Die nächsten Tage schwebte ich zusammen mit Bredica im siebten Himmel, obwohl meine Erinnerung noch immer nicht zurückgekehrt war. Ich fragte mich, ob ich das überhaupt noch wollte. Ich fühlte mich so glücklich, frei und unbeschwert an diesem Ort und mit dieser Frau, sodass ich mir gar nicht vorstellen konnte, dass es jemals enden würde.
Es war morgens und wir lagen noch zusammen im Bett. Die Sonne spitzelte durch die zugezogenen Vorhänge. Es versprach ein schöner Tag zu werden, als ich plötzlich aus der Ferne fremde Stimmen vernahm, was Bredica in helle Aufregung versetzte. Schnell befreite sie sich aus dem Bett und zog sich in Windeseile an, dabei deutete sie mir, dass ich mich ebenfalls anziehen sollte. Nervös tat ich es ihr gleich und wusste nicht so recht, was jetzt passieren würde. Es dauerte auch nicht lange, da standen ganz selbstverständlich ein paar Leute in der Hütte. Ich vermutete, dass es sich um Bredicas Eltern, ihre Großmutter und ihre Geschwister handelte, die mich mit kritischem Blick begutachteten. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen oder machen sollte. Dafür sprudelten aus Bredica unentwegt Worte, von denen ich immer noch keine Silbe verstand. Sie fuchtelte ganz aufgeregt mit den Händen und mich hätte zu sehr interessiert, was sie ihrer Familie erzählte. Ich vermutete, dass es um mich ging. Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit und die Unbeschwertheit der letzten Tage war mit einem Mal verschwunden.
„Mein Name ist Mihail. Ich bin Bredicas Vater", stellte sich der Mann vor und ich war äußerst verwundert, dass ich ihn verstehen konnte, wenngleich er mit leichtem Akzent sprach. „Sie wissen, was passiert ist?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Wieso kann ich Sie verstehen?", wollte ich verwundert wissen. „Was mache ich hier? Wer bin ich?"
Für einen kurzen Augenblick herrschte absolute Stille zwischen uns. Dann begann Michail zu erzählen.
„Ich habe mal ein paar Jahre in ihrem Land gearbeitet", erklärte er mit Ruhe in der Stimme. „Bredica ist schon vor vier Wochen hier auf die Hütte gezogen. Wir mussten noch in der Stadt bleiben und konnten erst jetzt heraufkommen. Der Weg hinunter ist beschwerlich und sehr lange. Man geht ihn nicht leichtfertig, weswegen meine Tochter abgewartet hat, bis wir kommen. Sie hat sie gefunden. Ein ganzes Stück weit entfernt von hier. Sie waren bewusstlos."
Er machte eine Pause und suchte nach Worten.
„Sie sind der Kampfpilot, dessen Flugzeug vor einigen Tagen hier in den Bergen abgestürzt ist. Die Medien haben darüber berichtet. Alle dachten, Sie sind bei dem Absturz ums Leben gekommen."
In dem Moment, als er das sagte, kehrte ganz langsam meine verdrängte Erinnerung zurück. Meine Maschine war außer Kontrolle geraten, alle Instrumente spielten verrückt. Ich hatte Panik. Das Letzte, an das ich mich erinnern konnte, war, wie ich den Schleudersitz betätigt hatte.
„Danke", meinte ich apathisch zu dem Mann und musste mich auf einen Stuhl setzten, weil mir auf einmal völlig schwindelig wurde.
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Bredica
RomanceKomplett ohne Erinnerung erwacht ein junger Mann in der Einsamkeit der Berge. Die einzige Gesellschaft, die er hat, ist eine geheimnisvolle Frau, die auf den Namen Bredica hört und von der er kein einziges Wort versteht. Immer wieder fragt er sich...