𝐘𝐎𝐔𝐑 𝐋𝐎𝐕𝐄 seems endless

04

22. September 2038, 8.20 Uhr

𝙄𝙘𝙝 blickte schweigend auf die große Uhr, die an der Wand hing. Der Zeiger bewegte sich quälend langsam.

Es ist fast 8:30 Uhr. Seit dem Mord an meinem Nachbarn war bereits über eine Woche vergangen.
Nachdem Connor an dem Abend bei mir war, tauchte er zu meiner Verwunderung am nächsten Tag plötzlich früh in meinem Cafè auf.
Zunächst dachte ich Hank hatte ihn wieder vorbei geschickt um nach mir zu sehen. Jedoch stellte sich heraus, dass er nur vorbei kam, um Hank einen Kaffee zu holen.

Ich wusste nicht genau ob ich enttäuscht oder glücklich sein soll. Trotzdem fragte er mich anschließend, rücksichtsvoll wie er war, ob es mir tatsächlich wieder besser ging, was zu einer kleinen Unterhaltung führte.

Und so wurde daraus eine regelrechte Routine. Er tauchte nun seit einer Woche jeden Tag pünktlich auf um Hanks Kaffee zu holen.
Genau aufs Stichwort hüpfte der Zeiger auf 8.30 Uhr und er kommt durch die Tür.

Ein Android, groß und dünn, mit einem sanft gerundeten Gesicht und wunderschönen braunen Augen. Ich sollte mich nicht zu ihm hingezogen fühlen - aber hier bin ich und spüre bereits, wie mein Herz rast, als er mit einem sanften, leeren Lächeln zum Tresen auf mich zu kommt.

Guten Morgen, Connor!

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, ein niedliches Lächeln ersetzte die ernste Miene, die der Android normalerweise an den Tag legte, wenn er allgemeine Aufgaben erledigte. Seine kleinen Grübchen waren mir bis jetzt noch nie aufgefallen.

Guten Morgen Sindy. Ich bin hier, um-

-Lieutenant Anderson seinen Morgenkaffee zu holen, ja, ich bin dir bereits weit voraus !

Ich lächelte ihn aufmunternd an und bereitete den Kaffee zu, wobei ich seinen intensiven Blick im Nacken spürte, was mir eine Gänsehaut bescherte. Insgeheim wusste ich ja, dass Hank Kaffee eigentlich hasste.
Er trank zwar bei mir immer welchen, tat das aber nur um eine Ausrede zu haben mich zu sehen.
Der Herr kann wohl einfach nicht zugeben, dass er mich vermisst.
Jetzt bleibt natürlich die Frage, ob Connor das nicht weiß und ahnungslos jeden Tag hier her kommt oder... Nein einen anderen Grund kann es logischer weiße nicht geben.

Ungewollt erinnerte ich mich an mein Praktikum auf der Polizeistation während meiner Schulzeit. Ich wollte Hank wirklich jeden Tag einen Kaffee andrehen aber er lehnte immer schlecht gelaunt ab.
Dann gab es dort aber auch noch Detective Reed. Wenn ich mal an einem Tag ihm zugeteilt war, war das einzige was ich tun durfte Kaffee holen.
Ich verdrehte meine Augen, als ich an den Vollidioten dachte.
In Gedanken versunken bemerkte ich nicht wie der Kaffee überlief. Panisch stoppte ich die Maschine und schaute anschließend entschuldigend zu Connor, bevor ich einen neuen Kaffee aufsetzte.

Übrigens habe ich die nächsten zwei Wochen geschlossen. Du musst wohl oder übel Hank's Kaffee woanders holen.

Kurze Stille.

Oh, natürlich.

                               ༶•┈┈୨♡୧┈┈•༶

Seufzend ließ ich mich auf einem Stuhl im Hinterzimmer meines Cafe's fallen. Ich legte meine Hände an meinen schmerzenden Nacken und stöhnte auf.

Ich lächelte bei dem Gedanken, dass ich die nächsten zwei Wochen mein Cafè geschlossen hielt, was folgendes bedeutete:

Faulenzen, Ausruhen und absolut nichts tun.

Ich beschloss heute früher zu schließen. Es würde sowieso niemand mehr kommen. Summend schloss ich die Eingangstür ab und drehte das Schild auf 'Geschlossen' um.
Die untergehende Sonne tauchte die Stadt in einen beruhigenden Goldton. Die roten, braunen und gelben Blätter, die die Bäume auf Grund der derzeitigen Jahreszeit fallen ließen, trugen zu einem wunderschönen, ästhetischen Anblick bei. Ich liebte den Herbst einfach.

Als ich gerade an einer kleinen Gasse vorbei lief, hörte ich ein leises aber dennoch auffälliges Geräusch. Ist die Mülltonne da gerade umgefallen?
Ich könnte mir selbst eine Klatschen, dafür, dass ich so verdammt neugierig bin. Mit zusammengepressten Lippen versuchte ich es zu ignorieren und einfach weiter zu gehen, aber wie bereits erwähnt:

Meine verdammte Neugier.

Also bog ich in die stinkende Gasse ein und kniff meine Augen zusammen, um besser sehen zu können. Ich erkannte ein kleines blaues Licht? Hä?

Ich tätigte einen weiteren Schritt und die zweite Mülltonne, die hinter der umgefallenen stand, bewegte sich kurz. Da versteckt sich eindeutig etwas.
Ich war kurz davor ein lautstarkes 'Hallo' von mir zu geben, bevor ich mich erinnerte, dass dies nur dämliche Leute in Horrorfilmen tun. Erwarten die etwa, dass der Mörder oder das Monster rauskommen und sagen: "Uh heyy, ja hier bin ich!" ?

Selbstverständlich nicht.

Ich musste kurz schmunzeln, ehe ich mir kurz an die Wange fasste und eine ernste Miene aufsetzte. Verdammt, sogar jetzt kann ich nicht fokussiert bleiben-

Plötzlich bewegte sich hinter der Tonne ein großer, schwarzer Schatten hervor. Es mir nicht einmal möglich irgendwie zu reagieren, da wurde ich schon zu Boden gerissen und kam grob auf dem Boden auf. Für einen kurzen Moment blieb mir die Luft weg und ich verspürte nur noch ein Dröhnen in meinem Kopf.
Ich blinzelte mehrmals, bis meine Augen sich halbwegs an die schwachbeleuchtete Umgebung gewöhnt hatten und konnte den Schatten, der über mir thronte, besser erkennen.
Nanu? Ich blickte geradewegs in zwei blaue Augen. Eine blonde Strähne hing in seinem Gesicht und sein kleines LED-Licht flackerte rot.  

Simon!  Ich bin's. Sindy.

Der Android schüttelte leicht seinen Kopf und sein Griff an meinen Oberarmen wurde noch etwas fester.

Das ist egal. Du bist jetzt auch hinter mir her. Du willst mich bestimmt umbringen. Ich will nicht sterben!

Er redete so schnell und durcheinander, dass ich ich anstrengen musste alles zu verstehen.
Wieso denkt der, dass ich hinter ihm her bin? 

Was? Warum sollte ich dich umbringen wollen? Ich hab mir Sorgen gemacht, nachdem was passiert ist. Willst du mir erzählen was passiert ist?

I-ich wollte ihn nicht töten. Wirklich nicht! Es ging so schnell... und - jetzt sind die Polizisten hinter mir her.

Ich weiß... keine Sorge ich werde dich nicht ausliefern.

Sein Griff lockerte sich allmählich und schließlich ließ er mich ganz los.
Simon legte seine Arme um seinen Körper und seufzte. Ich konnte etwas von seinem blauen Blut an seiner Wange erkennen. Meine Gedanken spielten verrückt.

Soll ich jetzt einfach gehen?
Soll ich ihn mit zu mir nehmen oder werd ich dann auch verhaftet?
Soll ich ihn der Polizei ausliefern?
Was passiert wenn Hank und Connor davon erfahren?

Verdammt...Was soll ich jetzt machen?

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