There is my pain from (TW)

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~Stegi~

Mein Magen knurrte, was mich meine Augen verdrehen ließ. Der wird noch seine Schnauze halten, wenn er merkt, dass ich ihm nix gebe.
Was jetzt aber auch zu früh gesagt ist, denn ich gab ihm jetzt schon seit zwei Wochen nix. Es fuckte mich schon ab, dass man drei Wochen ohne Essen überleben kann.

Ich beendete den Stream, mit der Ausrede, dass ich müde war. Eigentlich nicht gelogen, aber es war nicht der Grund.

Vielleicht konnte ich mich lange quälen, aber jetzt wollte ich es beenden. Keiner soll mich mehr ertragen müssen, und mir fiel auch keine andere Art mehr ein, um mich auf die Folter zu spannen. Es war einfach viel zu schwer, da mir in letzter Zeit viel weniger ausmachte.

Abwesend nahm ich das Messer aus einer Schublade, griff es richtig und setzte es an meine Pulsader. Erneut wurde mir schwarz vor Augen, dass ich es nicht mehr schaffte, diese Ader zu durchschneiden, da ich mich abstützen musste.

Kaum funktionierte meine Sicht wieder, setzte ich wieder an und wollte gerade Druck ausüben, da vibrierte mein Handy.
Ich hielt Inne. Sollte ich da wirklich rangehen?

Schließlich entschied ich mich dafür. Basti rief an, wer weiß warum.
Ich ließ mein Finger auf das grüne Feld fallen, dann legte ich das Messer noch beiseite.
Es ertönte das Geräusch aus dem Handy, wenn jemand anfing zu sprechen und schnell hielt ich es mir ans Ohr.

"Stegi, alles in Ordnung bei dir? Du schienst so fertig im Stream", fing er an zu reden und es zog sich in mir alles zusammen. Ich verdiente diese Aufmerksamkeit nicht, diese Fürsorge nicht, diesen Freund nicht. Diese Sorgen Basti's war ich nicht wert. Viel zu sehr entspannte ich mich darauf, vor nicht all zu langer Zeit. Diese Defekte in meiner Psyche hab ich mir sowieso safe nur eingebildet, mir ging es safe garnicht so scheiße, denn eigentlich würde ich all das was ich erlebt habe, verkraften, und es würde mich nicht ficken.

"Stegi?", wiederholte er sich. "Ne, es ist alles gut. War einfach nur müde" Ich musste ihn anlügen. Oder vielleicht war es keine Lüge. Vielleicht ging es mir wirklich gut. Der Fakt, dass ich hungerte, zählte nicht, dass es mir nicht gut ging.
Viel zu oft erzählte ich meinen Freunden über meine angeblichen Probleme. Dabei, hat ich wirklich welche?

"Bist du noch dran?" Basti machte sich unnötig Sorgen. Ich lebte nur eine Lüge, nichts worüber man sich Sorgen machen müsste. "Ja-" Meine Stimme zitterte plötzlich, ich wusste warum. Ich weinte. Ich sollte jetzt kein Mitleid bekommen. Bitte, Basti, bemerk es einfach nicht.

"Okay... ey du kann ich rüber kommen?", sagte Basti skeptisch. Ich wollte zustimmen, ehrlich alles in mir schrie danach, doch ich konnte nicht. Nicht noch mehr meinen Willen durchziehen. "Ne sorry Basti, ich wollte gerad schlafen gehen... vielleicht ein anderes mal?"

Ich lehnte mich gegen die Kücheninsel. Der Schwindel hatte sich in meinen Kopf festgesetzt.

"Ja okay... also ich kann auch- mach doch mal die Tür auf..." Das zog meine Aufmerksamkeit auf sich und es ließ mich kurz grinsen. Warum hatte ich das wieder vorrausgesehen? In letzter Zeit fühlte sich alles so an. Ich hatte mich darauf ausgeruht und jetzt nervte es nurnoch.

Ein paar mal blinzelte ich, und vor mir befand sich meine Wohnungstür. Ich öffnete diese und Basti stand mit einem Handy in der rechten Hand, wessen Arm er leicht in die Höhe hob, vor mir. Fast entfloh mir ein Fuck, als ich mich am Türrahmen festhielt.
Seine Augen lagen auf mir, als er auflegte und sein Handy in seine Tasche packte. Da ich vergessen hatte, dass ich meins noch in der Hand hatte, fiel es mit einem kleinlauten Krachen auf die Holzdielen. Ich zuckte zu sehr zusammen und hätte halb ein Anfall gehabt, da es sich der Sound in meinem Kopf wiederholte. 
Doch Basti holte mich mit einem Räuspern zurück in die Realität.

"Oh gott du siehst scheiße aus", merkte er an, und vielleicht stimmte es wirklich. Ich konnte nicht mehr, nicht mehr diese komische Lüge leben. Als wäre da draußen irgendeine Version von mir, die super zufrieden mit dem Leben ist und mich steuert, weil er sich selbst gerne bemitleiden wollte. Und jetzt ist wirklich alles zerstört worden, wegen mir.

Basti trat durch die Tür und schob sich an mir vorbei, zog seine Schuhe aus.
Scheiße, auf dem Boden war noch Blut von gestern. Warum hab ich das nicht weg gemacht?

"Was machst du?", brachte ich irgendwann raus, Basti wirbelte herum. "Das gleiche könnte ich dich fragen" Wieder etwas, was ich vorausgesagt hatte.

"Ich mach nix." Auf die Zunge beißen, Stegi. Du musst ihn jetzt rausschmeißen und Kontakt abbrechen. "Bitte verlass mein Haus" Ich hätte was anderes sagen können, also es anders formulieren, aber ich hab mich dazu entschieden, wieder in dem Satz nach Mitleid zu bitten.

Basti sah mich natürlich mitleidig an, was mir Tränen entlockte. Ich wollte das nicht, wollte nicht noch mehr davon bekommen, aber ich konnte ihn nicht raus schmeißen. Das würde ihn nur noch mehr verletzen.

Würde ich mich jetzt für mein egoistisches Verhalten entschuldigen, dann hätte er mich komisch angestarrt, und es wär anders cringe. Ich wollte es tun, aber die Folgen wären nur, dass er nicht versteht warum. Und mir versucht einzureden, dass ich es ja garnicht bin. Basti hatte mich nicht als Freund verdient. Ich bereitete ihm nix als Schwierigkeiten.

Langsam näherte er sich mir, hielt seine Arme offen und ich wollte wiederstehen, doch mein Körper lief auf ihn zu und umarmte ihn beinahe heulend. Fuck, schon wieder versagt.

"Es wird alles gut", flüsterte er in mein Ohr. Ich wollte kein schönes Leben, ich wollte ein schlechtes Leben, weil ich nix anderes verdient habe. Er war viel zu nett zu mir, viel zu mitleidig, ich wollte ihn weg stoßen, doch ich konnte nicht. Wieder ruhte ich mich darauf aus, dass ein herzensguter Mensch sich so auf mich einlässt und so fürsorglich ist. Warum mach ich das? Warum kann ich nicht einfach ein guter Freund sein?

Es vergingen Stunden, die ich bereute, wo ich mir den Luxus bot, mit Basti abzuhängen. Ich erlaubte mir sowas einfach nicht, ich tat es trotzdem. Sie würden alle eine Last verlieren, wenn ich nicht mehr da war.

Long Story shortWhere stories live. Discover now