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Anastasia:
Ich saß an meinem Schreibtisch und spielte mit meiner Nagelhaut. Das tat ich immer wenn ich nervös bin und nicht rauchen kann. Eine genauso dumme Angewohnheit wie das Rauchen an sich. Ich sollte aufhören. Mit beiden.
Unbemerkt hatte ich stärker angefangen an der Seite meines Daumens zu spielen. Nebenbei sah ich die ganze zeit auf den Bildschirm meines Computers während vor mit der Ordner mit Bakers Entwürfen lag. Meine Brille rutschte mir langsam von meiner Nase und mit einem gekonnten zusammenspiel von Nase rümpfen und gleichzeitig mit den Ohren wackeln, rutschte sie zum Glück etwas hoch. Doch leider nicht genug. Seufzend schob ich sie doch mit dem Zeigefinger.
Zu weit.
Augenbrauen hoch und Brille gekonnt ein kleines Stück nach unten rutschen lassen.
Perfekt.

Schnell schrieb ich mir noch etwas auf und skizziert kurz etwas bevor es an der Tür klopfte.
"Herrein?" Ich war so in meine Aktuelle Arbeit vertieft, dass ich nicht aufsah, als die Tür aufging.
"Sie sind ja noch hier?" Bei der Stimme sah ich überrascht auf.
Mr Baker lehnte im Türrahmen. Die Hemdärmel hochgekrempelt, das Jackett in der Hand und die Arme vor der Brust verschränkt. Die Haare lagen noch genauso perfekt wie heute früh.
Irritiert sah ich auf die Uhr an meinem Handgelenk.
Halb 8.
Scheiße.
"Fuck", stieß ich aus.
Meine Gehirn setzte kurz aus, da ich mich gerade anziehen, meine Schreibtisch aufräumen und den Computer runterfahren wollte, während ich mir ein Taxi rief und am besten alles gleichzeitig. Deshalb stand ich kurz einfach nur da und hielt einen paar Zettel in beiden Händen und sah über meinen kompletten Schreibtisch.
Baker lachte leise.
"Kommen Sie, ich helfe Ihnen und fahr sie dann nach Hause." Während er auf mich zu kam und sein Jackett über einen der Stühle legte  sah ich in völlig verwirrt an.
Man mein Gehirn ist heute echt gar nicht zu gebrauchen.
"Ähm ich... äh.... ich..." Super, nicht mal mehr einen vernünftigen Satz bekomm ich raus.
Inzwischen stand er neben mir.
Er legte mir seine Hand auf den Unterarm und lächelte.
"Keine Sorge, ich mach das gerne."
Sofort war alles in mir ruhig.
Der ganze Sturm der wie eine raue See seit gestern in meinem Kopf tobte war plötzlich weg. Ich fühlte mich ruhig und entspannt.
Als hätte ich die ganze zeit versucht einen schweren Rucksack zu tragen und plötzlich kam jemand und nahm ihn mir einfach von den Schultern.
Ich sah ihn noch kurz irritiert von der seit an bevor ich mit ihm schweigend die Zettel zusammenräumte.
Er hielt aufeinmal inne und besah sich einen meiner schmierzettel mit ein paar Ideen.
"Ist das für morgen?" Er sah kurz zu mir, dann wieder auf den Zettel.
"Indirekt. Ich trag am Anfang gerne meine Ideen alle zusammen und entscheide im Verlauf was ich von welchen verwenden möchte.
Bei der ist es zum Beispiel die deko, während es bei der", ich zeigte einen zweiten Zettel, "die Platzierung des Laufstegs ist. Sehen Sie?" Ich holte einen dritten Zettel vor. In die Ecken hatte ich fein säuberlich Phase 1 und Phase 2 geschrieben. Er hatte es auch bemerkt denn er strich lächelnd mit den Daumen darüber.
"Es ist faszinierend wie organisiert Sie sind." Er reichte mir die Zettel, dass ich sie wegpacken konnte.
Am Schluss fuhr ich noch meinen Computer runter und er half mir in meinen Mantel.
Zusammen verließen wir das Büro und gingen zum Fahrstuhl.
"Warum bleiben Sie eigentlich immer so lange hier?" Fragen sah ich zu ihm hoch. Er schien überrascht.
"Ich hab tatsächlich kaum was anderes als die Arbeit. Ich wohne alleine. Keine Haustiere oder Kinder. Die Arbeit ist tatsächlich irgendwie mein Leben. Ein bisschen traurig oder?" Er lachte verlegen.
"Ist doch bei mir nichts anderes. Nur dass ich noch einen Hund hab." Aufmunternd lächelte ich ihn an.
In der Garage angekommen, waren nur noch 4 Autos da.
Einer davon war ein Dogde Hellcat in schwarz. Auf genau diesen ging Baker zu. Komisch, letztens hatte er noch ein Audi RS5.
"Wie viele Autos haben Sie?" Er sah nachdenklich nach oben.
