15 - Gewitter

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-Erens Sicht-

Es regnete.

Ich wandte meinen Blick zu meiner Arbeitskollegin, Sasha Braus, die gerade dabei war, einem Gast den Kaffee zu bringen, den er vorhin bestellt hatte. Dann beugte ich mich über die Theke, stützte meinen Kopf mit meiner Handfläche ab und wandte meinen Blick wieder nach draußen.

Es war mitten am Tag, aber wenn keine Uhr im Café hängen würde, hätte ich geglaubt, es wäre spät Abends.

Der Himmel war grau, fast schwarz und das Gewitter so nahe. Mit einem Mal erschien ein grelles Licht, das die dunkle Straße erhellte. Nach einem Wimpernschlag war es draußen wieder stockdunkel, aber die Blitze schallten als Donner immer noch bis hierher. Ein lauter Knall ertönte, der sich tief in meine Knochen bohrte.

Wenn ich meine Augen schloss, hörte es sich so an, als würde draußen im Himmel Krieg herrschen.

,,Scheiße, zum Glück haben alle Gebäude hier einen Blitzableiter", sagte Sasha. Ich richtete mich auf, bevor sie mir wieder einen Schlag auf meinen Hinterkopf verpasste, weil ich wieder halb über der Theke hing anstatt gerade zu stehen.

,,Ich hoffe, das Gewitter hört bald auf, ich bin heute nicht mit dem Auto hier", fuhr sie fort. Heute Morgen war der Himmel klar gewesen und die Sonne hatte geschienen. Das Gewitter war so plötzlich gekommen. ,,Du wirst wenigstens von deinem Freund abgeholt, wenn sich das Wetter nicht bessert - meiner ist ein Arschloch, er würde nicht einmal daran denken, in sein Auto zu steigen und hierher zu fahren."

Ich hatte wirklich Glück mit Levi; er würde in einer halben Stunde mit seinem Auto vor dem Café stehen und mir die Tür aufhalten.

,,Warum hast du auch geglaubt, dass es eine gute Idee wäre, Niccolo zu daten? Weil er ein guter Koch ist?", hakte ich nach. Sasha fuhr mit ihren Händen durch ihr Gesicht. ,,Ich weiß es doch selbst nicht, Eren!"

Ich klopfte ihr auf die Schulter und ging zu dem älteren Herren, der gerne die Rechnung haben wolle. Er gab mir Trinkgeld für die nette Dame hinter der Theke und wünschte uns noch einen schönen Tag.

,,Steck das Geld einfach ein", meinte Sasha, als ich ihr das Trinkgeld geben wollte. Eigentlich war es uns nicht gestattet, Trinkgeld einzustecken, denn am Ende des Monats würde es gerecht unter uns aufgeteilt werden. Niemand von uns hielt sich an die Regel, die unsere Chefin aufgestellt hatte.

Warum sollte jemand, der für die gleiche Stundenanzahl weniger Arbeit als ich leistete, so großzügig entlohnt werden?

,,Ist das nicht das Auto von deinem Freund?" Ich runzelte meine Stirn und blickte nach draußen. Der Regen schlug so heftig gegen die Fenster des Cafés, dass es beinahe unmöglich war, irgendetwas zu erkennen. Aber Sasha hatte Recht; draußen stand das Auto von Levi. ,,Ich glaube, es steht schon eine ganze Weile da."

Sasha widmete sich wieder dem Gebäck zu, das sie nach hinten zum Kühlen brachte.

Ich warf einen Blick auf mein Handy - Keine neuen Nachrichten. Warum war Levi schon hier?

,,Wenn du möchtest, kannst du schon gehen. Den Rest kann ich auch alleine erledigen, heute war nichts los", bot Sasha mir an, als sie wieder zu mir kam. Ich steckte mein Handy wieder in meine Hosentasche. ,,Bist du dir sicher? Das Wetter wird nicht besser, wir können dich zu Hause absetzen."

Die Braunhaarige winkte ab. ,,Ich bekomme Niccolo noch irgendwie dazu, mich abzuholen", erwiderte sie, ,,und wenn er es nicht macht, macht es jemand anderes."

Ich ließ meinen Blick durch das Café schweifen. Alle Tische waren sauber, es gab kaum Geschirr, das gewaschen werden musste. Sasha würde nicht viel zu tun haben.

Ich holte meine Sachen aus unserem Aufenthaltsraum und verabschiedete mich von Sasha. Sie winkte mir noch zu, als ich das Café verließ.

Der Weg zum Auto war nicht weit, aber diese kurze Strecke und der heftige Regen reichten aus, dass ich völlig durchnässt im Auto saß. Ich lächelte und küsste meinen Freund. Er sah mich an.

,,Warum bist du schon hier?", hauchte ich gegen seine Lippen. ,,Es hätten Straßen gesperrt sein können oder Äste auf dem Weg liegen", erklärte mir mein Freund. Er hatte Recht, hier draußen tobte beinahe ein Unwetter.

Sein Blick lag auf meiner Kleidung, die ich immer auf der Arbeit trug. Wir hatten strenge Vorschriften.

,,Ist irgendwas?"

,,Nein."

Levi richtete seinen Blick nach vorne und schwieg die ganze Fahrt über. Es lagen weder Äste auf der Straße noch war der Weg nach Hause gesperrt. Alles war frei.

Ich berührte Levis Bein, küsste seinen Mundwinkel und suchte seine Nähe. ,,Hat Herr Smith dich wieder angefasst?" Levi schüttelte den Kopf. Manchmal berührte er Levi an der Schulter - Er mochte es nicht, von anderen berührt zu werden. Er mochte es nicht, mit anderen zu reden und viel weniger konnte er den Kontakt zu anderen leiden.

Ich lehnte mich zurück in den Sitz, holte mein Handy hervor und sah, dass Armin mir geschrieben hatte.

,,Armin?"

,,Dieses Mal nicht", log ich. Es wäre keine gute Idee Levi jedes Mal zu sagen, dass Armin mir geschrieben hatte oder dass ich zu ihm nach Hause gehen würde. Ich baute ein paar Lügen ein, verschwieg ihm ein paar Dinge...

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Only Mine [Ereri/Riren]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt