Kapitel 1: Ein Tag im Leben eines unproduktiven Autors

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Kapitel 1: Ein Tag im Leben eines unproduktiven Autors

Seufzend schlug der junge Mann sein Notizbuch zusammen und streckte sich ausgiebig aus. Seine Glieder schmerzten schon vom vielen Sitzen. Eren saß bereits seit den frühen Morgenstunden in seinem Büro, hatte allerdings für seinen Geschmack nichts oder zu wenig erreicht. Er versuchte sich seit Monaten bereits an einem neuen Fantasy Roman, hatte aber momentan keine Ideen. Wie er diese Schreibblockaden hasste. Seit er nicht mehr so viel Reiste wollte seine produktive Ader einfach nicht mehr hervorkommen. Noch bis vor zwei Jahren war Eren sehr viel gereist und hatte auch den ein oder anderen Roman geschrieben. Er hatte sogar den Luxus und konnte als freiberuflicher Autor von zu Hause aus arbeiten. Er hatte den Luxus sich seine Arbeitszeit frei einzuteilen. Eigentlich ein Traumberuf, wäre da nur nicht die Blockade.

Er hatte mit dem Reisen aufgehört, nachdem er Reiner Braun kennengelernt hatte. Schnell hatte er gemerkt, dass er Gefühle für den drei Jahre Älteren Mann entwickelt hatte. Somit hatten er und Reiner bereits vor zwei Jahren, als Eren 22 Jahre alt war geheiratet. Eigentlich war diese Ehe ziemlich überstürzt gewesen. Sie waren gerade mal drei Monate zusammen gewesen, als Reiner ihm den Antrag gemacht hatte. Sie waren jung und wollten unbedingt heiraten - wie in einem dieser Liebefilme. Im Nachhinein betrachtet war es wirklich dumm so früh zu heiraten aber Eren bereute es nicht. Er liebte Reiner wirklich auch jetzt noch. Er kümmerte sich gut um ihn und half ihm auch finanziell. Da Eren momentan nicht wirklich viel Einkommen vorweisen konnte durch seine Blockade übernahm sein Mann fast alle Kosten. Klar, verdiente er durch den Verkauf seiner Bücher auch etwas, aber so viel wie zu Anfang war es nicht mehr. Sein letztes Buch hatte Eren kurz vor seiner Hochzeit veröffentlicht. Er sollte sich ranhalten, wenn er noch wollte, dass ihn jemand kannte.

Eren wurde aus seinen Gedanken geholt, als er die Haustür ins schloss fallen hörte. War es wirklich schon so spät? Schnellen Schrittes ging Eren aus seinem Büro und begrüßte seinen Mann mit einem Kuss. Das war ihr tägliches Ritual, da Eren meistens sowieso zu Hause war - zumindest unter der Woche. Am Wochenende ging er auch sehr gerne mal aus.

Eigentlich ging Eren jedes Wochenende gerne aus. Sehr zum Leidwesen seines Mannes aber er akzeptierte es und ging - wenn es seine Arbeitszeiten zuließen auch mal mit. "Wie war die Arbeit?", wollte Eren wissen, nachdem er den Kuss gelöst hatte. Reiner zog sich nachdem Eren ihn losgelassen hatte die Schuhe aus und lockerte seinen Schal. Es war bereits Herbst und somit auch schon etwas kälter draußen. "Nicht so schön. Ich habe heute einen Patienten verloren", Reiner wirkte wirklich sehr niedergeschlagen, was Eren auch verstehen konnte. Sein Mann war vom Beruf her Arzt und arbeitete im Krankenhaus auf der Onkologie Station. Es war völlig normal hin und wieder einen Patienten nicht vor dem Krebs retten zu können, das passierte sozusagen alle paar Wochen oder Monate. Es sollten dringend Medikamente entwickelt werden, die auch helfen. Jedoch wirkte Reiner heute besonders niedergeschlagen. Es musste jemand gewesen sein, der ihm wirklich viel bedeutet haben musste. "Sein Name war Marco Bott - ein 15 Jähriger Junge. Leukämie im Endstadium." Eren nahm seinen Mann tröstend in den Arm. Reiner tat ihm leid, der Junge tat ihm leid, welcher heute gestorben war. Wieso musste das immer wieder passieren? So jung und unschuldig. Sollten lieber mal die Leute Krebs bekommen, die es auch verdient hatten - aber nein! Es traf immer die falschen. Bevor Eren sich in seine Wut reinsteigern konnte zwang er sich jedoch wieder zur Ruhe. Er konnte nichts machen. Er war nur ein einfacher Autor, nichts weiter. Er selbst hätte niemals Arzt werden können, dafür war er viel zu Emotional.

Eren ärgerte sich darüber, obwohl er rein gar nichts machen konnte. Was sollte er auch tun? Ein Wundermittel erfinden? Nein, das war ihm nicht möglich. Alles was er im Moment tun konnte, war Reiner zu trösten und abzulenken. Er wollte ihn nicht so niedergeschlagen sehen. Es tat ihm unheimlich weh seinen Mann so leiden zu sehen. "Wie wäre es, ein Gläschen Wein und irgendeine Netflix Serie?" Eren zwang sich zu einem Lächeln. Er wollte Reiner schließlich aufmuntern. Es schien auch ein wenig zu helfen, den die Mundwinkel des Älteren zuckten für einen kurzen Augenblick nach oben. "Das klingt gut. Darf ich die Serie aussuchen?" Erens Lächeln wurde eine Spur breiter und auch dieses Mal ehrlich "Klar".

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