~Kapitel 6~

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Einige Minuten verharrten sie in der Position, bis Kaan plötzlich von dem Kleineren abließ und seine Hosentaschen durchwühlte.
Er holte eine kleine tickende Uhr heraus und schaute sich mit großen Augen die Zeiger an.

Er griff nach Ruprechts Hand und sagte hektisch "Ich wusste nicht, dass es schon so spät ist. Wir müssen schnell zur Werkstatt zurück und den anderen mitteilen, dass sie die Arbeit beenden können."
Mit diesen Worten, zog er den jungen Wichtel mit sich und beide rannten zurück zur Werkstatt, wo die restlichen Wichtel verwirrt umherliefen.

Eine blauhaarige Wichtelin erblickte Kaan und ging zu ihm.
"Ein Glück bist du wieder da, bitte hilf uns. Die Briefmaschine ist kaputt gegangen und vertauscht manchmal die schwarzen Briefe mit den weißen Briefen! Im Normalfall sollten sie schon sortiert sein, aber jetzt sind sie alle durcheinander geraten. Das wird unsere Arbeit nur verdoppeln und dafür haben wir keine Zeit!"

Der neue Boss hob beruhigt seine Hand und beendete somit ihr hektisches Reden.
Er bat die Blauhaarige alle arbeitenden Wichtel bei dem großen Trichter zu versammeln und ging mit Ruprecht schon vor.

Als alle Wichtel versammelt waren, bemerkte der Kleinere, dass er und Kaan komisch angeschaut wurden, aber erklären konnte er sich das nicht. Nach ein paar Sekunden fiel ihm ein, dass beide immer noch Händchen hielten. Nervös blickte er zu Boden, denn ihm war es sichtlich unangenehm von ihnen angestarrt zu werden.

Kaan bemerkte es auch nach einer Weile und zog räuspernd seine Hand zu sich, was Ruprecht etwas verletzte.
Er schluckte es hinter, blieb ruhig und setzte ein neutrales Gesicht auf. Niemand sollte seine lächerlichen Gefühle sehen müssen. Er atmete tief durch und hörte seinem Boss aufmerksam zu.

"Zuerst möchte ich mich entschuldigen, dass ich nicht früher hier sein konnte, um euch zu helfen. Ruprecht und ich mussten uns um ein defektes Rohr kümmern, was übrigens noch repariert werden sollte.
Natürlich ist es ein Problem, dass unsere Briefmaschine nun auch kaputt ist, aber wir müssen Ruhe bewahren.
Stellt euch vor, wie chaotisch es wird, wenn alle Wichtel wild umher rennen und Panik verbreiten! Am Ende bekommen wir alle noch einen heftigen Schluckauf und das wollen wir nun wirklich nicht."

Kaan spürte ein unwohles Gefühl in sich aufkommen, aber schluckte es tapfer hinter und erzählte weiter.
"Ich denke, es ist das Beste wenn wir für heute aufhören und schlafen gehen! Bitte schaltet die Maschinen auf den Ruhestand und geht in eure Zimmer. Am Morgen werden wir uns um alle Probleme kümmern und bessere Arbeitsmethoden finden!"

Nach der Rede beruhigten sich die Wichtel und gingen gemeinsam zu ihren Schlafräumen.
Ruprecht bemerkte, dass sein Boss ihnen nicht folgte und blieb am Ausgang stehen. Natürlich wollte er sich nicht gegen eine Anweisung stellen, aber es fühlte sich falsch an seinen neu gewonnenen Freund, alleine in der Werkstatt stehen zu lassen.

Entschlossen ging er zurück zu Kaan und ignorierte die verwirrten Blicke der entgegenkommenden Wichtel.
Leise stellte er sich neben den Größeren und beobachtete ihn.

Ein verwirrtes Stirnrunzeln bildete sich auf seinem Gesicht ab und unberuhigt knetete er seine Hände zusammen.
"Kaan, ist alles gut bei dir? Du siehst aus, als ob dir schlecht wäre." stellte Ruprecht besorgt fest und musste nervös schlucken.
Er wollte nicht, dass seinem Freund unwohl war oder Zweifel an sich hatte.

Kaan schaute weiterhin zur Briefmaschine und sagte "Ich bin nicht mal einen Tag der neue Boss und schon haben wir eine kaputte Rohrleitung und eine defekte Briefmaschine. Es war eine schlechte Idee, mich als Ersatzoberhaupt anzubieten. Ich bin dafür einfach nicht geschaffen und vielleicht sollte Santa mir jegliche Verantwortung wegnehmen!"

Der kleine Wichtel glaubte sich verhört zu haben und seine Krankheit war diesmal nicht das Problem.
Er stellte sich fassungslos vor den Größeren.
"Wie kannst du nur so etwas über dich sagen? Ich könnte mir keinen besseren Ersatz für Santa vorstellen. Du bist der einzige Wichtel, der in Panikmomenten einen klaren Kopf bewahren kann!
Außerdem kannst du nichts dafür, dass die Briefmaschine kaputt ist.
Vielleicht klemmt nur etwas zwischen den Zahnrädern oder so.
Bitte gib dir nicht die Schuld an allem, nur weil du der Boss bist. Ich finde du machst deinen Job richtig gut und niemand sonst könnte es besser machen!"

Mit einem breiten Grinsen schaute er zu Kaan und hoffte ihn wieder motiviert zu haben.
Nach ein paar Sekunden wurde Ruprecht plötzlich in eine kraftvolle Umarmung gezogen, die er vor Schreck nicht einmal erwidern konnte.

Seinem Freund wiederum, schien es gar nicht aufgefallen zu sein, denn er drückte den kleineren nur fester an sich und meinte voller Freude
"Danke dir Ruprecht, das habe ich echt gebraucht! Solange man einen Freund wie dich hat, kann man nur optimistisch sein. Die Aufmunterung hat mir wieder Motivation gegeben.
Komm mit mir, wir schauen jetzt nach, was mit der Briefmaschine los ist.
Vielleicht können wir das Problem auch alleine lösen!"

Mit dem Satz zog er den Kleineren mit sich in Richtung Maschine. Dieser konnte den freudigen Ausbruch von Kaan noch nicht ganz realisieren, aber ihm war eins klar.
Egal wo Kaan hingehen würde, der Kleinere würde ihm auf Schritt folgen.

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Fortsetzung folgt...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 16 ⏰

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