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Jimin läuft durch die viel befahrenen Straßen, ohne auch nur einmal anzuhalten. Er rennt so lange, bis seine Lungen brennen und er aus der Puste ist. Seine Schritte werden langsamer und unsicherer, als ihm plötzlich ein kalter Windstoß ins Gesicht fährt. Fröstelnd und mit zitternden Händen bemerkt er erst jetzt, dass er seine Jacke zu Hause vergessen hat.

"Verdammter Mist!", flucht er leise vor sich hin, während er sich umblickt und hofft, niemanden zu sehen, der ihn kennt. Zurückgehen will er jedoch auf keinen Fall. Zu sehr schämt er sich wegen der Ereignisse von gestern Abend. Da hat er in einem Moment der Schwäche regelrecht um Sex gebettelt. Die Erinnerungen daran lassen ihn innerlich zusammenzucken, und er verflucht sich selbst für seine Bedürftigkeit.

Auch heute ist die Situation nicht besser. Während er durch die Straßen lief, hatte er ständig an jemanden gedacht, der bereits vergeben ist. Die verbotenen Gefühle und Fantasien haben ihn erregt und er bemerkt erst jetzt, dass er einen Steifen bekommen hat. Seine Wangen glühen vor Scham, und er zieht seine Jacke enger um sich, obwohl sie gar nicht da ist, als könnte das irgendwie seine Blöße und Peinlichkeit verbergen.

Sein Herz schlägt noch immer schnell, aber nun weniger vom Laufen, sondern mehr vor Aufregung und Scham. Die Kälte der Nacht kriecht ihm unter die Haut, und er fragt sich, wie er in eine solche Situation geraten konnte. Wie konnte er zulassen, dass seine Gefühle und Begierden ihn so sehr überwältigen? Seine Gedanken kreisen unaufhörlich um das, was er gestern getan hat und das, was er heute fühlt. Mit jedem Schritt, den er macht, scheint die Last dieser Gefühle schwerer zu werden.

Doch eines ist sicher: Er will nicht zurückgehen, weder im wörtlichen noch im übertragenen Sinne. Er kann sich nicht der Peinlichkeit stellen, weder jetzt noch später. Stattdessen setzt er seinen Weg fort, die Hände in die Taschen seiner Hose vergraben, in der Hoffnung, dass die Bewegung und die Zeit seine Gedanken irgendwie klären werden.

Wie konnte er es nicht bemerken? Mit einer Beule herumzulaufen ist nicht gerade angenehm. Die Anspannung in seiner Hose war unübersehbar, doch in der Hektik und seinen verworrenen Gedanken war ihm das Ausmaß seiner Erregung erst jetzt bewusst geworden. Zum Glück sitzt seine Hose locker und nicht so fest wie eine Jeans. Hoffentlich hat es keiner bemerkt, denkt er sich und wirft einen verstohlenen Blick um sich. Die Straße ist belebt, Autos rauschen vorbei und vereinzelte Passanten eilen über den Bürgersteig.

Irgendwie muss er diese Beule loswerden. Aber hier ist Hand anlegen keine Option. Nicht, wenn er nicht als perverser Spanner dargestellt werden möchte, dessen Aktion im schlimmsten Fall noch als Video im Internet landet. Nein, danke!

Stattdessen versucht er, an etwas Ekelhaftes oder Unappetitliches zu denken. Spinnen. Dicke, schwarze, haarige Spinnen mit acht Augen, die auf ihn zu krabbeln. Grünkohl und Erbsen - diese kleinen, runden Dinger, die aussehen wie vollgesogene Zecken, die an Menschen hängen... Bahhh!

Beim letzten Gedanken schüttelt sich Jimin vor Ekel. Doch diese widerlichen Vorstellungen haben tatsächlich geholfen. Er atmet tief durch und greift in seine Tasche nach seinem Handy, um seine Heimatsadresse einzugeben. Noch ein zwanzigminütiger Heimweg liegt vor ihm.

Während er läuft, schaut er auf sein Handy, um zu sehen, ob seine Freunde Felix oder Taemin ihm geschrieben oder versucht haben anzurufen. Die Mailbox ist leer. Vielleicht schlafen sie noch ihren Rausch aus....

Zu Hause angekommen, schließt Jimin die Tür seiner Wohnung auf und tritt in den dunklen Flur. Ein Seufzen entweicht ihm, als er die Stille bemerkt. Er lebt allein, was manchmal eine Erleichterung, aber oft auch eine Last ist. Seine Eltern arbeiten im Ausland und müssen ihren Wohnort ständig wechseln. Sie wollten Jimin diese ständigen Umzüge nicht zumuten und haben ihm deshalb eine Wohnung gekauft. Jeden Monat überweisen sie ihm ein großzügiges Taschengeld, das ihm ein komfortables Leben ermöglicht.

Früher, als er noch jünger war, hätte Jimin es lieber gehabt, wenn seine Eltern nicht im Ausland gearbeitet hätten. Er sehnte sich nach ihrer Nähe und ihrem Beistand, besonders in schwierigen Zeiten. Doch egal wie oft er seine Bedenken äußerte, sie konnten und wollten ihre Entscheidung nicht ändern. Jetzt, Jahre später, ist er kein Kind mehr und hat sich mit der Situation abgefunden. Die anfängliche Wut und Enttäuschung sind längst einer kalten Gleichgültigkeit gewichen. Die Bindung zu seinen Eltern hat er schlicht und einfach verloren. Die verlorene Zeit kann man nicht wieder aufholen, auch wenn seine Mutter es bei ihren seltenen Besuchen immer wieder versucht.

Mit müden Schritten geht er ins Badezimmer und klatscht sich kaltes Wasser ins Gesicht. Das prickelnde Gefühl auf der Haut belebt ihn ein wenig. Er sieht sich im Spiegel an, seine Augen wirken müde und ausdruckslos. Nachdem er sich etwas frisch gemacht hat, zieht er sich gemütliche Kleidung an und hält sich mit beiden Händen am Waschbecken fest.

Plötzlich tauchen vor seinem inneren Auge Bilder auf. Er sieht Taehyung und Jungkook, wie sie verschmitzt lächeln, sich sanft streicheln und leidenschaftlich küssen. Der Anblick lässt sein Herz schneller schlagen. Die Szene wird intensiver, als die beiden ihren Kuss unterbrechen, zur Seite sehen und direkt in seine Augen schauen. Sie strecken auffordernd eine Hand nach ihm aus, als wollten sie ihn in ihre Umarmung ziehen.

Erschrocken zuckt Jimin vom Spiegel zurück, seine Hände fahren fahrig durch sein Haar, und er schüttelt heftig den Kopf, als könne er die Bilder dadurch vertreiben. Woher kommen diese Gedanken nur immer wieder? Die Unruhe in ihm wächst, und er fühlt sich erneut erregt, trotz seiner Bemühungen, sich abzulenken und zu beruhigen.

,,Und ich habe schonwieder ein Problem", seufzt er leise, während er tief durchatmet, und versucht, seine Gedanken zu ordnen.

Love du Mystère [ Vminkook ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt