Tatsächlich stehe ich ziemlich genau eine halbe Stunde später vor dem Tor zum Unigelände.
Da Sven mit seinen Freunden oft nach Lesungen in der Bibliothek abhängt, folge ich dem Weg direkt zu der etwas kleineren Tür rechts am Gebäude.
Von meiner eigenen, etwas verkürzten Studiumszeit, kenne ich das Gelände selbst ganz gut. Daher hatte ich auch noch nie Probleme damit Sven hier aufzuspüren.
Vorfreude macht sich in mir breit, denn heut früh als ich gegangen bin hat Sven so fest geschlafen, dass ich mich nicht von ihm verabschieden konnte.
In meinem Kopf beginne ich schon mir vorzustellen, wie er mich im Bibliotheksgang erkennt und sich langsam ein Lächeln auf sein Gesicht schleicht.
'Noel'
Verdutzt drehe ich mich um. Direkt neben der Tür steht Sven. Schade, ich hätte meine Kopfversion auch toll gefunden.
'Sven' rutscht mir mit wahrscheinlich viel zu piepsiger Stimme raus.
Die Überraschung, dass er neben der Tür auf mich gewartet hat, scheint mir gerade jeglichen Gedanken aus dem Kopf gefegt zu haben.
Während ich noch völlig durcheinander überlege was überhaupt gerade passiert ist, kommt Sven schon auf mich zu und legt seine Hände um meine Hüften.
'Danke das du mich heute abholst' kriege ich noch zu hören, bevor seine Lippen auf meinen liegen und ich für einen Moment alles um mich vergesse.
Als er sich wieder von mir entfernt sind seine Wangen gerötet und ich habe den Verdacht, dass ich nicht weniger rot bin.
'Klar, kein Ding' entgegne ich während ich mich in der Bibliothek umsehe, doch ich kann niemanden außer uns beiden entdecken. 'Sind deine Freunde schon weg?' frage ich etwas verwundert.
'Ehrlich gesagt sind die direkt nach der Lesung gegangen...haben alle noch viel zu tun für die nächste Prüfung' verlegen kratzt er sich am Hinterkopf.
'Ich wollte nicht, dass du dir zu viel Stress machst es pünktlich herzuschaffen' Perplex sehe ich ihn an.
'Einerseits bin ich gerade ein wenig enttäuscht, dass du mir das nicht einfach vorher gesagt hast..' beginne ich, doch werde von Sven unterbrochen.
'Aber du freust dich viel zu doll, dass dein toller fester Freund sich Gedanken um dich macht...?' beendet er den Satz etwas fragend für mich.
Leicht kichernd gebe ich ihm einen sanften Schlag auf den Arm.
'Du bist blöd Sven' gebe ich leicht verlegen zurück.
'Ich liebe dich auch Noel' erwiedert er und nimmt meine Hand um mich nach draußen zu ziehen.
Vorm Tor bleibe ich noch einmal kurz stehen und sehe ihn ernst an.
'Nein wirklich Sven. Du bist wundervoll! Ich weiß garnicht womit ich dich verdient habe''Also bitte, du bist doch auch nicht gerade der schlechteste Freund den man sich vorstellen kann!'
'Sven...' gebe ich etwas genervt zurück.
'Okay, okay ich sag ja nichts...ich nehme einfach schweigend das Kompliment entgegen'
irgendwie sagt er das auf eine ziemlich schwülstige Art, wodurch ich nun doch wieder anfangen muss zu lachen.'Lass uns nach Hause gehen es wird langsam kalt' bemerke ich nach einer Weile und langsam beginnen wir unseren Heimweg.
Während wir gemütlich durch die Straßen nach Hause laufen, läuft eine Frau an uns vorbei. Sie scheint es eilig zu haben, aber das ist gar nicht der Punkt weshalb sie mir auffällt.
Als sie dicht an uns vorbeieilt, kann ich für einen kurzen Moment den Lavendelduft ihres Parfums riechen.
'Weißt du' beginne ich, da ich mich plötzlich wieder an den Mann im Café erinnere. 'Heut war jemand im Café der Lavendeltee zum mitnehmen wollte'
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Lavendeltee
RomanceNoel ist stolzer Besitzer eines gemütlichen Cafés in einer kleinen Nebenstraße der Innenstadt. Tagein, tagaus der bekannte Ablauf. Bestellungen, Kunden eine angenehme Routine. Bis sich eines Tages Oliver, ein gelernter Mechaniker, in sein Café veri...