Die Oase

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12.6.2080

City, Sektor 5 Block 9

Ich war jetzt seit etwa einem Monat dabei. Inzwischen hatte ich die anderen etwas kennengelernt. Wir hatten dafür gesorgt, dass ich keine Probleme mehr mit meinem früheren Auftraggeber bekam, und ich hatte meine Qualitäten als Fahrer gezeigt. Wir, dass hieß Phenex, Charlie, Echo, Mike und ich saßen in einem Transporter mit großem Tarnsportraum, an dessen Wänden man Sitze herunterklappen konnte. Ich hatte die Aufgabe uns und die Sachen, die wir aus der Innenstadt schmuggelten, rauszubringen.

 „Ich hoffe ihr habt euch angeschnallt!" ich schoss im letzten Moment um eine Kurve. Der Wagen schrammte fast an der Wand entlang. Zum Glück nur fast. Hinten kullerte irgendwas herum. „fahr mal bisschen vorsichtiger!" ich warf einen Blick nach hinten. Phenex war die Bombe, an der er grade gebastelt hatte aus der Hand gefallen. Das Ding rollte jetzt durch den Transportraum. „Augen nach vorne!" schrie Charlie mich an. „und bitte fahr wirklich ein bisschen vorsichtiger, wenn er hier wieder Bomben baut!" ächzte Echo. „bau keine Bomben wenn ich fahre!" schleuderte ich zurück und gab Gas. Es war kurz nach drei Uhr nachts, also war die Straße frei. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel. Gut, die Straße vor mir war frei. Hinter mir waren bestimmt fünf Fahrzeuge der Behörde, die uns hinterherjagten. Ich nahm eine scharfe links Kurve und spürte, wie die rechten Räder kurz die Bodenhaftung verloren. „mir wird schlecht!" beschwerte sich Mike. „was? Soll ich anhalten, damit du hier nicht alles vollkotzt? Ah, ne, dann kriegen die uns ja. Ich rette uns grade den Arsch, also heul nicht!" ob ich genervt war? Ja, ein bisschen. Aber meine Konzentration wurde grade auch anderswo gebraucht. „wenn du nicht die Nerven verloren hättest, wäre wir nicht in dieser Situation!" ja, Charlie war auch nicht so toll drauf. „woher soll ich denn Wissen, das die da Kontrollieren, hätte ich anhalten sollen, oder was?!" ich schoss über eine rote Ampel. Vor zehn Minuten waren wir zu einer Verkehrskontrolle angehalten worden. Ich hatte spontan entschieden, dass ich gut genug Fahren konnte, um nicht einen Wagen voller Schmuggelware erklären zu müssen. Charlie war offenbar anderer Meinung. „könnt ihr das später klären? Ich will nicht als Unfallopfer enden!" mischte sich Echo ein. „sag das dem Terroristen der dahinten Bomben baut!" entgegnete ich. Phenex ließ ein empörtes Geräusch hören. „ACHTUNG!" dank Charlies Warnung schaffte ich es grade so, dem entgegenkommenden Fahrzeug auszuweichen. Danach war es erst mal still. ich trommelte leicht mit den Fingern aufs Lenkrad. Ich war ein guter Fahrer, ja, aber sowas brachte mich dann doch noch etwas aus der Fassung.

20 Minuten später erreichten wir die Lagerhalle, in der wir mit dem Rest der Gruppe verabredet waren. Zehn Minuten zu spät. „Leute, ihr müsst euch an den Zeitplan halten, wenn ich mich nicht auf euch verlassen kann...!" Charlie unterbrach die Moralpredigt, mit der Mika uns an der Lagerhalle empfing, mit einem „sei froh, das wirs überhaupt hergeschafft haben!" und einem bösen Blick zu mir. „ICH HAB UNS GERETTET!" rief ich ihr hinterher, als sie reinging und uns das Ausladen der Wahre und das Erklären überließ.

„... Und dann mussten wir abhauen und ich hatte jede Kurve Angst, dass er die Karre zu Schrott fährt." Schloss Mike seine Erzählung und lud die letzte Kiste auf das dritte Motorrad. Wir hatten mehrere Käufer, also würden wir uns hier erst mal trennen. „Hättest du lieber der Polizei erklärt, warum wir einen Wagen voll Schmuggelware spazieren fahren?" erkundigte ich mich genervt. „Ja, Todesangst gibt's in beiden Fällen." Meinte Echo. „Aber wenn es mir in einer Kontrolle zu viel wird, kann ich jemanden den Schädel einschlagen..." „...und dann musst du auch abhauen. Es kommt aufs selbe raus!" unterbrach ich ihn. „Ja, reicht jetzt. Wir müssen weiter, die Käufer warten nicht gerne!" Charlie und Xia kamen aus der Halle. Ich schwang mich auf den Sitz eines der Motorräder. „Nein, du fährst den Wagen weg. Bring ihn zu Jake, der wird sich drum kümmern." „aber..." „kein Aber. Los jetzt!" ich sprang beleidigt wieder runter. „ich hoffe ihr seid schon unterwegs, ihr seid hinter dem Zeitplan!" klang A.J.s Stimme verzerrt aus dem Funkgerät. Jetzt musste sich der auch noch einmischen. „Ja, wir sind so gut wie unterwegs." Mika seufzte.

