gestern so spät nach Hause gekommen ist. Sie schaut auf die Uhr und erschrickt. Es ist nicht mehr vier Uhr morgens, sondern schon fast acht. In ungefähr einer viertel Stunde macht das Kaffee auf.

"Scheiße, scheiße, scheiße" , flucht sie und haut dabei das Wasserglas um, welches auf ihrem Nachtisch steht. "Doppelt scheiße" , sagt sie, sprintet, um das ganze Wasser aufzuwischen und rennt nach unten. Dort sitzt ihre Oma vor dem Ofen und wartet genüsslich mit einer Tasse Kaffee und einer fertigen Zimtschnecke in der Hand darauf, dass weitere fertig werden. Sie ist erstaunt. Alles im Zimtschneckenküsse ist vorbereitet und auch all das Gebäck ist im Ofen.

"Wie?" , fragt December völlig außer Atem.

"Its me" , sagt eine tiefe, raue Männerstimme.

"Scheiße" , sagt sie und dreht sich um. Vor ihr steht Dash. Angezogen, gestriegelt und gebügelt. Mit einer Schürze ihres Cafés um. Und sie sieht völlig daneben aus. Im Schlafanzug, vor noch nicht einmal drei Minuten aus dem Bett gekommen, ungekämmt und die Zähne auch nicht geputzt.

"Können Sie mal kurz weghören?" , fragt er Oma und sie macht ein Zeichen, dass sie nichts hört, von dem, was er nun sagt.

"Du siehst mindestens genauso bezaubernd aus, wie gestern Abend. Wenn nicht sogar noch süßer" , sagt er und sie fragt sich, ob er nun auch noch Gedanken lesen kann.

"Dasher!" , sagt Oma Holly grinsend und Decembers Wangen glühen schon wieder. Sie macht sich auf dem schnellsten Weg, dieses Mal ohne zu Stolpern wieder auf den Weg nach oben und macht sich fertig. Dieses Mal lässt sie sich ein bisschen Zeit. Sie muss erst einmal verdauen, dass er wirklich hier ist. Schon an diesem Tag. Sie haben doch erst gestern Abend darüber gesprochen. Wie kann das ganze denn so schnell gehen? Einerseits freut sie sich, dass er da ist. Anderseits hat sie sich nicht darauf eingestellt, dass er heute morgen um vier schon anfängt. Stecken Holly und er unter einer Decke? Sie weiß doch eigentlich noch nichts von ihrem Glück. Als sie fertig angezogen ist, kommt sie runter in den Laden und alles läuft. Die beiden brauchen sie eigentlich gar nicht. Sie stemmen alles ganz alleine.

"Alles okay bei euch?" , fragt sie die beiden und beide grinsen über beide Ohren. Heute hält sich der Ansturm des Cafés in Grenzen. Da kann sie sich auch um andere Dinge kümmern. Um zehn kommt noch einmal ein ganzer Trubel an Leuten. Bis dahin wird sie wieder da sein.

"Ist es okay, wenn ich die restlichen Buchpakete von der Post abholen gehe oder braucht ihr mich?" , fragt sie.

"Wir kommen klar" , ruft Dasher und verkauft fleißig die Zimtschnecken, von denen sie heute wieder jede Menge gebacken haben. Zur Vorsicht hat er Handschuhe an, auch wenn er eigentlich nicht auf den bloßen Kontakt mit dem Zeug reagiert, sondern nur, wenn er das Gewürz isst. Vorsichtig genug kann man aber dennoch nicht sein. Das jemand mit einer Zimtallergie in einem Laden arbeitet, der Zimtschneckenküsse heißt ist irgendwie auch die Ironie des Schicksals. Ein schlechter Witz könnte man meinen, denn wenn er Zimtschneckenküsse bekommt, fällt er bestimmt tot um.

ZimtschneckenküsseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt