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Missmutig ließ sich Annalena auf das große Sofa fallen und schlug sich die Hände vors Gesicht. Gerade hatte sie Lotta ins Bett gebracht und wieder hatte sie gefragt, ob sie diesen Sommer in den Urlaub fahren würden. Annalena hatte versucht, ihre Tochter so gut es ging zu vertrösten, aber sie wusste, dass es wahrscheinlich nicht möglich sein würde.

Es war nicht so, dass es ihnen schlecht ging - Lotta und sie kamen ganz gut über die Runden, aber so ein Urlaub sprengte dann doch Annalenas finanziellen Rahmen. Sie wollte ihrer Tochter nicht das Herz brechen, waren ihre Sommer doch meistens davon geprägt, ihn bei ihrer Familie zu verbringen. Aber sie wollte Lotta auch gerne mal andere Orte zeigen oder sie mit ihr zusammen entdecken. Annalena wusste auch noch nicht, wie sie die zwei Wochen Schließzeit mit ihr verbringen sollte, ohne dass sie sich langweilten.

Das Vibrieren ihres Telefons riss Annalena aus ihrer Gedankenspirale und ein kleines Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, als sie sah, wer an diesem Abend noch anrief.

"Hallo mein Spatz, wie geht es euch?", ertönte die Stimme des älteren Mannes zu Annalena durch und sie merkte, wie sie sich direkt beruhigte.

"Hallo Papa. Uns geht's soweit gut, Lotta habe ich gerade ins Bett gebracht.", erwiderte sie und kaute sich verlegen auf der Lippe herum. Ihr Vater würde wahrscheinlich jeden Moment bemerken, dass sie sich wieder über irgendetwas den Kopf zerbrochen hatte.

"Ich höre doch genau raus, dass du wieder grübelst. Was ist denn los?", hakte Ulli besorgt nach und Annalena musste ein wenig schmunzeln. Ihr Vater kannte sie einfach zu gut.

"Ach Papa, Lotta hat wieder gefragt, ob wir in den Urlaub fahren. Ich möchte ihr so ungern das Herz brechen, aber das ist dieses Jahr einfach nicht drin. Ich weiß auch nicht, was ich sonst machen soll oder wo ich noch einsparen kann.", antwortete sie ehrlich, denn Ulli konnte es gar nicht leiden, wenn sie um den heißen Brei herum redete.

"Anna, das hast du letztes Jahr auch schon gesagt und ich kann dich ja verstehen. Aber ihr müsst auch mal aus euren vier Wänden raus und was anderes sehen. Es muss ja nicht so lange sein - nicht mal ein paar Tage?",  fragte der Ältere und Annalena wusste ja, dass er recht hatte. Aber das war leichter gesagt als getan.

"Ich weiß, ich weiß. Und ich würde wirklich gerne mit Lotti ein paar Tage einfach mal raus. Aber ich weiß nicht, wo ich das Geld dafür hernehmen soll - ein Urlaub ist einfach so teuer.", stöhnte sie verzweifelt aus und konnte am anderen Ende der Leitung ihren Vater lachen hören.

"Ach Anna-Maus, du musst das doch nicht allein stemmen. Auch dafür ist ein Opa da, der mal unter die Arme greift.", erwiderte Ulli und Annalena wurde direkt verlegen.

"Nein, Papa, das musst du nicht machen. Du sollst doch dein Geld für dich nehmen und ich lass mir was einfallen.", unterbrach sie ihren Vater. Auf keinen Fall wollte sie Almosen von ihm.

"Hey, lieber gebe ich dir das Geld und du verbringst schöne Tage mit Lotta als wenn ich wieder irgendeinen Mist kaufe oder es auf der Bank rumliegt. Lass mich dir doch eine Freude machen.", sprach Ulli weiter, denn er wusste, wie stur seine Tochter sein konnte. Das hatte sie mit Sicherheit von ihm, auch wenn er das nie zugeben würde.

"Ich weiß nicht, Papa. Lass mich noch eine Nacht darüber schlafen und ich gucke morgen mal, ob ich überhaupt noch was finden würde.", gab Annalena etwas nach, auch wenn sie noch nicht hundertprozentig überzeugt war.

Ulli aber gab sich damit zufrieden und hakte nicht weiter nach. Sie unterhielten sich noch eine Weile und Annalena war froh, so einen Vater zu haben.

Schon immer waren die beiden ein eingeschweißtes Team, zwischen das kein Blatt passte. Keine Frau, die Ulli in all den Jahren kennengelernt hatte, konnte einen Keil zwischen sie treiben und so war er die meiste Zeit mit ihr allein geblieben. 

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