Ich stieg wieder in den Transporter. Locker eine halbe Stunde fahrt, mitten in die Pampa zu Jakes Werkstatt kurz vor der Stadt im Outback. Dafür musste ich auch noch durch die Slums, je früher ich da durch war, desto besser. Charlie, Mika und Echo fuhren mit den Motorrädern los, die anderen nahmen einen kleinen Wagen. Sie würden ins Headquarter fahren. Ich schlug die Tür zu.

30 Minuten später war ich aus der Stadt raus und tuckerte durch die leere, staubige Wüste vor der Stadt. In ein paar Minuten würde ich bei Jakes Werkstadt sein, ein letzter kleiner Punkt Zivilisation vor der scheinbar Endlosen Wüste. Ich war noch nie wirklich außerhalb der Stadt gewesen, und wusste auch nicht, ob und wenn ja was da noch kam. Warum sollte es mich auch interessieren, ich würde ja sowieso nicht von hier weggehen.

Am Horizont ging hinter den leichten Hügeln die Sonne auf. Es war schön hier draußen, aber leider auch gefährlich. Neben den Gefährlichen Tieren gab es auch gefährliche Clans, wenn man sich weiter von der Stadt entfernte. Auf der West Seite der Stadt, zwischen Stadt und Wasser war es anders. Riesige Felder, Farmen und die Solarfelder. Alles zur Versorgung der Stadt und außerdem der Hafen. Der Osten verwilderte. Ich stellte mein Radio leiser. Das große aber unheimlich schäbige Neonschild tauchte hinter der nächsten Kurve auf und strahlte Jakes Oase ins dämmrige Halbdunkel.

Ich fuhr auf den Staubigen Platz vor dem Hauptgebäude, in dem ein kleines Dinner, und ein Shop untergebracht waren. Die Tankstelle davor sah ranzig und verlassen aus und die Tore der Werkstatt waren geschlossen. Es war ja auch noch früh. Das Knallen der Autotür hallte durch die stille und meine Schritte knirschten auf dem Sandigen Platz. Ein leichter Wind wehte mir ins Gesicht. Die Luft war frisch, viel besser als die in der Stadt. Es Roch zwar nach Benzin und Öl, aber auch nach Freiheit. Die Tür quietschte, als ich eintrat. Jake hatte die Füße auf die Theke gelegt und schlief. Ich betätigte die kleine Klingel. Er schreckte hoch und riss die Füße vom Tisch. „Kein Stress, ich bin's nur." Ich grinste und schnappte mir eine Zeitung aus dem Metallständer. „Junge, hast du mich erschreckt!" er stand auf. „Alles wie immer?" ich nickte und überflog die Artikel in der Zeitung. „Alles wie immer." Ich steckte die Zeitung zurück, keine Ahnung warum ich sie genommen hatte, wo mich der Inhalt doch gar nicht interressierte. Vielleicht faszinierte es mich einfach das Jake noch Zeitungen aus echtem Papier hatte. Ich folgte Jake auf den Hof. „was habt ihr denn schon wieder angestellt?" er betrachtete den gesplitterten Rückspiegel, den ich an irgendeiner Wand zerlegt hatte. „Du stellst keine Fragen, ich stell keine fragen." erinnerte ich ihn. Er nickte spöttisch und schraubte das Nummernschild ab. „Ist schon Zeit für ne neue Lackierung?" ich schüttelte den Kopf. „Ist noch nicht nötig. Was machst du drauf?" er holte ein neues Nummernschild aus der Werkstadt und schraubte es dran. Ich gab die Zahlen, Nummern Kombination an A.J. durch. Er würde sich darum kümmern, dass der Wagen auf die neue Nummer registriert wurde. Jake kümmerte sich um den Rückspiegel. „War's das? Noch was zu essen, trinken, was aus dem Kiosk?" ich lächelte und schüttelte den Kopf. „Nur noch tanken. Danke." ich stieg ein und ließ den Wagen ein paar Meter weiter, an die Tanksäule rollen. „Na dann. Wir sehen uns sicher bald wieder." Jake winkte kurz und ging rein. Ich tankte den Wagen voll und hielt mein Handy an den Automaten. Automatisch wurde der Betrag für den Treibstoff und die Reparatur abgebucht. Ich ließ die Tür hinter mir zuschlagen und startete den Motor. Nachdem ich das Radio laut gedreht hatte, fuhr ich los, zurück nach Hause. 

Wie gefällts euch bis jetzt? Was haltet ihr von den Kapitelnamen, ich bin mir da immer nicht ganz sicher, ob es das ganze eher auf oder abwertet... 

Speed -Changes-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt