Searching

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Der Morgenhimmel war von diesem wunderschönen, undefinierbaren Orange so erfüllt, dass meine Augen nie wieder etwas anderes sehen wollten. Doch als die Sonne schließlich im Osten langsam über dem noch schlafenden Dorf empor stieg und der Horizont aussah als würde er brennen, wurde mir bewusst, dass ich wieder fahren musste. So schön es hier war, ich gehörte nicht in diese perfekte, glückliche Welt und wollte den Menschen hier nicht zur Last fallen.
Ich schrieb den Hotelbesitzern einen Brief, um mich bei ihnen zu bedanken und fuhr schließlich gegen sechs Uhr in der Früh los.

Die Sommersonne erhellte die ganze Welt, sodass die Landschaft um mich herum aussah, als wäre sie in Gold getaucht worden. Ich fuhr wieder auf die Autobahn auf und beschloss erst einmal zu einer Tankstelle zu fahren.
Bei meinem Halt an eben dieser bemerkte ich ein Schild, das den Weg zum Meer markierte. Da ich noch nicht weiterfahren wollte, beschloss ich den Weg entlang zum Wasser zu spazieren und parkte mein Auto am Parkplatz gleich neben den Zapfsäulen. Ich ging etwa zehn Minuten und kam schließlich an einen wunderschönen langen Strand mit weißem, warmem Sand. Das Meer war klar und türkisgrün. Die Zeit hätte stehen bleiben können und ich hätte es nicht bemerkt, so fasziniert war ich von der Unberührtheit dieses Ortes. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen und außer dem Rauschen der See und dem Kreischen der Seevögel war kein Geräusch zu hören. Ich zog meine Schuhe aus und stellte mich in die Brandung, der auf den weichen Sand treffenden Wellen. Tief in mir drinnen war ich fast froh darüber nicht so zu sein wie alle anderen da draußen, doch wenn der Sinn des Lebens wirklich das Erreichen des persönlichen Glücks war, dann würde ich mit großer Wahrscheinlichkeit den Sinn unserer Existenz, sofern er das überhaupt ist, nicht erreichen. Zumindest war es das was ich dachte.
Ich stand eine Weile einfach so da und beobachtete alles. Mit Alles meine ich natürlich nicht alles, doch sah ich den winzigen Blick auf unsere Welt und den noch viel winzigeren Blick auf unser Universum als ein Ganzes. Das Ganze ist ja im Prinzip nichts anderes als ein Teilelement des Alles und daher behaupte ich guten Gewissens sagen zu können an diesem Morgen außer den ungewöhnlich blauen, warmen Wellen, dem ungewöhnlich weißen, weichen Sand und all den äußerst ungewöhnlichen anderen Wundern unserer Erde noch ein bisschen mehr, vielleicht nicht gesehen, aber wahrgenommen zu haben. Denn mich durchströmte mein überaus bedeutungsloses Leben bis in die Tiefen dessen, was die Menschen ohne Wissen um dessen Bedeutung und ich, in dem Fall aufgrund Ermangelung eines anderen Ausdruckes, Seele nennen. Manch einer mag sagen, dass es so etwas nicht gibt, doch bin ich der Ansicht, dass so jemand noch nicht sehr viel vom Leben gesehen haben kann, denn wer die Seele, oder zumindest das was ich als Seele sehe, verleumdet ist auf dem besten Wege die Liebe und all das Gute dieser Welt abzulehnen und zu vergessen. Ich erwarte nicht, dass man den Worten irgendwelcher religiöser Fanatiker oder ähnlichen glauben schenken muss oder besser gesagt glauben schenken sollte, doch bin ich der Meinung, dass jeder, der das Alles, sofern er es wirklich verstanden hat, nicht verleumdet, bis zu einem gewissen Grad auch dem Mehr eine Existenzberechtigung zustehen sollte.

Nun stand ich also dort und das Alles durchströmte meinen Körper, der einfach nur ein Körper war. Ich weiß nicht wie lange ich da stand, doch als ich beschloss wieder zurück zur Tankstelle zu gehen stand die Sonne beinahe schon im Zenit und meine Haut hatte einen unangenehmen Rotstich angenommen. Von dem ganzen herumstehen und über die Welt philosophieren war ich hungrig geworden und deshalb kaufte ich mir vor dem losfahren in dem kleinen, heruntergekommenen Laden gleich neben dem Parkplatz ein Sandwich.
Vielleicht hätte ich erkannt was auf mich zukommt.
Und vielleicht, aber auch nur vielleicht hätte ich mich umgedreht und wäre einfach wieder zurück zum Strand gegangen und wäre für immer dort stehen geblieben.

Aber ich stieg in mein Auto und fuhr weiter.
Ein Stückchen weiter in Richtung meines Schicksals.


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