Chapter 2

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*Aurelia*

Ich konnte es nicht fassen. Als unser Personalchef William mir vor Kurzem mitgeteilt hatte, ich würde demnächst einen Partner zur Seite gestellt bekommen, hatte ich es als misslungenen Scherz abgetan. Was hatte sich die Leitung dabei gedacht, ausgerechnet mir einen Neuling ans Bein zu binden? Ich arbeitete schon immer alleine und das äußerst erfolgreich. 

Ein Partner würde mich nur an meinem eigentlichen Ziel hindern. Wie ein Blitz durchzuckte ein Gedanke mein Gehirn. Was, wenn es genau darum ging? Mir meine Freiheit auf der Arbeit einzuschränken? Hatte ich irgendwo unbeabsichtigt durchblicken lassen, dass mir nicht unbedingt das Wohl der Geheimdienstes am Herzen lag? Ich arbeitete in einer Abteilung voller Agenten, verdammt. Was hatte mich verraten?

Während diese Fragen mein Gehirn überfluteten, schaltete mein Körper in den Autopilot und ich setzte ein reserviertes, wenn auch kühles Lächeln auf. 

„Schön Sie kennenzulernen. Wir sprechen uns hier gegenseitig mit Nachnamen an, Sie können mich Grindelwald nennen." Er bestand den Test. Als er meinen Nachnamen hörte, hatte ich eigentlich eine Reaktion erwartet und sei sie noch so unauffällig; sein Gesicht jedoch blieb gelassen, beinahe zu ruhig. Es löste ein mulmiges Gefühl in mir aus, so, wie er mich betrachtete und beinahe zu belächeln schien. 

Doch ich war nicht umsonst die Elite der Agenten. Also schloss ich meine aufgewühlten Gedanken sicher in meinem Kopf ein, stellte mir vor, wie sie sich sturzflutartig in einem Becken sammelten und sich dort schließlich die Wogen glätteten. 

Als er nicht antwortete, wendete ich mich wieder meiner Arbeit zu. In so gut wie jeder anderen Situation wäre es extrem unklug gewesen, ihm dem Rücken zuzudrehen, doch das hier war mein Revier und ich würde es merken, falls er sich bewegte. 

Und ich täuschte mich nicht. Kaum schien ich wieder auf die Arbeit fokussiert, spürte ich, wie seine Legilimentik einem Faustschlag gleich auf mich zu raste. Merlin, die Magie dieses Mannes war ja schrecklich grobmotorisch. Ohne Mühe wehrte ich sie ab und ließ sie in doppelter Stärke zurückschnalzen. Erschrocken keuchte er auf und ich ließ ein missbilligendes Zischen hören.

„Nur damit wir das geklärt haben: Sie werden hier keine Magie gegen mich einsetzen, verstanden? Die Magie hätte eines der Instrumente treffen können und die sind empfindlich!"

„Irgendwie süß, dass du mich im gleichen Satz bedrohst, aber immer noch siezt. Wir sind Kollegen, keine Geschäftspartner. Du darfst mich Riddle nennen."

Ich ignorierte seine Unverschämtheit. Sein Name hatte eine meiner wertvollen Erinnerungsperlen zum Beben gebracht. Kaum merkbar, doch es reichte, um mich in Alarmbereitschaft zu versetzen.

Langsam drehte ich mich um und nahm ihn genauer ins Visier. Dabei stockte ich. Die Locken und die Gesichtsform kamen mir merkwürdig vertraut vor, die Perle in meinem Kopf begann zu zittern und als ich die Schramme auf seiner Nase bemerkte, spürte ich, wie ein langer Riss meine Erinnerungskapsel teilte. 

Doch dann hob er den Kopf und als seine dunklen Augen auf meine trafen, explodierte die Perle und flutete meinen Verstand mit Erinnerungsfetzen. 

Riddle. Natürlich, das hier war Mattheo Riddle. Derselbe Mattheo Riddle, der seinerzeit der absolute Star von Hogwarts gewesen war. Bei diesem Gedanken schmeckte ich Verbitterung, wie immer, wenn die Zauberschule zur Sprache kam. 

Und auch der Typ aus dem Club gestern Abend. Warum hatte ich ihn nicht gleich erkannt? 

Doch änderte all das nichts an der Tatsache, dass ein verdammter Riddle in meinem Büro in der Hauptzentrale des Geheimdienstes stand. 

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