Hier also die Fortsetzung zu "Das letzte Echo", nach dem einige von euch gefragt haben.
Es kann hin und wieder etwas dauern, bis ich das nächste Kapitel hochladen kann, da ich dieses Mal nicht die gesamte Geschichte schon im Vorfeld geschrieben habe.
Dennoch viel Spaß! :)
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Schreie und der Geruch von verbranntem Holz weckten sie.
Als sie die Augen öffnete konnte sie kaum etwas erkennen. Die Luft war grau und stickig vom Rauch und sie hustete.
Sie tastete neben sich auf dem Bett und fand ihre kleine Schwester, die sie versuchte wach zu rütteln.
Immer noch hustend rief sie ihren Namen, erhielt aber keine Antwort. Sie lag reglos neben ihr und schließlich zog sie sie am Arm aus dem Bett, hinunter auf dem Boden.
Über ihr knackten Balken und Funken stoben in die Luft.
Das Mädchen kroch auf den Eingang zu, ihre Schwester hinter sich her ziehend. Das Atmen fiel ihr schwer in der viel zu warmen Luft und dunkle Flecken tanzten vor ihren Augen. Sie fühlte sich mit jedem Stück welches sie vorwärts kroch schwächer.
Die Schreie wurden immer lauter und sie hörte Gebäude einstürzen.
Sie durfte nicht aufgeben, immerhin trug sie die Verantwortung für ihre Schwester.
Kya kroch weiter voran und erreichte endlich die Tür.
Mit letzte Kraft zog sie Lia hinaus in die Nacht und vom Haus fort, welches lichterloh in Flammen stand. Genauso wie ein Großteil der Häuser um sie herum.
Selbst hier draußen war die Luft noch zu warm.
Überall brannten Feuer und die Menschen liefen panisch und verzweifelt nach ihren Liebsten rufend auf den Straßen. Sie schaute hinauf in den Himmel und sah kaum die Sterne.
"Lia", flüsterte sie heiser und versuchte sie erneut zu wecken. Sie sah blass aus, aber ihre kleine Schwester war immer etwas kränklich gewesen. Immer etwas blasser, als die anderen Kinder der kleinen Stadt. Doch Kya hatte sich immer gut um sie gekümmert.
Dann sah sie die rieisgen Schatten über den Himmel ziehen und ein lautes Brüllen erfüllte die Luft, welches ihr durch Mark und Bein ging. Voller Angst sah sie in die Dunkelheit und versuchte zu erkennen was es war. Riesige Schwingen. Ein Feuerstrahl schoss vom Himmel herunter, als würden die Flammen der Stadt noch nicht hoch genug lodern.
Erschreckt schrie sie auf und zog Lia näher zu sich. Sie wusste nicht wohin sie sollte. Es schien keine Sicherheit zu geben.
Dann hörte sie eine Frauenstimme in der Ferne sprechen. Sie musste sich anstrengen sie überhaupt über das Feuer und die Schreie hinweg verstehen zu können. Nach einigen Momenten realisierte sie allerdings, dass es irgendwie stiller geworden war.
Kya verstand nicht ganz was die Frau wollte. Es ging um Opfer an die Drachen. Jeden Monat sollten einige Menschen sterben, damit der Großteil weiter leben könnte.
Kya schluchzte auf. Sie wusste nicht was all dies bedeutete und warum sie die Stadt angegriffen hatten. Ihre Eltern hatten sie über das Wochenende alleine gelassen, wollten aber bereits morgen wieder kommen.
Wie sollten sie diese nun finden?
Sie war verantwortlich für Lia.
Mit einem Blick auf sie straffte sie sich. Sie musste Verwandte finden und ihre Eltern wissen lassen, dass sie noch lebten. Doch zuerst musste sie sich und Lia in Sicherheit bringen.
"Du musst aufwachen", versuchte sie es erneut und schüttelte sie. "Ich kann dich nicht tragen."
"Sie ist bereits fort", sagte eine sanfte Frauenstimme neben ihr.
Mit Tränen in den Augen sah sie zu der jungen Frau auf. Sie hatte Kristalle in ihr Haar geflochten, die das Licht des Feuers spiegelten.
Langsam schüttelte sie den Kopf. Sie musste doch auf ihre Schwester aufpassen, sie konnte gar nicht tot sein.
Ihr Kopf fühlte sich mit einem Mal sehr leicht an und ihr schien es, als würde die Welt völlig aus den Fugen geraten.
"Hab keine Angst", sagte die Fremde und mit einem Krächzen landete ein Rabe auf ihrer Schulter.
"Das ist Runik", fügte sie erklärend hinzu. "Komm, ich bringe dich nach Hause", bot sie ihr an und hielt ihr die Hand hin.
Kya erhob sich und ergriff die angebotene Hand. Etwas sagte ihr, dass sie der Frau vertrauen konnte.
"Kannst du mir helfen meine Eltern zu finden?", fragte sie hoffnungsvoll und bewunderte den Raben auf ihrer Schulter.
Dann blieb sie abrupt stehen. "Warte! Wir können Lia nicht dort liegen lassen!", rief sie und bevor die Fremde sie daran hindern konnte, schaute sie bereits zurück.
Auf dem Boden vor ihrem brennenden Haus lag Lia und über sie gebeugt ein zweiter Mädchenkörper, nicht älter als sieben.
Unfähig sich zu bewegen schaute sie auf die Stelle zurück. Ihr Verstand war zuerst nicht fähig diesen Anblick zu verarbeiten.
Hilfesuchend schaute sie zu der Frau. Der Rabe krächzte leise und schaute sie aus seinen dunklen Augen aufmerksam an.
"Es tut mir leid, das ist bestimmt alles sehr verwirrend für dich. Ich bin Shaya und wie heißt du?"
"Kya", antwortete sie langsam.
"Kya. Es ist bestimmt schwer für dich. Ich kann dir nicht sagen wo deine Eltern sind, da ich ihnen nicht begegnet bin. Aber ich weiß, dass deine Schwester schon gegangen ist und mit Sicherheit auf dich wartet. Deine Schwester heißt Lia?"
Kya war Shaya dankbar, dass sie nicht in der Vergangenheit von ihr sprach und nickte. Langsam ließ sie sich von ihr mitziehen. Sie war freundlich und verständnisvoll und würde sie bestimmt in Sicherheit bringen.
Aber was war mit ihr geschehen?
"Alles wird bald klarer", versprach ihr Shaya. "Lia möchte, dass du weißt, dass es nicht deine Schuld war. Du sollst bald zu ihr kommen und nicht länger hier verweilen."
"Ich bin tot", stellte Kya schließlich überraschend ruhig fest, als sich die Welt um sie herum auflöste und in einem merkwürdigen Nebel verschwand. Doch Shaya und Runik blieben an ihrer Seite.
"Es hat nicht weh getan", murmelte sie verwundert.
Shaya neben ihr lächelte. "Das hier ist der Übergang. Komm, ich begleite dich bis zum Tor. Du wirst Lia sehen."
Kya lächelte und ohne ihre Hand los zu lassen, folgte sie der Frau mit dem tiefschwarzen Raben, der sie aus dunklen intelligenten Augen ansah.
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Drachengeist
FantasyFortsetzung zu „Das letzte Echo". Die Drachen sind in die Welt zurückgekehrt, die einzigen Wesen, vor denen selbst das stärkste übernatürliche Wesen flüchtet. In dem entstandenen Chaos versuchen Jerud und Kelsu sich selbst treu zu bleiben, ihre Fre...