Nothing is nowhere

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Fahren und leben, atmen und lachen, die Sonne auf der Haut spüren und mir über einige Sachen klar werden. Das war der Plan. Und was war aus diesem Plan geworden? Im Prinzip war er wie jeder Plan davor vollkommen wertlos. Das einzige was ich auf dieser Reise bis zu jenem Zeitpunkt dazugewonnen hatte war ein ausgeprägterer Sinn für Sarkasmus und einen ziemlich schmerzhaften Sonnenbrand. Also kann man sagen, dass ich im Großen und Ganzen mit meinem Abenteuer mehr als nur partiell unzufrieden war.

Als ich schließlich auf der Landstraße entlang fuhr und so laut Musik hörte, dass ich früher oder später davon Gehörschäden bekommen musste, dachte ich über die Zukunft nach. Hauptsächlich über die nähere Zukunft, zumal ich nicht genau wusste wo ich war und wann ich wieder auf Zivilisation treffen würde. So beschloss ich weiter ins Innere des Landes zu fahren und dort mein Glück zu versuchen.

Die Minuten, Stunden, Tage zogen vorbei und ich tat nichts als fahren, im Auto schlafen und an Tankstellen essen und auftanken. Ich kam an Städten ohne Namen, Dörfern ohne Menschen, Menschen ohne Seelen und vollkommen leeren Landschaften vorbei. Der Horizont , den ich sah,war niemals derselbe; die Luft, die ich atmete, schmeckte bei jedem Atemzug anders. Gedanken waren so flüchtig wie ein Blitz. Unterhaltungen beschränkten sich auf Ja und Nein. Ich wusste seit Tagen nicht mehr wo ich war oder welches Datum wir hatten, doch all das erschien mir so unglaublich belanglos. In den Nächten, in denen ich nicht schlafen konnte, was immer häufiger vorkam, lag ich auf der Motorhaube meines Autos und betrachtete die Sterne und den Mond am Himmel.

Das Leben hatte keine Bedeutung für mich. Meine Frage war dennoch überall um mich herum. Folgte mir Tag und Nacht und versuchte alles um mich wahnsinnig zu machen. Sie tauchte nachts auf der Straße auf oder stand auf der Stirn eines Verkäufers. Wirbelte in der Trommel der Waschmaschine im Waschsalon. Stand auf Straßenschildern und hämmerte mir in jeder Sekunde gegen den Kopf. Ich hasste und liebte sie. Ja, ich hasste und liebte eine Frage. Aber sie war nicht nur eine Frage. Sie war die Fragen aller Fragen und hatte mich, uns, alles zu dem gemacht was es jetzt ist. Den meisten Menschen ist das nicht einmal bewusst. Die meisten leben einfach nur ihr Leben und ignorieren alles, was sie nicht beantworten können oder folgen blind einem, der einfache Antworten zu geben vermag ohne sie auch nur ansatzweise erklären zu können.

Die Tage zogen dahin und ich begann immer mehr daran zu zweifeln, dass ich jemals ein Ziel oder eine Antwort finden würde. Ich fuhr, fuhr, fuhr und doch kam ich keinen Schritt voran. Ich brüllte meinen Frust in die dunklen Stunden der Nacht und doch kam es mir nicht mehr als ein schwacher Seufzer vor. Langsam begann ich mir einzugestehen: Ich wollte nach Hause. Oder zumindest mehr als nur eine Nacht an einem Ort verbringen.
Eines Nachts als das letzte Mal schlafen schon einige Tage zurücklag, war ich so rastlos wie schon lange nicht mehr. Ich legte mich auf die Wiese auf der mein Auto geparkt war. Um mich herum endlose weiten an Gras und irgendwo in weiter Ferne eine Rinderherde. Ich konzentrierte mich auf alles um mich herum. Die Grashalme, die meine Haut kitzelten, das Licht des nicht mehr ganz vollen Mondes, das trotzdem noch in den Augen wehtat, die milde Luft, die durch meine Haare strich, der Geruch von Gras und Kuh, der Klang der Tiere in der Finsternis und das sehnsuchtsvolle erwachen der Sterne.
Und ich fühlte mich frei. Freier als ich es jemals gewesen war. Ich konnte mir vorstellen nur ich zu sein, ein kleiner Niemand auf einem kleinen Planeten. Ich konnte mir vorstellen, dass alles sinnvoll war ohne einen Sinn zu haben und, dass ich irgendwann das finden würde wonach ich suchte. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber bald. Und die Antwort würde so wunderschön sein wie die Sterne.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 16, 2017 ⏰

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