Kapitel 19

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Mit einem Lächeln reiche ich dem Arzt meine Krücken. „Auf nimmer Wiedersehen." Der Arzt lächelt „na das will ich doch hoffen. Einen schönen Tag Ihnen noch." Ich und Taylor verabschieden uns und ich trete glücklich auf den Gang. Geschafft, meine Krücken bin ich endlich los. Mein Knie hat sich so gut erholt das ich sogar nach denn Ferien bereits langsam mit Kraftübungen beginnen kann. "Du bekommst dein Lächeln ja gar nicht mehr aus deinem Gesicht." spricht Taylor zu mir als wir in den Fahrstuhl steigen. "Hallo Natürlich, ich habe endlich meine Krücken weg und kann wieder Sport machen." antworte ich Ihr glücklich. "Übertreibe es aber bitte nicht direkt." Ich schaue meine Tante schräg von der Seite her an. "So etwas, würde ich doch niemals wagen." und steige grinsen aus dem Fahrstuhl. "Nein wie komme ich da nur drauf." höre ich Sie noch vor sich hin murmeln ehe auch Sie mir aus dem Fahrstuhl folgt. 

Zusammen steigen wir ins Auto und Taylor lenkt aus der Parklücke aus. Ich habe bereits mein Handy in der Hand und schreibe glücklich in unsere Freundesgruppe das ich endlich meine Krücken los habe. Direkt kommt von Manu eine jubelnde Sprachnachricht und auch Kathi antwortet sofort darauf wie froh Sie darüber ist. Erst ein paar Minuten später meldet sich Liv mit einem erhobenen Daumen und auch Melly schreibt das sie sich freut. Die beiden Reaktionen sind ein kleiner Dämpfer in meiner Euphorie doch versuche ich dieses Gefühl schnell wieder zu verdrängen und freue mich lieber darüber, bald wieder Fußball spielen zu können. 

"Ich würde gerne noch mit dir wohin fahren." hohlt mich Taylor aus meinen Gedanken. Ich hebe meinen Kopf "Äh okay, wohin?" "Siehst du dann." antwortet Sie etwas abwesend. Langsam drehe ich meinen Kopf wieder auf die Straße vor uns. Ein bisschen wundert mich es schon das wir noch wo anders hinfahren, auch Taylors plötzlicher Stimmungswandel verwirrt mich und ein komisches Gefühl kommt in meinem Körper hervor. 

Keine 10 Minuten später bestätigt sich mein komisches Gefühl im Bauch und eine erdrückende Stimmung durchschießt meinen Körper. "Wann warst du das letzte Mal hier?" fragt Taylor in die Stille hinein. "Ist schon bissle her." antworte ich leise. Ich sehe Taylor im Augenwinkel leicht nicken. Nach einer kurzen Stille öffnet Sie die Autotür und betritt den Parkplatz des Friedhofes. Mit schnellen Schritten überquert Sie Ihn, öffnet das Tor und verschwindet darauf.

Ich sitze noch immer angeschnallt im Auto und starre auf die Bäume die den Friedhof umgeben. Erinnerungen erklimmen meine Gedanken. Erinnerungen an die junge Sara wie Sie an einem kalten Herbst Tag vor dem Grab Ihrer Eltern stand und zusehen musste wie die beiden Urnen in das Grab gehoben wurden. Alles läuft nochmals langsam vor meinem inneren Augen vorbei, all die Schmerzen und Tränen. All die Liebe die mit dem Tod meiner Eltern aus meinem Leben verschwand und erst viel Später wieder Platz in meinem Körper fand. 

Als ich jünger war bin ich öfters hergekommen, es war der einzige Platz wo ich mich nicht allein Gefühlt hatte. Ein wahrer Gegensatz auf einem Friedhof. Doch irgendwann überkam die Wut der Angst und ich war sauer. Sauer das meine Eltern mich alleine gelassen hatten, alleine auf dieser Welt in der mich niemand mochte und wollte. Diese Wut verschwand zwar wieder, aber ich habe das Grab trotzdem nicht mehr so häufig besucht. Es war einfach zu schwer und bedrückend. In letzter Zeit habe ich versucht zwei Mal im Jahr herzukommen, aber wenn ich ehrlich bin nicht mal das hatte ich immer hinbekommen. Jetzt denkt Ihr bestimmt wie kann ich das nur. Aber glaubt mir es ist einfach verdammt schwer und mit jedem Mal wird es auch nicht unbedingt leichter. 

Ich atme einmal Tief durch, öffne dann die Tür und betrete den Parkplatz. Meine Füße tragen mich von selber zum Tor und dann zu dem Grab meiner Eltern. In schwarzen Buchstaben auf Holz prangen die Namen Dora und Steven Darsson. Geboren 1972 Gestorben 2008. Ich schlucke schwer und starre auf das Grab herunter. Ein schwerer Stein legt sich auf meine Brust und die ersten Tränen laufen meine Wangen herunter. Erinnerungen kommen erneut hoch, doch dieses mal sind es Erinnerungen wo Sie noch leben. Zumindest die wenigen Erinnerungen die ich noch habe. 

Liebe neben dem PlatzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt