Die Vorbereitungen hatten mich mehr als gestresst - dabei hatte ich nicht mal verstanden, wieso um dieses Shooting so ein Wirbel gemacht wurde. Doch ich wollte, dass es gut werden würde. Dass mir die Konzeption dieses Shootings anvertraut wurde, obwohl es so ein wichtiges Projekt zu sein schien, ließ mich ehrgeizig werden. Wie viele Nächte draufgegangen waren, um alles so perfekt zu planen, bis ich endlich zufrieden war.
Gemeinsam mit zwei meiner Kollegen und meinem Chef, der beinahe noch angespannter war als ich, befand ich mich früh am Morgen am Shooting-Ort, um die letzten Vorbereitungen vorzunehmen. Ich war erledigt, denn wir waren nicht nur gestern Abend spät in Monaco angekommen - nein, ich hatte zudem kaum ein Auge zugedrückt.
Warum? Weil mein Chef immer wieder ausdrücklich betont hatte, wie wichtig dieses Projekt für ihn und die Agentur sei.„Der Typ spinnt doch", flüsterte mein Kollege Maurice mir zu, während er zu unserem Chef schaute, der nervös, durch die Gegend lief. Maurice sah noch erledigter aus, als ich, was vermutlich auch daran lag, dass er die Projektleitung aufs Auge gedrückt bekommen hatte.
„Aber wieso ist ihm das ganze so wichtig?", erkundigte ich mich, in der Hoffnung, dass Maurice es mir vielleicht erklären konnte. „Nicht mal für den Kunden scheint das Projekt so wichtig zu sein." Ehrlich gesagt, war der Kunde völlig entspannt, was das anging - was absolut untypisch war. Meistens sorgten nämlich die Kunden dafür, dass es stressig wurde.
Maurice lachte, während er, bestimmt zum zehnten Mal, den Projektablauf überflog, um zu checken, dass er nichts vergessen hatte. „Wegen des Kerls, der Gesicht der Kampagne ist. Ich glaube, er ist ein Fan von ihm oder so."
Das erklärte einiges.Das Gesicht der Kampagne - auch Charles Leclerc genannt - war bereits zuvor Testimonial für die Marke APM Monaco. Dementsprechend war er bereits seitens des Kunden gesetzt gewesen, als wir den Auftrag bekommen hatten. Ich musste mich in den Vorbereitungen intensiv mit seiner Person auseinandersetzen. Dabei hatte ich gemerkt, was für einen Hype es, um seine Person gab: spätestens als eine meiner Freundinnen angefangen hatte zu schreien, als sie gehört hatte, dass ich ihn persönlich treffen würde. Daraufhin hatte ich mir bestimmt eine halbe Stunde lang anhören dürfen, wie toll er doch war.
„Du findest ihn wohl nicht so toll?" Maurice schaute mich fragend an, nachdem ich meine Stirn gerunzelt hatte.
„Ich dachte, alle Frauen auf dieser Welt finden ihn heiß."
Als Antwort auf seine Frage verdrehte ich nur meine Augen. Allein sich darüber Gedanken zu machen, war äußerst unprofessionell.Die Atmosphäre am Set wurde zunehmend hektischer, als die Zeit voranschritt. So ging ich mit der Stylistin zum wiederholten Male die Outfits mitsamt den entsprechenden Accessoires durch, die wir für die jeweiligen Locations vorgesehen hatten.
Es vergingen noch circa zehn Minuten, bevor die der Geschäftsführer von APM Monaco mit seiner Frau und der Hauptperson des heutigen Tages, Charles Leclerc, durch die Tür kam.
Mein Chef, der vorher noch ziemlich aufgeregt war, war plötzlich wie ausgewechselt und durchaus professionell. Im Gegensatz zu mir, denn nun war ich nervös.
Ich stand etwas abseits des Geschehens, beobachtete meinen Chef und Maurice dabei, wie sie sich zunächst bei Charles vorstellten, ehe sie sich mit dem Kunden unterhielten. Mein Blick ruhte auf dem Rennfahrer, dessen Blick just in diesem Moment meinen kreuzte.
Es waren nur einige Sekunden, in denen wir den Blickkontakt hielten, bevor ich merkte, wie mir das Blut in die Wangen schoss, und mich hektisch wegdrehte.Es vergingen noch einige Minuten, bevor diese ihre Runde durch das Set drehten, um den Plan kurz durchsprechen und mit sich der Location vertraut zu machen.
So kam es, dass sie irgendwann auch bei mir ankamen. Mein Chef stellte mich kurz vor, was ich jedoch nur gedämpft mitbekam, während ich wie automatisiert die Hände schüttelte - auch Charles'.
Auf seinen Lippen lag ein kleines, aber verschmitztes Lächeln - bei dem ich mir nicht sicher war, ob ich mir es lediglich eingebildet hatte.„Kannst du Charles vielleicht zur Stylistin begleiten?" Maurice schaute mich fragend an. Ich nickte bloß, bevor ich überhaupt realisierte, was er eigentlich gesagt hatte.
Meine Nervosität wollte ich mir nicht anmerken lassen, weshalb ich gar nicht erst versuchen wollte, ein Gespräch aufzubauen. Doch Charles hatte andere Pläne.
„Macht dir dein Job Spaß?" Seine Frage kam wie aus dem Nichts, weshalb sie mich etwas irritierte, und ihn dementsprechend verwirrt anschaute. Charles lächelte bloß sanft, während er mich anschaute und dabei versuchte nicht irgendwo gegen zulaufen.
„Schon, ja?" Es klang mehr nach einer Frage, anstatt nach einer Antwort.
Der Rennfahrer nickte bloß.Glücklicherweise kamen wir relativ schnell in der Umkleide an, in der besagte Stylistin bereits wartete.
Sie erklärte ihm daraufhin, welches Outfit er anziehen würde. Ich blieb dabei, um sicherzugehen, dass sie nichts durcheinander brachte und sich an den Plan hielt.„Könnte ich eben noch schnell was zu trinken haben?", wandte er sich an die Stylistin, die heftig nickte und eilig den Raum verließ, während Charles sich die Kleidungsstücke anschaute.
Dass wir nur noch zu zweit in diesem Raum standen, machte mich nur noch nervöser. Dabei war ich so in den Gedanken verloren, dass ich gar nicht bemerkte, wie ich ihn anstarrte.
Das blieb bei dem Monegassen natürlich nicht unbemerkt, weshalb sich ein amüsiertes Grinsen auf die Lippen schlich.
„Willst du mir beim Umziehen zuschauen?", fragte er neckend, woraufhin ich aus meiner Starre erwachte.
„Was?" Ich merkte, wie mir das Blut in die Wangen schoss, während meine Augen groß wurden. „Um Gottes willen, nein. Ich-, ich- ", stammelte ich vor mich hin. „Sorry, ich lasse dich in Ruhe umziehen."Mit hochrotem Kopf verließ ich den Raum, als mir auch bereits die Stylistin mit einer Flasche Wasser entgegenkam.
Diese schaute mich nur irritiert an, als ich erstmal tief durchatmete.
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MIDNIGHT THOUGHTS - short stories
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