Kapitel 3 Jess

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Ich lasse meine Tasche im Eingang fallen und laufe den langen Gang entlang bis ich einem riesiges Wohnzimmer gelange. An allen Außenwänden befindet sich Glas und man kann einen großen Teil der Stadt erblicken. Als ich mich so im Raum umsehe bemerke ich
wie klein meine Wohnung im Gegensatz zu dieser eigentlich ist. Das Wohnzimmer alleine ist so doppelt so groß wie mein gesamtes Apartment. Voller Neugier stolziere ich durch alle Räume und komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Im Bad befindet sich eine freistehende Badewanne in der ich wie ich jetzt schon weiß sehr viel Zeit verbringen werde. Das Schlafzimmer beinhaltet ein beträchtliches King Size Bett mit beleuchteten Zierleisten. Alles ist schlicht in grau, schwarz und weiß gehalten. Vor lauter Stauen merke ich garnicht, dass John noch immer im Flur auf mich wartet. Mit einem Grinsen im Gesicht laufe ich wieder zu ihm zurück und umarme ihn, da ich mein Glück kaum fassen kann. Leider bin ich zu stürmisch und seine Kappe fällt bei der Umarmung zu Boden. Ich hebe sie auf, setze ihm sie wieder auf den Kopf und bedanke mich bei ihm für die nette Begleitung und den Fahrdienst. Er nickt kurz bevor er mir einen Schlüssel in die Hand drückt und anschließend die Wohnung verlässt. Voller Freude nehme ich den Koffer in die Hand und stolziere in den Ankleideraum. Sarah hat wirklich für alles vorgesorgt. Die Schränke sind bereits mit tollen Kleidern, Schuhen und Accessoires gefüllt. Ich suche mir noch einen Platz und sortiere meine mitgebrachten Sachen in den Schrank, bevor ich mich gemütlich auf die große Couch setze mit einen von meinen Lieblingsbüchern. Komplett versunken in meinem Buch vergesse ich die Zeit und die Abenddämmerung bricht an. Plötzlich grummelt mein Magen und ich merke, dass ich durch die vielen neuen Eindrücke vergessen habe etwas zu essen. Ich hebe meine Tasche im Flur auf und nehme mein Handy heraus. Plötzlich klingelt mein Telefon. Voller Schreck nehme ich den Anruf entgegen. Es ist Sarah die mich über die nächsten Schritte informiert. Heute und morgen habe ich alle Zeit der Welt um mich ein wenig in die Informationsblätter im Büro einzulesen die sie mir zusammengestellt hat. Der Ball zur Einführung in die Society soll am Samstag Abend stattfinden. Sie überlässt aber auch nichts den Zufall. Der Nachmittag und Abend ist akribische geplant und kein Raum für Fehler oder Spontanität. Einmalig frage ich mich, ob ich dem ganzen gewachsen bin. Ich bin nicht wie Melissa. Sie ist die Detektivin die sich in jeder Situation perfekt einbringen kann. Eine Meisterin ihres Werks. Meine Rolle ist da ein wenig unkomplizierter. Ich benötige lediglich einen PC oder Laptop auf den ich meine Arbeit leisten kann. Man soll sich nicht selber loben ich weiß, jedoch bin ich nicht schlecht in dem was ich tue. Aus diesem Grund setzt mich Melissa auch sehr gerne bei ihren Fällen ein. Diskretion ist das A und O und das beherrsche ich nur zu gut. Grübelnd setze ich auf den großen grauen Mahagoni Schreibtisch und blättere die Informationsblätter durch. Eines kann ich nicht bestreiten  Jason Jamerson sieht gut aus. Ach was rede ich da er ist ein Ebenbild der Götter. Wie soll jemand wie ich ihn beeindrucken. Ich nehme mein Telefon aus der Tasche und google seine Verflossenen. Alle steht's groß, schlank und blond. Ich weiß nicht wie sich Sarah das vorstellt. Ich bin klein kurvig und besitze Schwarze Haare also das Gegenteil von dem was er bevorzugt. Grübelnd stelle ich mich vor dem Spiegel. Meine üppige Oberweite und mein Hinterteil können sich jedoch sehen lassen. Wenn ich mir eine Sache an meinen Körper aussuchen könnte, die ich am meisten liebe würde ich meine Augen wählen. Dieses stechend blauen Augen könnten ihn eventuell um den Finger wickeln. Ich setze mich zurück an den Schreibtisch und blättere die restlichen Seiten des ersten Stapels durch bevor ich müde ins Bett falle. Die Nacht vergeht viel zu schnell und mein Telefon weckt mich um sechs Uhr aus meinem schönen Traum. Grummelnd nehme ich es vom Nachtisch und schrecke auf, als mir einfällt das ich in meinem Rausch etwas völlig vergessen habe. Mr. Richard und Joe. Shit. Ich springe aus dem Bett und ziehe mich eilig an bevor ich zur U-Bahn Station spaziere. Da ich nun wesentlich zentraler wohne erreiche ich meine Arbeitsstelle wesentlich früher als sonst. Nervös setze ich mich auf meinem Schreibtisch und bemerke, dass sich meine Sachen in einer braunen Umzugsbox befinden. Was für ein Arsch. Vier Jahre mit Mobbing für einen schlecht bezahlten Job sollen einfach so vorüber sein ? Ohne ein Wort von ihm? Kochend vor Wut bemerke ich wie sich ein weißer ungeöffneter Umschlag in der Box befindet. Ich reiße ihn auf und lese in fetter Schrift die Wort Kündigung. Der Grund? Nichterscheinen am Arbeitsplatz. Na warte du kannst dich auf etwas gefasst machen Herr Russel wenn sie das Büro betreten. Ich werfe den Brief in die Box und lege meine beiden Füße auf den Schreibtisch während ich auf den Arsch warte. Zwei lange Stunden vergehen bis schließlich ein pingen vom Lift ertönt und er mir mit seinem Maßangefertigten Anzug entgegenkommt. Er ignoriert mich und stolziert ohne ein Wort in sein Büro. Das bringt das Fass zum überlaufen und ich betrete wütend sein Büro. „Ahhh Jessica wie schön das sie es auch einmal ins Büro schaffen. Leider muss ich ihnen mitteilen, dass sich unsere Wege trennen da sie zu unprofessionel verhalten und sie diesen Job nicht ernst nehmen" Mit dieser Aussage bleibt mir der Speichel in der Kehle stecken und mir bleibt nicht mehr als ihn schelmisch anzugrinsen. Du wirst schon sehen, wer du ohne mich bist. Schließlich habe ich alle deine Termine koordiniert, alle Kunden besänftigt die du verärgert hast und alle Fehler korrigiert die du gemacht hast. Ich drehe mich auf den Absatz um und spaziere aus seinem Büro. Mit der Umzugsbox in der Hand begebe ich mich aus dem Gebäude und in Richtung der U-Bahn bis mich ein Hupen stopft. Es ist John der am Straßenrand auf mich wartet. Grinsend laufe ich zu ihm rüber und steige in den Waagen ein. Versteht mich nicht falsch ich habe nichts gegen die U-Bahn. Es gibt immer neue Leute die einen den Tag versüßen, jedoch nicht der sich dort befindende Geruch. In Johns Waagen richt es nach Lavendel und die Sitze sind mehr als bequem. Vor dem Gebäude angekommen bedanke ich mich bei John und fahre mit dem Lift wieder in meine Wohnung ich den restlichen Abend mit den letzten Akten von Sarah verbringe bevor ich vor Müdigkeit ins Bett falle.

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