"4?" Verlegen kratze er sich am Hinterkopf.
"Wozu?"
"Gib einem Mann nie zu viel Geld?" Ich fing an zu lachen.
"Ich hab ein paar Schwächen muss ich zugeben." Auch er lachte verlegen.
"Die hat doch jeder. Bei mir sind es kekse und Schuhe." Ich zuckte mit den Schultern.
Baker hielt mir die Autotür auf und ich stieg dankte ein. Nachdem er eingestiegen war, nannte ich ihm auf seine Frage meine Adresse und er fuhr los.
Leise lief im Hintergrund Musik. Wir sprachen kein Wort.
Dennoch war es kein unangenehmes Schweigen.
Es tat gut. 
Nach 10 min waren wir aber auch schon da. Doch ich stieg nicht direkt aus. Nervös spielte ich wieder mit der Haut an meinem Finger.
"Alles okay?" Besorgt sah er mich an.
"Was? Ähm ja. Ja alles gut...." Ich holte kurz tief Luft.
"Wollen Sie noch kurz mit rein kommen? Auf einen Tee?"
"Einen Tee?" Er war sichtlich überrascht.
"Oder Kaffee oder Wein oder ein Bier? Ich hab eine kleine Auswahl." Er lachte.
"Nein nein, Tee klingt gut. Gerne." Überrascht von seiner Zusage lächelte ich.
Dann stiegen wir aus und gingen gemeinsam zur Eingangstür.
"Haben Sie eigentlich keine Angst?" Verwundert sah ich zu Baker hoch, der sich immer wieder umsah. Jetzt verstand ich was er meint.
"Detective Kang hat eine Streifen abgestellt die hier undercover das Haus bewacht. Ich muss mir also keinen Kopf machen." Er nickte verstehend.
Im 2. Stock hielt ich kurz bei Lucy, einer meiner Nachbarn.
"Ich muss nur noch kurz Odin holen", erklärte ich, während ich bei ihr klingelte. Er nickte und sah sich ein bisschen um.
Lucy öffnete die Tür.
"Ahh Anna, hab mich schon gefragt wann du kommst, warte ich..."
"ANNA", unterbrochen 2 kleine Stimmen sie.
Caleb und Chatlyn schlängelten sich durch die Beine ihrer Mutter und sprangen mir in die Arme.
"Na ihr zwei Rabauken, verschafft ihr eurer Mama mal wieder graue Haare?" Ich stupste jedem der beiden auf die Nase und sie schütteltend lachend den Kopf.
Lucy verengte die Augen.
"Jaja ihr kleinen Teufel." Kam dan bloß. Lachend setzte ich die beiden ab.
"Sag mal könntest du nächste Woche vielleicht auf die 2 aufpassen? Ich hab da mal wieder 3 nachtschichten reingedrückt bekommen." Sie verdrehte die Augen und reichte mir Odins Leine mit dem dazugehörigen, schwanzwedelnden Odin.
"Na klar, sag bloß nochmal vorher bescheid, dann nehm ich sie wieder."
"Danke dir. Mit ihm waren wir bis vor einer halben Stunde noch im Park, also der sollte mehr als ausgelastet sein. Anders als die zwei Monster." Sie warf den Zwillingen einen scharfen Blick zu. Diese gingen unschuldig ins Wohnzimmer.
"Soll ich ihn dir morgen wieder abnehmen?" Lucy lehnte sich an den Türrahmen und ihre blonden Haare fielen ihr wieder ins Gesicht.
"Nein. Ich nehm ihn morgen mit ins Büro." Sie nickte verstehend.
"Dann noch viel Spaß mit den beiden. Gute Nacht, wir sehen uns."
"Ja bis dann, gute Nacht."
"BIS BALD ANNA", rief es aus dem Wohnzimmer.
"Bis bald ihr zwei." Lucy schloss winkend die Tür.
"Sie scheinen ja gut mit Kindern zu können." Er grinste mich an während ich mit Odin vor ging.
"Ich find sie toll. Vorallem die beiden. Die sind nicht so anstrengend wie meine Brüder." Jetzt lachten wir beide. Ich schloss die Wohnungstür auf und wir traten ein.
"Schuhe bitte ausziehen. Wenn sie wollen sind dort Hausschuhe." Ich deutete auf eine kleine Auswahl unterschiedlicher Hausschuhe. Während er seine Schuhe tauschte, zog ich meinen Mantel aus. Dabei fiel mein Blick auf seine gestreiften bunten Socken. Mein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen.
"Miss Thompsen ich hoffe sie haben kein problem mit meinen Socken, oder etwa doch?"
"Nein Mr. Baker, dazu habe ich doch gar kein Recht."
Wir fingen beide an zu lachen.
"Setzten Sie sich schonmal ins Wohnzimmer. Ich bin sofort da."
Er ging in die Richtung die ich ihm zeigte. Ich verschwand schnell in meinem Schlafzimmer um mich umzuziehen.

The Boss and The secretaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt